Heidelberg (dpa) - Angst vor möglichen Regressforderungen seines früheren Arbeitgebers T-Mobile hindern Jan Ullrich nach Meinung des Sportrechtlers Michael Lehner am Reden. Diese Auffassung vertrat der Jurist in einem Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur dpa.
Lehner, der den Anti-Doping-Aktivisten Werner Franke im Prozess wegen Falschaussage Ullrichs in der Doping-Affäre Fuentes als Anwalt vertritt, meinte: «Ich glaube nicht, dass sich Ullrich so sehr vor dem drohenden Betrugs-Prozess in Bonn fürchtet. Er könnte sich mit den Behörden durch ein Geständnis sicher auf eine Geldstrafe einigen. Seine Hauptangst hat mit eventuell drohenden Regressansprüchen von T- Mobile zu tun. Dann wäre er pleite.»
Lehner hatte in der Vergangenheit 5000 Meter-Olympiasieger Dieter Baumann und Radprofi Danilo Hondo bei ihren Doping-Prozessen betreut. Er rät Ullrich, «jetzt mit der Wahrheit raus zu gehen». Der Heidelberger Anwalt befürchtet aber, dass der Tour-de-France-Sieger von 1997 seinen Weg des Schweigens stur weiter gehen wird: «Seine Berater werden ihn dazu drängen.»
Lehner ist im Hinblick des eventuell bevorstehenden Betrugs- Prozesses gegen Ullrich skeptisch. «Ich halte das nicht für Betrug. Wer ist betrogen worden?», fragte der Sportrechts-Spezialist vor dem Hintergrund der zahlreichen Doping-Geständnisse in der vergangenen Woche, die zu belegen scheinen, dass es im Team Telekom ein Flächen deckendes Doping gab. Bis es zur Anklage kommt, könnten laut Lehner «noch Monate» vergehen.
Er geht aber fest davon aus, dass die Bonner Staatsanwaltschaft das Verfahren nicht einstellt, weil der Sachverhalt des Betruges nach den neuesten Aussagen nicht mehr gegeben sein könnte. Der Prozess Franke contra Ullrich ist für Juli anberaumt, wenn die Tour de France läuft.