Peking (dpa) - Die Form stimmt, die Ansprüche sind hoch, der Kurs liegt ihr: Die Olympischen Spiele könnten den Karriere-Höhepunkt von Sabine Spitz markieren. Aber ihre Stimme ist nicht zu vernehmen im Chor, der Lobeshymnen auf Peking singt. Die deutsche Goldmedaillen-Kandidatin im Mountainbike nahm auch zwei Tage vor ihrem Wettkampf im «Laoshan Mountain Bike Complex» kein Blatt vor den Mund. «Ich habe kein Olympia-Feeling wie in Athen oder Sydney. Ich sehe China konträr und lasse mich nicht vom Schein einlullen. Wir sehen doch hier nur die außen polierte Seite. Die Spiele hätten nicht nach China vergeben werden dürfen», sagte die 36-jährige Vize-Weltmeisterin am Mittwoch und setzte damit ihren kritischen Kurs fort.
Das Magazin der «Süddeutschen Zeitung» hatte vor den Spielen bei 200 deutschen Athleten angefragt, ob sie sich an einer Geschichte gegen die Menschenrechtsverletzungen in China beteiligen. Neun Athleten sagten zu, darunter die Badenerin aus Murg-Niederhof. Sabine Spitz wurde mit dem Porträt des in Haft sitzenden Schriftstellers Yang Tongyan fotografiert. «Viele Chinesen leiden unter den Spielen. Ich denke an die Menschenrechtsverletzungen, die Umsiedlungen, den Wassermangel, der ensteht, weil die unzähligen, neu entstandenen Grünanlagen bewässert werden müssen. Ich möchte nicht wissen, viele Menschen bei den Bauarbeiten für Olympia ums Leben gekommen sind», sagte sie im Olympischen Dorf.
Die Bronzemedaillengewinnerin von Athen ist für ihre klare Linie bekannt. Angeführt von Sabine Spitz hatten sich Mitglieder der Mountainbike-Nationalmannschaft im Mai öffentlich von der kritischen Haltung ihrer Kollegen Lado und Manuel Fumic zum Anti-Doping- Kontrollsystem distanziert. Zwar konstatiert sie im Kontrollsystem Schwächen, fühlte aber keine «totale Überwachung». Die Gebrüder Fumic hatten vor allem Bedenken gegen Melde-Auflagen der NADA geäußert, und sie mit dem Argument der Persönlichkeits-Beeinträchtigung nicht erfüllt. Am 11. April waren sie vom BDR-Sportgericht verwarnt und mit einer dreimonatigen Sperre belegt worden. In der Revision sprach sie das Verbandsgericht frei und der Weg für Peking war für Manuel (Start am Samstag) frei.
«Im Olympischen Dorf gehen wir uns aus dem Weg. Ich will jetzt nicht mit ihm darüber sprechen, er ist beratungs-resistent», schilderte Sabine Spitz ihr augenblickliches Verhältnis zu ihrem Team-Kollegen Manuel Fumic. Ihm hätte das öffentliche Schreiben der Kritiker aus dem eigenen Lager - 37 Mountainbiker unterschrieben den Spitz-Brief - «weh getan», sagte der deutsche Meister am Mittwoch. Er wünsche Sabine Spitz, die vielleicht sogar bis London weitermachen will, für ihren Wettkampf «aber alles Gute».