Berlin (dpa) - Radprofi Stefan Schumacher bleibt dabei. «Ich habe noch nie in meinem Leben gedopt», sagte der 27-jährige Schwabe im «Aktuellen Sportstudio», wo er nach der Zwei-Jahres-Sperre durch die Französische Anti-Doping-Agentur AFLD Stellung zu den Doping-Vorwürfen nahm.
Die französische Organisation, im vergangenen Juli bei der Tour de France zum ersten Mal mit den Doping-Kontrollen beauftragt, hätte laut Schumacher bei der Ermittlung gegen ihn «alle Beweise und Fakten ignoriert». Experte Wilhelm Schänzer vom Anti- Doping-Labor in Köln stellte sich vor die Kollegen des renommierten Labors Chatenay-Malabry, die den zweifachen Etappensieger in einer nachträglichen Untersuchung seiner Blutproben für positiv erklärt hatten: «Der Test ist valide».
Daran hat Schumacher erhebliche Zweifel. Der ehemalige Kapitän des Gerolsteiner-Teams sprach bei der nachträglichen Analyse der A-Probe durch die AFLD, die ihm die Einnahme des Blut-Doping-Mittels CERA nachgewiesen hatte, von einer Art Zweitverwertung. Bei der Tour hätte Schumacher nach eigener Aussage als einer der am häufigsten getesteten Fahrer 12 Urin- und fünf Blut-Kontrollen über sich ergehen lassen. Die während der Tour nicht beanstandeten Blutproben hätten der Erstellung der Blut-Parameter für den biologischen Pass des Weltverbandes UCI gedient. Trotz des gebrochenen Siegels seien die Röhrchen mit seinem Blut auf AFLD-Geheiß nach der Tour noch einmal untersucht worden.
Dabei war am 6. Oktober das Ergebnis zweier positiver Analysen bekanntgeworden. Schumacher: «Es gab gar keine A-Probe, deshalb habe ich damals innerhalb der Frist von fünf Tagen auch keine B-Probe verlangt.» Die heutige Öffnung der B-Probe könnte Zweifel am Ergebnis der positiven A-Proben beseitigen. Darauf wollte sich Schumacher, der bei der Frankreich-Rundfahrt zwei Tage das Gelbe Trikot trug und am Samstag seine Verteidigungs-Reden im blütenweißen Oberhemd vortrug, nicht einlassen.
Trotz seiner Bedenken dürfte allerdings alles andere als eine Anerkennung der Sperre durch die UCI in der nächsten Woche einer großen Überraschung gleichkommen. Verbands-Chef Pat McQuaid hatte schon bei einem Besuch des Berliner Sechstagerennens im Januar kein Zweifel an übergreifenden Sanktionen gelassen. «Am Donnerstag oder Freitag werden wir die Entscheidung bekanntgeben», sagte am Sonntag UCI-Sprecher Enrico Carpani auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dem glatzköpfigen Profi aus Nürtingen bliebe dann noch der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS.
Schumacher, in dessen Karriere schon dreimal Doping-Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden, ohne dass das schwerwiegende Folgen gehabt hätte, muss jetzt finanziell vermutlich kürzertreten. Nach seiner Klage gegen die fristlose Kündigung durch seinen Rennstall nach Bekanntwerden des Doping-Vorwurfs konterte sein ehemaliger Arbeitgeber Hans-Michael Holczer mit einer Gegenklage auf Rückzahlung von Gehältern für drei Monate «in sechsstelliger Höhe», wie Holczer- Anwalt Jürgen Schmitt die Summe bezifferte. Der Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht könnte im April beginnen.
Der jetzt arbeitslose Team-Manager Holczer versteht indes nicht, warum Schumacher anhand der drückenden Indizien nicht längst ein Geständnis ablegte wie sein einstiger Team-Kollege und Zimmer-Nachbar in Frankreich, Bernhard Kohl. Der Österreicher war ebenfalls von der AFLD in einem nachträglichen Test der CERA-Einnahme überführt worden. «Wenn jemand gedopt hat und das gesteht, finde ich das gut. Aber ich habe nichts zu gestehen», erklärte Schumacher unbeirrt.