Madrid (dpa) - Wird seine Hündin Piti dem Radprofi Alejandro Valverde zum Verhängnis? Einer der Blutbeutel, die vor fast drei Jahren beim mutmaßlichen spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes sichergestellt worden waren, trug die Aufschrift «Valv.Piti».
Dies hatte dazu geführt, dass sich Valverde seither immer wieder des Vorwurfs erwehren musste, in den Dopingskandal um die «Operación Puerto» verwickelt gewesen zu sein. Das Nationale Olympische Komitee in Italien (CONI) will nun erstmals den Nachweis erbracht haben, dass dem Spanier zugeordnete Beutel wirklich Blut von Valverde enthielten. Die Nachricht aus Rom löste in Spanien Verblüffung und Ratlosigkeit aus. Niemand konnte einschätzen, was von den Vorwürfen aus Italien zu halten war. Es stellte sich die Frage: Wie kamen die Italiener an Blutkonserven aus dem Fuentes-Labor, die der Madrider Ermittlungsrichter Antonio Serrano unter Verschluss hält?
Der spanische Radsport-Verband (RFEC) stellte sich sofort hinter den 28-Jährigen. «Uns liegt nicht das geringste Anzeichen vor, dass Valverde mit der Operación Puerto zu tun hatte», sagte RFEC-Präsident Carlos Castaño. Der Hohe Rat des Sports (CSD), der der spanischen Regierung unterstellt ist, sprach von einer «Kampagne» gegen den Fahrer vom Team der Caisse d'Epargne. «Wir werden Valverde verteidigen, wir haben genug von dieser Hetzjagd gegen den Profi», sagte ein hohes CSD-Mitglied der Zeitung «El Periódico». Der RFEC und der CSD hatten bereits durchgesetzt, dass Valverde trotz der Doping-Vorwürfe 2007 an der WM in Stuttgart teilnehmen durfte.
Der vorjährige Gewinner der ProTour-Wertung stritt die neuen Verdächtigungen ebenfalls ab: «An der Sache ist nichts dran.» Auf die Frage, ob er zur Anhörung vor dem CONI am Montag in Rom erscheinen werde, antwortete er: «Ich habe keine offizielle Vorladung erhalten.» Die spanische Presse sieht den Radprofi, der bei der Tour de France 2008 das Gelbe Trikot getragen hatte, in einer zunehmend brenzligen Lage. «Valverde steht mit dem Rücken zur Wand», meint das Sportblatt «Marca».
Die italienischen Doping-Fahnder könnten, so berichtet die Zeitung «El País», in monatelanger Kleinarbeit hinter den Kulissen erreicht haben, dass der Richter Serrano ihnen Amtshilfe leistete und Blutproben aus dem Fuentes-Labor zur Verfügung stellte. Die Italiener hatten Valverde bereits 2008 bei einer Tour-Etappe in Prato Nevoso Blut abgenommen. Diese Probe soll mit Blut abgeglichen worden sein, das bei Fuentes beschlagnahmt worden war.
Sollte sich der Verdacht gegen Valverde bestätigen, wäre dies nicht nur ein schwerer Rückschlag für den Profi-Radsport. Es wäre auch eine schwere Blamage für die spanischen Doping-Fahnder. «Bei der Jagd nach den Betrügern stellen wir uns in Spanien nicht sehr geschickt an», räumt das Sportblatt «As» ein. «Wenn nun in Italien ein Nachweis gelingt, zu dem wir Spanier nicht in der Lage waren, wird man denken, dass wir in Spanien das Doping begünstigen.»