Salzburg (dpa) - Die unter starken Druck geratenen Vertreter der ProTour-Teams machen ernst im Anti-Doping-Kampf im Radsport. Der ProTour-Rat beschloss Maßnahmen mit weitgehenden Selbstverpflichtungen, die ab 1. Januar 2007 gelten werden.
So sollen Teams in Zukunft für acht Tage komplett pausieren, wenn in ihren Reihen innerhalb von 12 Monaten zwei positive Doping-Kontrollen oder anomale Blutwerte festgestellt werden. Beim dritten Dopingfall innerhalb von 24 Monaten würde die Zwangspause vier Wochen dauern, beim vierten Vergehen verpflichteten sich die Teams auf Rückgabe ihrer ProTour-Lizenz.
Hätte diese Regelung schon in dieser Saison Gültigkeit gehabt, hätte es den Doping-Fall des Toursiegers Floyd Landis vom vorher schon stark belasteten Phonak-Team gar nicht gegeben. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA kündigte indes an, ein Verfahren gegen Landis wegen dessen positiven Doping-Tests bei der Tour de France einzuleiten.
Blut-Kontrollen sollen in Zukunft unmittelbar vor den Rennen in den Mannschaftsbussen genommen werden können. «Ja - wir wollen das», sagte Hans-Michael Holczer, Manager des Gerolsteiner Teams, der sich über die Tempoverschärfung im Anti-Doping-Kampf freute. Gefälligkeits-Atteste zur Einnahme an sich verbotener Mittel soll es nicht mehr geben. Nur noch zwei Mal pro Saison können solche Medikamente wie beispielsweise Cortison gegen Allergien und Belastungs-Asthma künftig eingesetzt werden.
Zudem wird ein unabhängiger und übergordneter Betriebsarzt für alle Teams tätig werden. Kontakte zu einem belgischen Medizin- Professor seien inzwischen geknüpft, sagte Holczer. Bei Verträgen sollen in Zukunft die Fahrer verpflichtet werden, DNA-Analysen abzugeben.
Alle 18 der anwesenden Vertreter der 20 ProTour-Teams verpflichteten sich erneut auf den bereits bei der Tour de France verschärften Ethik-Code, der vorsieht, auch keine des Dopings verdächtigten Fahrer einzustellen. Alle Teamvertreter bestätigten, mit den in der Affäre Fuentes verdächtigten Profis, unter anderen Jan Ullrich und Ivan Basso, keine Kontakte zum Zweck von Vertragsabschlüssen aufzunehmen.
Bei der Beschlussfassung am Samstag in Salzburg nicht dabei: Vertreter des neuen Teams Astana, bei dem die Lizenzverhältnisse noch ungeklärt sind, und Vertreter der sich zum Saisonende zurückziehenden Phonak-Mannschaft.