Innsbruck (rad-net) - Am kommenden Wochenende beginnt in Innsbruck (Österreich) die Straßen-Weltmeisterschaft mit dem Mannschaftszeitfahren der Firmenteams. Ab Montag stehen die Einzeldisziplinen auf dem Programm. Der WM-Parcours in Tirol gilt als einer der schwersten der letzten Jahrzehnte.
Der Gastgeber der Straßen-Titelkämpfe 2018 verspricht eine WM der Superlative: Vier Startorte, ein Rundkurs, ein Ziel in Innsbruck; dazu etwa 1000 Athletinnen und Atheleten sowie rund 250 Millionen Fernsehzuschauer in 150 Ländern. Und in diesem Jahr wird es in und um Innsbruck besonders spektakulär: Extrem steile Anstiege machen die Titelkämpfe zu einer der größten Herausforderungen der vergangenen Jahre. Gestartet wird im Ötztal (Mannschaftszeitfahren), in Hall-Wattens (Einzelzeitfahren), im Alpbachtal Seenland und in der Stadt Kufstein (Elite Männer).
Das Profirennen wird sich auf dem sogenannten «Olympia-Rundkurs» entscheiden. Die 23,8 Kilometer lange Schleife mit dem Anstieg bis unterhalb des Patscherkofels müssen die Männer sieben Mal fahren, ehe der neue Weltmeister feststeht. Die gefürchtetste Stelle ist der «Höll-Anstieg». Auf einer Länge von 2,45 Kilometern geht es von 577 Höhenmetern hinauf auf 899 Meter – mit 28 Prozent Steigung im extremsten Abschnitt. Deshalb werden auch keine Sprinter am Start stehen, und auch Klassikerfahrer wie John Degenkolb verzichten.
Die deutsche Mannschaft hat starke Bergfahrer wie Emanuel Buchmann oder den Deutschland-Tour-Gesamtdritten Maximilian Schachmann am Start, allerdings sind die Erwartungen des BDR auf Medaillen im Straßenrennen eher zurückhaltend. «Wir wollen schon in allen Rennen ein Wort mitreden, aber der Kurs entspricht nicht wirklich unseren Fähigkeiten», sagt BDR-Sportdirektor Patrick Moster. Trotzdem: Gerade die Leistungen von Buchmann bei der Vuelta (Platz 12 im Gesamtklassement) und von Schachmann (Etappensieger Giro und Deutschland-Tour) lassen dennnoch gute Prognosen zu. Untersützung erhalten sie von Marcus Burghardt, Nico Denz, Simon Geschke und Paul Martens.
In Innsbruck wird man vor allem jene Fahrer vorne sehen, die beim Giro, bei der Tour und bei der Vuelta in den Bergen überzeugen: Fahrer wie der Franzose Julian Alaphilippe oder der Italiener Vincenzo Nibali, der nicht nur in den Steigungen, sondern auch in den Abfahrten Zeit gut machen kann. Titelverteidiger Peter Sagan wird ebenfalls am Start sein, doch die Strecke von Innsbruck ist nicht nach dem Geschmack des Slowaken. Aber bei Sagan ist immer alles möglich.
Das Zeitfahren der Männer wird zum letzten Mal über 50 Kilometer gehen und ist - bis auf die Schlussteigung - eine Strecke für Tony Martin, der sich nach längerer Verletzungspause fit fühlt. «Ich habe in der England-Rundfahrt gespürt, dass ich Druck habe. Für ein großes Straßenrennen über fünf, sechs Stunden fehlt mir nach meiner langen Verletzungspause noch die Power, aber für das Zeitfahren bin ich guter Dinge», sagte der vierfache Weltmeister vor der Abreise. 48 Kilometer des Zeitfahrens kommen Martin entgegen, die letzten viereinhalb wird es steil. «Aber es ist ein gleichmäßiger Anstieg», hofft Martin auf ein gutes Abschneiden in Tirol.
