Lenzerheide (rad-net) - Die Freiburgerinnen Adelheid Morath und Bettina Janas haben beim Swiss Epic Graubünden mit ihrem dritten Etappensieg in Folge das orangene Führungstrikot übernommen. Die Tagesdritten Stefanie Dohrn und Alice Pirard liegen nach den 48 Kilometern mit Start und Ziel in Lenzerheide nur 13,4 Sekunden dahinter auf Rang zwei. Bei den Herren bauten Fabian Rabensteiner und Michele Casagrande ihre Führung als Etappenzweite aus. Vinzent Dorn und Daniel Geismayr eroberten erstmals das Podest.
Nach dem bisherigen Verlauf des Swiss Epic hätte man mit so was kaum gerechnet. Adelheid Morath und Bettina Janas (KS Trek / Sportograf) hatten am ersten Tag als Fünfte noch 17:15 Minuten auf die Spitze verloren. Sie ließen zwei Etappensiege folgen und lagen vor der Freitagsetappe auf Position vier, 10:04 Minuten hinter Kathrin Stirnemann/Corina Gantenbein (Shimano S-Phyre girls) und 9:53 Minuten hinter Stefanie Dohrn und Alice Pirard (Centurion-Vaude).
Kathrin Stirnemann quälten Atemprobleme, so dass man Dohrn und Pirard zugetraut hatte, nach der vierten Etappe die Führung zu übernehmen. Doch stattdessen sprangen Morath und Janas von Position vier auf eins.
Das erstmals zusammen fahrende Duo musste diesmal keinen Rückstand aufholen, sondern lag bereits an der zweiten Zwischenzeit, am Ende des ersten langen Anstiegs bei Kilometer 18,5, an der Spitze, zehn Sekunden vor Ariane Lüthi und Samara Sheppard (Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy), sowie 15 Sekunden vor Pirard und Dohrn. Die Belgierin und die Frau aus Bergisch-Gladbach verloren bergab etwas den Anschluss, so dass die beiden Südbaderinnen gemeinsam mit der schweizerisch-neuseeländischen Paarung den zweiten langen Anstieg in Angriff nahmen.
Janas und Morath konnten den höheren Rhythmus gehen, wurden nach fünf Kilometern Kletterei mit 1:17 Minuten Vorsprung gemessen und bauten den Vorsprung nach kurzer Abfahrt und vier weiteren Kilometern Anstieg weiter aus. Auf der anderen Seite, an der Alp Stätz betrug der Abstand schon fast drei Minuten, während Pirard und Dohrn da schon neun Minuten Rückstand hatten.
Morath und Janas holten sich in Lenzerheide schließlich ihren dritten Etappensieg, 3:07 Minuten vor Ariane Lüthi und Samara Sheppard. Bis Stefanie Dohrn und Alice Pirard das Ziel erreichten, mussten sie 10:05 Minuten warten.
«Wir können nur unser Bestes geben und das haben wir heute getan. Heute ging es steil berghoch, das war gut für uns. Ich habe versucht das Tempo hoch zu halten», meinte Adelheid Morath im Ziel. Nach dem ersten langen Anstieg ging sie als Erste in den Singletrail und fuhr einen kleinen Vorsprung heraus. «Der Plan war, dass ich Betty mit Flaschen versorge. Dummerweise waren an der Station unsere Flaschen nicht gerichtet. Bettys haben sie dann noch gefunden, meine nicht. Also bin ich mit leerer Flasche weiter, ein bisschen im Leerlauf und Betty hat ihre Flasche im Downhill verloren. Zum Glück gibt es Brunnen. Ich habe angehalten und wir hatten dann zu trinken, aber natürlich keine Energie.»
Gemessen an den Resultaten der beiden scheint Bettina Janas Tag für Tag stärker zu werden. Sie selbst empfindet das gar nicht so. «Ich fahre einfach meinen Rhythmus, relativ konstant würde ich sagen. Der erste Tag war halt leider eine Katastrophe, da ging's mir echt schlecht. Ich musste mich acht oder neun Mal übergeben, konnte nix zu mir nehmen und der Magen hat rebelliert. Ich bin froh, dass ich mich davon so gut erholt habe», erklärte Janas.
Die Situation vor der letzten Etappe lässt für vier Teams noch alle Türen offen. Lüthi/Sheppard haben als Vierte 2:34 Minuten Rückstand auf Morath/Janas, die 13,4 Sekunden vor Pirard/Dohrn in Führung liegen. Dritte sind die bisherigen Leaderinnen Corina Gantenbein/Kathrin Stirnemann (+1:48).
Herren: Zwei italienische Teams dominieren
Nachdem sie am Tag zuvor noch mit einem Defekt an der Schaltung bei Damiano Ferraro in der Gesamtwertung alle Chancen auf den Sieg verloren haben, zeigten sich er und Partner Samuele Porro (Trek Selle San Marco) auf der vierten Etappe wieder in bester Verfassung und rissen gemeinsam mit ihren Teamkollegen Fabian Rabensteiner und Michele Casagrande bereits am ersten langen Berg aus. Gemeinsam erreichten die beiden italienischen Paarungen in Lenzerheide das Ziel und diesmal durften sich Ferraro/Porro die Ehre des Etappensieges einverleiben.
2:22 Minuten nach ihnen überquerten Daniel Geismayr und Vinzent Dorn (Centurion-Vaude) die Ziellinie und eroberten als Dritte erstmals das Podest. Und das obschon Vinzent Dorn bereits nach acht Kilometern einen Hinterraddefekt erlitt. Zwei Stopps summierten sich zu rund einer Minute Rückstand.
«Am ersten Anstieg sind wir aber gut vorgekommen und haben am zweiten Berg durchgezogen», erzählte Vinzent Dorn. «Echt geil, hier aufs Podest zu fahren.» Daniel Geismayr lobte seinen jungen Gefährten. «Er war heute echt stark und ich denke, in Zukunft kann er bei solchen Rennen noch viel erreichen.»
In der Gesamtwertung schoben sich der Österreicher und der Kirchzartener auf die vierte Position (+20:30). Allerdings sitzen ihnen Ferraro und Porro als Fünfte mit 27 Sekunden Differenz fast schon im Nacken.
Vorne steuern Rabensteiner/Casagrande mit 8:27 Minuten Vorsprung auf die beiden Schweizer Casey South und Noah Blöchlinger (jb Brunex-Felt/Fischer BMC) auf den Gesamtsieg zu. South und Blöchlinger taten sich am vierten Tag erstmals richtig schwer, hielten den Schaden mit 2:59 Minuten Rückstand allerdings in Grenzen. Vor allem gegenüber den Gesamtdritten Marc Stutzmann/Michael Stünzi vom deutschen Team Texpa-Simplon, gegen die sie den Sprint um Rang vier knapp verloren. Stünzi und Stutzmann haben 12:30 Minuten Differenz auf die Leader.
Martin Gluth und Simon Vitzthum (Superior XC/bischibikes.ch) wurden wie am Tag zuvor Siebte (+6:54) und bleiben in der Gesamtwertung Neunte.
Der letzte Tagesabschnitt führt von Lenzerheide über 64 Kilometer zurück zum Ausgangspunkt Davos. Es geht erst mal bergauf, doch dann folgt eine 17 Kilometer lange Abfahrt bis zum Landwasser Viadukt. Dann folgt eine lange Kletterpartie, von unter 1000 Metern bis auf das Rinerhorn in 2106 Meter Höhe, ehe es dann steil bergab nach Davos geht.
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