München/Wart (dpa) - Das Jahr eins nach Jan Ullrich wird für das Telekom-Team zum Jahr der Wahrheit. «Wenn es bei uns 2003 nicht läuft, gibt es Gehaltskürzungen und dann wäre es auch nicht mehr weit bis zum möglichen Aus», sagte Andreas Klöden beim Zusammentreffen des Radteams mit den Kickern von Bayern München auf dem Trainingsgelände in der Säbener Straße in München.
«Ich erwarte sportliche Erfolge», forderte der bei Telekom für den Marketing-Bereich zuständige Jürgen Kindervater, der sich das neue Bayern-Engagement im Jahr etwa 20 Millionen Euro und das alt eingesessene Rad-Team um Erik Zabel etwa neun Millionen Euro kosten lässt. «Noch so ein Jahr können wir uns nicht noch ein Mal leisten», sagte Zabel.
Telekom hat mit Manager Walter Godefroot und seinem Team noch einen Vertrag bis einschließlich 2005. Die Finanzierung ist allerdings erst für das nächste Jahr unter Dach und Fach. «Erfolg ist die Grundlage für das Engagement. Ich gehe davon aus, dass die Verträge eingehalten werden», sagte Kindervater. Die Neulinge Cadel Evans (Australien), Giro-Gewinner Paolo Savoldelli (Italien) und wahrscheinlich Santiago Botero (Kolumbien), der in spätestens 14 Tagen unterschreiben soll, sollen bei den großen Rundfahrten versuchen, Ullrich einigermaßen zu ersetzen.
«Unser Jahreshöhepunkt ist natürlich wieder die Tour. Da wollen wir überall vorne mitfahren, auch wenn eine Ablösung Armstrongs vielleicht nicht realistisch ist», sagte Godefroot, der einen Start- Verzicht beim Giro d'Italia erwägt, um alle Kräfte für die Jubiläums-Tour, bei der es auch gegen die beiden nationalen Konkurrenten Coast und Gerolsteiner geht, zu bündeln. «Auch für Savoldelli hat die Tour absolute Priorität», sagte Teamchef Rudy Pevenage, der mit dem Großteil seiner Fahrer ab 5. Januar wieder ins Trainingslager nach Mallorca zieht.
Godefroot rechnet fest mit der Verpflichtung des Zeitfahr-Weltmeisters und letztjährigen Tour-de-France-Vierten Botero. «Es sieht positiv aus. Ich glaube, in etwa 14 Tagen haben wir die Unterschrift», sagte Godefroot im Rahmen des Sportler-Treffs, zu dem der Sponsor geladen hatte. Den Auftakt an der Säbener Straße hatte ein lustiges Elfmeterschießen gebildet, bei dem Oliver Kahn zwei Schüsse der Radler Fagnini und des Weltranglisten-Spitzenreiters passieren ließ. Danach machte Giovanne Elber einen starken Eindruck auf dem Fahrrad-Ergometer.
Botero, der bei der vergangenen Tour den vierfachen Sieger Lance Armstrong (USA) im ersten Zeitfahren bezwang, verhandelt zur Zeit mit seinem alten Arbeitgeber Kelme, ob er Ablöse frei zu Telekom wechseln kann. Die Signale aus der spanischen Mannschaft deuten auf Grünes Licht für das Bonner Team. «Botero hat unser Angebot vorliegen und wir nehmen ihn gerne, wenn er ohne Ablöse kommt. Ich bin optimistisch», sagte Godefroot. Mit dem 30-jährigen Kolumbianer würde das Telekom-Team die kommende Saison mit 25 Profis in Angriff nehmen. Eine mögliche Rückkehr Ullrichs, der immer noch ohne Vertrag ist, bleibt laut Kindervater «reine Spekulation, zu der ich mich gar nicht äußere».