Baku (dpa) - Der früheren Radsport-Präsidentin Sylvia Schenk gehen die Doping-Geständnisse ehemaliger Team-Telekom-Fahrer nicht weit genug.
«Das endet immer an der Verjährungsgrenze und es sind auch nur bisher Sachen zugestanden worden, die bereits auf dem Tisch lagen», sagte die Ex-Chefin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wenn wir nur wissen, wie EPO bis 2001 genommen wurde, dann können wir aktuell nichts unternehmen.»
Während ihrer Amtszeit zwischen 2001 und 2005 habe es den Verdacht gegeben, dass der ehemalige Bahnfahrer Christian Lademann verbotenen Substanzen genommen habe. «Das hätte sofort gemeldet werden müssen, da hätten wir weitere Blutuntersuchungen machen müssen», hätte sie damals gedacht. Aber alle anderen Verantwortlichen hätten widersprochen und gesagt: «Nein, ist in Ordnung. Und die Medien fanden es ja damals offensichtlich auch nicht so schlimm. Jetzt wird daraus auf einmal ein Riesenfall. Der war es aber eigentlich damals schon.» Der Freiburger Mediziner Olaf Schumacher hatte gesagt, dass damals die Blutwerte Lademanns erhöht gewesen seien, aber nicht über dem Grenzwert gelegen hätten.
Dass der geständige Dopingsünder Erik Zabel, der bei der Bayern-Rundfahrt an den Start ging, seine Karriere fortsetzt, hält Schenk für ein falsches Signal. Dadurch ändere sich nichts an der «Mentalität, insbesondere die Fahrer fühlen sich sogar noch bestätigt. Deshalb hätte aus meiner Sicht Erik Zabel eine Auszeit nehmen müssen».
Kenntnisse über ein systematisches Doping im Amateur-Radsport in den 80er und frühen 90er Jahren unter dem ehemaligen Bundestrainer Peter Weibel hatte die 54 Jahre alte Anwältin nach eigenen Angaben nicht. «In meiner Zeit hat Herr Weibel sich immer darüber beschwert, dass die Italiener seinen Jugendlichen insbesondere um die Ohren fahren, und er sagte, ja ich weiß, wir können ja nichts machen, Frau Schenk, aber sie sehen, dass die anderen wahrscheinlich dopen.»