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Kritisiert die Berichterstattung in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung»: BDR-Präsident Rudolf Scharping. Foto: dpa/Archiv
04.08.2013 13:46
Scharping kritisiert Berichterstattung der «FAS» als «tendenziös»

Frankfurt (rad-net) - Unter der Überschrift «Zabels Freund» berichtet die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» (FAS) in ihrer heutigen Ausgabe über das Verhältnis zwischen Rudolf Scharping, dem Präsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), und dem des langjährigen Dopings geständigen Erik Zabel.

Scharping betonte gegenüber «rad-net», seine schriftlich gegebenen Antworten seien unvollständig und verkürzt wiedergegeben worden. Was die «Frankfurter Allgemeine» daraus gemacht habe, sei «tendenziös», so der Verbandschef.

«Die Autorin Frau Simeoni verschweigt leider unter anderem, dass der BDR als erster Sportverband 2006 Prävention gegen Doping zur Verpflichtung gemacht hat, als erster Sportverband alle Doping-Verfahren dem unabhängigen Deutschen Institut für Schiedsgerichtsbarkeit übergeben hat, und auch seit 2005 elf Prozent Mitglieder gewonnen hat - trotz massiver Belastung angesichts der notwendigen Aufarbeitung der Doping-Probleme im Profiradsport der Männer», stellt Rudolf Scharping klar.

Zur sachlichen Einordnung veröffentlicht «rad-net» im Folgenden die kompletten Antworten von Rudolf Scharping im Wortlaut (jeweils anschließend finden Sie eine Erläuterung zur Frage).

Das ist doch ein ausgezeichnetes Ergebnis, dass der BDR seit 2005 / 2006 trotz der äußerst intensiven Debatte über Doping im Profiradsport der Männer, trotz der notwendigen Aufarbeitung des verseuchten Jahrzehnts rund elf Prozent an Mitgliedern gewinnt. Nehmen Sie Kittel, Degenkolb oder andere - die haben in der gleichen Zeit, also nach 2006 (Fall Ullrich usw.) ihre Weichen gestellt Richtung «Profi» und zugleich klüger gehandelt, nämlich sich feste berufliche Standbeine geschaffen.
Richtig ist: wir haben rückläufige Zahlen im Schülerbereich - aber im Verhältnis zur Geburtenentwicklung und im Vergleich zu vielen anderen Sportarten haben wir geringere Probleme. Die aber packen wir an (siehe oben).

Hier ging es darum, dass es in den Schüler-Jahrgängen des BDR weniger junge Leute gibt, während der BDR andererseits Mitglieder gewonnen hat. Frau Simeoni wollte wissen, ob Herr Scharping hier einen Zusammenhang zu den Doping-Skandalen sehe.

Wir haben einen sehr klaren Trennungsstrich gezogen: auch im Lichte der Erfahrungen bei den WM 2007 setzen wir konsequent auf junge und unbelastete Sportler; das ergänzt, was der BDR gegen Doping seit 2006 auf den Weg gebracht hat: Verpflichtung zur Prävention in Weiterbildung, Ausbildung, Lehrgängen von Kindern oder Jugendlichen usw.; Anlage von Blutprofilen, um gezielte Kontrollen zu ermöglichen (BDR-Beschluss 2006; Antrag europäischer Kongress 2007; Übernahme durch UCI 2009 - übrigens als erster Sportverband); Übergabe der Verfahren an das Deutsche Institut für Sportgerichtsbarkeit als erster Sportverband in Deutschland; usw.
(als Hinweis: Ihr Kollege Seele hat ja sicher noch die Unterlagen aus einem Gespräch, an dem er im März des Jahres beteiligt war - da werden Sie weitere Belege finden; auch, dass ich schon 1998 im Zusammenhang mit dem Festina-Skandal öffentlich (in DIE ZEIT) für ein Anti-Doping-Gesetz eingetreten bin und seither unverändert. Zum Beispiel hat die MV des DOSB 2006 die vom BDR gestellten Anträge akzeptiert - bis zuletzt bei der MV des DOSB 2012).

Diese Frage beschäftigte sich mit der Zukunft des BDR gerade im Hinblick auf die Skandale bei den Radprofis.

Woher wissen Sie, dass ich «so sicher» bin? Ich meine, dass Sportler wie Marcel Kittel, John Degenkolb, Tony Martin, Andre Greipel sich sehr glaubwürdig verhalten. Die werden auch nicht ihre Jobs, zum Beispiel als Polizeibeamte, riskieren.
Hier wollte Frau Simeoni wissen, weshalb Herr Scharping «so sicher» sei, dass die aktuellen Radsport-Profis nicht mehr dopen würden.

