Brügge (dpa) - Der deutsche Branchenführer T-Mobile steht mit dem Rücken zur Wand. Vergleichbare Erfolglosigkeit in den ersten acht Wochen der Saison ohne Sieg gab es zuletzt 1992.
Vorjahressieger Steffen Wesemann und Andreas Klier stehen bei der 89. Flandern-Rundfahrt über 256 km nun besonders in der Pflicht. Beim vierten ProTour-Termin «gehören sie zu fünf, sechs Topfavoriten und sie wissen, was wir von ihnen erwarten», sagte T-Mobile-Manager Walter Godefroot, der am Jahresende Platz macht für Olaf Ludwig.
Die Vorzeichen deuten aber nicht nur wegen des im Moment überragenden Belgiers Tom Boonen auf alles andere als den lang ersehnten Bonner Sieg. Klier ist leicht gestürzt und Wesemann hat eine Magenverstimmung gerade auskuriert. «Nicht die besten Bedingungen», räumte Teamchef Mario Kummer ein. «Ich hoffe, das hat auf meine Leistung keinen Einfluss. Die Form ist da, aber die Nervosität steigt natürlich. Es gibt ein bisschen Druck», meinte Wesemann, der nach der Ludwig-Kritik von Köln und anhaltender Erfolglosigkeit auf Teamwork setzt: «Armut schweißt zusammen.»
Der 61-jährige Godefroot, seit 40 Jahren im Profigeschäft, verzichtet auf den drohenden Zeigefinger und rät zum Abwarten. «Das Vertrauen ist noch da. Im April haben wir bei allen Klassikern Chancen. Wesemann und Klier sind in Form, Kessler und Winokurow sind im Kommen. Von Ullrich gibt es aus dem Trainingslager gute Nachrichten. Eine erste Bilanz ziehen wir nach dem Henninger-Turm- Rennen am 1. Mai», sagte der Belgier, der sich 2004 Anfang April bereits über sieben Siege freuen konnte.
Vor 13 Jahren wurde Godefroot von Udo Bölts «erlöst», der auf der Baskenland-Rundfahrt den ersten Saisonerfolg für das bis dato sieglose Telekom-Team einfuhr. Bölts ist heute Teamleiter beim nationalen Konkurrenten Gerolsteiner, bei dem 2005 schon zwei Siege und einige gute Platzierungen zu Buche stehen. Die mutmaßlich große Klassiker-Zeit des Gerolsteiner-Teams beginnt mit dem Amstel Gold Race am 17. April.
Godefroot liefert einige Erklärungen für die Start-Schwierigkeiten seiner rund 12 Millionen Euro teuren Equipe ins erste ProTour-Jahr. «Unsere Vorbereitung lief wie immer, die Konkurrenz hat intensiver trainiert. Außerdem ist rund ein Drittel unseres Teams krank, verletzt oder angeschlagen. Aber ich erinnere mich an 1992, als die Jan-Raas-Mannschaft in den ersten Monaten alles gewann und dann bei den Klassikern wegflog», meinte Godefroot, der seinem sonstigen Sieg- Garanten Erik Zabel etwas Erholung empfiehlt.
«Er hat sich nicht genug regeneriert. Durch seinen Fußbruch im Oktober und eine Erkältung war er angeschlagen und hat wahrscheinlich zu viel gemacht. Nach Paris-Roubaix sollte er etwas herausnehmen», riet der Team-Manager, der bei Zabel (34) kein «Altersproblem» sieht: «Diese Diskussion kennen wir bei Erik schon zwei Jahre. 2003 hat er Paris-Tours gewonnen, im Vorjahr war er bei Mailand-San-Remo wieder da und verlor nur durch einen dummen Fehler.» Von Pause hält Zabel nicht viel, weil er auch um die Zahlen in seinen im Mai zu verhandelnden Vertrag strampelt.