Der zweite Zeitfahrer der Deutschen wird Maximilian Schachmann sein, der bei der EM schon Bronze eroberte.
Bei den Frauen rechnen sich sowohl Lisa Brennauer als auch Trixi Worrack, die bei der EM als Dritte überraschte, Chancen im Kampf gegen die Uhr aus. «Die Strecke dürfte ihnen liegen, da könnte eine Medaille drin sein», sagt Bundestrainer Anfdré Korff, der beide Athletinnen auch ins Straßenrennen schickt, wo er Liane Lippert aber größere Chancen einräumt. Die Deutsche Meisterin kommt mit bergigen Rennstrecken am besten zurecht. Insgesamt sieben Athletinnen durfte Korff nominieren - Charlotte Becker, Kathrin Hammes, Lisa Klein und Clara Koppenburg gehören ebenfalls zum Aufgebot -, das ist eine mehr als bei den Männern, die nur mit sechs Fahrern ins Rennen gehen. «Um eine Medaille mitzufahren wird bei diesem Kurs schwer», sagt Korff, «aber eine Top-Ten-Platzierung ist auf jeden Fall möglich», gibt sich der Frauen-Bundestrainer vorsichtig optimistisch.
In der Kategorie U23 setzt Bundestrainer Ralf Grabsch im Zeitfahren auf Lennard Kämna und Max Kanter. Beide dürfen zum Kreis der Favoriten gezählt werden und gehen auch im Straßenrennen an den Start. Kämna war im vergangenen Jahr Zweiter und damit der einzige deutsche Medaillengewinner. Gute Kletterfähigkeiten bewies zuletzt auch Georg Zimmermann bei der Tour de l'Avenir und gehört wie der ebenfalls bergfeste Florian Stork auch zum WM-Aufgebot. Jonas Rutsch und Patrick Haller sind gute Allrounder, die alle Aufgaben erfüllen können.
Bei den Junioren setzt Bundestrainer Wolfgang Ruser auf die Zeitfahr-Qualitäten von Jakob Geßner und Michel Heßmann, der schon bei der EM den vierten Platz belegte. Beide werden auch im Straßenrennen starten, wo mit Pirmin Benz und Felix Engelhardt zwei weitere gute Bergfahrer nominiert sind.
Hannah Ludwig führt das Aufgebot der Juniorinnen an. Die dreifache deutsche Meisterin hat eine starke Saison gezeigt, wurde bei der EM Zweite im Zeitfahren und Dritte im Straßenrennen und gilt als große Medaillenhoffnung in Innsbruck. Komplettiert wird das Juniorinnen-Team durch Ricarda Bauernfeind, Katharina Hechler und Dorothea Heitzmann.
Der WM-Zeitplan
Sonntag, 23. September:
10 Uhr: Mannschaftszeitfahren Frauen, 54,5 km
14:30 Uhr: Mannschaftszeitfahren Männer, 62,8 km
Montag, 24. September:
10 Uhr: Einzelzeitfahren Juniorinnen, 20 km
14:30 Uhr: Einzelzeitfahren Männer U23, 27,8 km
Dienstag, 25. September:
10 Uhr: Einzelzeitfahren Junioren, 27,8 km
14:30 Uhr: Einzelzeitfahren Frauen, 27,8 km
Mittwoch, 26. September:
14 Uhr: Einzelzeitfahren Männer, 52,5 km
Donnerstag, 27. September:
9 Uhr: Straßenrennen Juniorinnen, 71,7 km
14:30 Uhr: Straßenrennen Junioren, 132,4 km
Freitag, 28. September:
12 Uhr: Straßenrennen Männer U23, 179,9 km
Samstag, 29. September:
12 Uhr: Straßenrennen Frauen, 156,2 km
Sonntag, 30. September:
9:30 Uhr: Straßenrennen Männer, 258,5 km