Zürich (dpa) - «Antidoping Schweiz», gleichzusetzen mit der NADA in Deutschland, hakt nach im Fall des dopingverdächtigen Radprofis Andreas Klöden.
Der 33 Jahre alte Astana-Profi, der seinen ersten Wohnsitz in Kreuzlingen hat, fährt seit Jahren mit einer Schweizer Lizenz und ist damit den dortigen Anti-Doping-Bestimmungen unterworfen. Die am 1. Juli 2008 gegründete Schweizer Anti-Doping-Behörde will Unterlagen zum Fall Klöden aus Deutschland anfordern.
Bisher sei die deutsche Adresse für die Anfrage aus der Schweiz zu Klöden allerdings noch unklar, weil der Abschlussbericht der Kommission, die die Vorfälle in der Sportmedizin der Uni-Klinik Freiburg untersuchte, noch nicht fertiggestellt ist. Mitte Mai soll der Bericht, aus dem der «Spiegel» bereits zitierte, offiziell auf dem Tisch liegen. Er soll dann in Freiburg präsentiert werden.
«Die Vorwürfe gegen Klöden kennen wir bisher nur aus der Presse. Wenn das stimmt, was zu lesen war, interessiert uns das natürlich sehr, und wir werden versuchen, die Unterlagen zu erhalten», sagte Marco Steiner, Jurist von Antidoping Schweiz, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Fall Jan Ullrich, gegen den der Schweizer Radsport-Verband Swiss Cycling wegen dessen Verwicklung in die Doping-Affäre Fuentes bereits 2006 mit Ermittlungen begann, ist nach Verbands-Mitteilung an die neue Behörde weitergeleitet worden.
In dem vom Hamburger Nachrichten-Magazin vorab in Auszügen veröffentlichen Bericht wird dem früheren T-Mobile- und Telekom- Profi Klöden vorgeworfen, sich am 2. Juli 2006 Blut-Doping unterzogen zu haben. Der zweifache Zweite der Tour de France, der die am 4. Juli beginnende Frankreich-Rundfahrt an der Seite seiner Kapitäne Alberto Contador (Spanien) und Lance Armstrong (USA) bestreiten soll, hat Doping immer abgestritten. Zu den jüngsten Vorwürfen hat er sich bisher nicht geäußert. Sein Team hatte durch deren Sprecher Philippe Maertens gesagt, Klärungsbedarf bestehe erst, wenn es konkrete Fakten gebe.
Klöden könnten sowohl juristische Schritte der Staatsanwaltschaft Freiburg als auch ein sportrechtliches Vorgehen durch Swiss Olympic, auf Antrag von Antidoping Schweiz, und den Weltverband UCI drohen. Berührungspunkte zwischen dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und Klöden gibt es wohl nicht mehr, nachdem ihn der Verband schon für die vergangene Weltmeisterschaft in Varese nicht mehr nominiert hatte. Daraufhin hatte Klöden verärgert erklärt, international bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen «nie mehr» für den BDR zu fahren. Falls ein Verstoss gegen Anti-Doping-Bestimmungen vorliegt, kann die Disziplinarkammer für Dopingfälle von Swiss Olympic auf Antrag von Antidoping Schweiz eine Sperre aussprechen.