Glauben? Ich denke lieber und komme zu folgendem Ergebnis: wo in Wirtschaft oder Sport oder anderswo viel Geld, öffentlicher Ruhm, Leistung und Stress zusammenkommen, da besteht die Versuchung der Manipulation - gegen diese Versuchung muss man ankämpfen; das tun wir.
Auch hier ging es um das Thema Doping und darum, ob Herr Scharping glauben würde, dass dieses Problem im Radsport gelöst sei.

Belastet; aber freundschaftliche Verbindungen zeigen ihren Wert gerade unter Belastungen, oder?
Diese Frage betraf die freundschaftliche Verbindung von Herrn Scharping zu Erik Zabel und wie Herr Scharping diese heute beschreiben würde.

Nein.
Diese Frage bezog sich darauf, ob sich Erik Zabel Herrn Scharping gegenüber zu irgendeinem Zeitpunkt zu seiner Doping-Vergangenheit geäußert habe.

Wie alle anderen auch.
Dazu wollte Frau Simeoni wissen, ob sich Herr Scharping von Erik Zabel hinters Licht geführt fühle.

Ob und was ich jemandem persönlich übel nehme, sage ich ihm lieber direkt ins Gesicht und nicht über einen Dritten.
Auf Nachfrage, ob Herr Scharping das Herrn Zabel persönlich übel nimmt.

Nicht im Kern, trotz massiver Enttäuschung.
Am 29. Juli wurde das Geständnis von Erik Zabel in der «Süddeutschen Zeitung» veröffentlicht. Frau Simeoni fragte, ob sich dadurch das Verhältnis von Herrn Scharping zu Herrn Zabel verändert habe.

Sie wissen, dass man an Zabel und Aldag als «Botschafter» gegen Doping oder in vergleichbaren Kampagnen gegenüber Jugendlichen, an Schulen gedacht hatte. Damals empfanden viele die «Beichte» als glaubwürdig, ich auch. Also habe ich für seine Nominierung argumentiert, ohne die Gegenargumente zu verschweigen.
(als Hintergrund: sollten Sie die haltlose Behauptung aufgreifen wollen, ich hätte Zabel als BDR-Sportdirektor installieren wollen, darf ich Sie auf folgendes aufmerksam machen: das Gegenteil ist richtig; gegen Urheber dieser wahrheitswidrigen Behauptung gehe ich juristisch vor).

Die Frage betraf die Abstimmung im BDR-Präsidium im August 2007 zur Teilnahme von Erik Zabel an der Weltmeisterschaft in Stuttgart. Frau Simeoni wollte wissen, welche Entscheidung Herr Scharping favorisiert habe.

Nein. Übrigens: ich habe mich an der Diskussion, nicht aber an der Abstimmung beteiligt; alles andere hätte noch bösartigere Kommentierungen provoziert als damals schon.
Herr Scharping hat sich bei der Abstimmung damals enthalten. Frau Simeoni wollte wissen, ob Herr Scharping heute wieder so handeln würde.

Auf Nachfrage:
Rund um die Weltmeisterschaften 2007 in Stuttgart habe ich einige Erfahrung gesammelt; die haben auch mit dem Namen Schumacher zu tun. Er wurde später des Dopings überführt, belegte jüngst bei deutschen Meisterschaften einen dritten Platz und wird für die Weltmeisterschaft in diesem September nicht nominiert werden. Will sagen: mit den heutigen Informationen wäre eine Nominierung von Erik Zabel für einen internationalen Wettbewerb ausgeschlossen.

Ich fand es gut vertretbar, bei allem Respekt gegenüber anderen Auffassungen.
(als Hintergrund: wegen einer rechtlich anzweifelbaren WM-Nominierung - vor meiner Zeit als BDR-Präsident - hatte ich einen Prozess für den BDR zu führen, der den Verband wegen dieser anzweifelbaren Nicht-Nominierung am Ende rund 100.000 Euro gekostet hat; will sagen: allein auf Vermutung oder Verdacht können und dürfen Nominierungsentscheidungen nicht gründen. Es gab deshalb auch intensive Gespräche mit den Verantwortlichen beim DOSB wegen solcher Nominierungsfragen).

Diese Frage betraf die Einstellung von Herrn Scharping zum damaligen Abstimmungs-Ergebnis.
 

Der Artikel aus der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» ist auch online abrufbar.

zum FAS-Artikel «Zabels Freund»


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