Berlin (dpa) - Verbands-Präsident Rudolf Scharping sieht den international schwer angeschlagenen Radsport auf dem Weg der Besserung.
«Der Radsport befindet sich in der Reha. Er liegt nicht mehr auf der Intensivstation», umschrieb der ehemalige Verteidigungsminister die Situation sieben Monate nach Bekanntwerden der Dopingaffäre Fuentes, die den Radsport in eine tiefe Krise stürzte. «Es ging nicht nur um die Ethik des Sports, sondern auch um sein wirtschaftliches Überleben», sagte der Chef des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in Frankfurt. Dass der des Dopings verdächtigte Olympiasieger Jan Ullrich noch einmal international für den BDR eingesetzt wird, glaubt Scharping nicht.
Mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog hatte der BDR im Anschluss an die Vorfälle vor und nach der vergangenen Tour de France mit den Suspendierungen Ullrichs, des Giro-Gewinners Ivan Basso und dem Dopingfall Floyd Landis auf die neuesten Facetten der alten Problematik reagiert. Der Verband will «sein Engagement in der Dopingbekämpfung weiter vorantreiben». Im März ist ein Workshop mit Sportmedizinern aus dem Radsport, darunter auch Vertreter der deutschen Profiteams, geplant.
Prävention, Kontrolle und Sanktionen, sind die drei Eckpfeiler der Dopingbekämpfung im BDR. DNA-Tests sind bei den deutschen ProTour- Teams inzwischen Voraussetzung bei Vertragsverhandlungen mit neuen Fahrern. Der BDR wird künftig eine Blutvolumen-Messung bei allen Kader-Athleten anordnen. «Wer an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen teilnehmen will, muss sich diesen Maßnahmen unterziehen», sagte Scharping. Auch deutsche Fahrer in ausländischen Teams müssten sich an das neue Regelwerk des BDR halten.
Dass Ullrich, weiter ohne Lizenz und Team, noch einmal für den BDR an den Start geht, hält Scharping im Augenblick für unwahrscheinlich. «Dafür sehe ich im Moment keine Grundlage», sagte der ehemalige Kanzler-Kandidat, der Ullrichs sportliche Verdienste aber nicht schmälern möchte: «Der deutsche Radsport hat ihm viel zu verdanken.»
Als neues Mitglied im ProTour-Rat der UCI kämpft der Ex-Politiker auch für eine Einigung im immer heftiger werdenden Streit zwischen dem Weltradsport-Verband UCI und den Veranstaltern. «Die UCI darf nicht als eine Bedrohung für die wirtschaftliche Basis der Veranstalter wahrgenommen werden. Und das gleiche gilt auch umgekehrt», sagte Scharping.
In Gesprächen mit den Kultusministerien der Bundesländer plant der Verband eine Ausweitung des Radsports als Schulsport. Bestimmte Modellprojekte sollen bereits im Schuljahr 2007/2008 umgesetzt werden.