Frankfurt/M. (rad-net) - Rudolf Scharping wurde am Samstag in Saarbrücken zum neuen BDR-Präsidenten
gewählt. Über seine Pläne und Ziele spricht der 57-Jährige im nachfolgendem
Interview.
Sie wurden am Wochenende zum neuen BDR-Präsidenten gewählt. Wie wird Ihr
Arbeitsstil in den nächsten Jahren sein?
Rudolf Scharping:"Ich gehe dabei nach zwei Prinzipien: Klare Führung
und verlässliche Teamarbeit. Wenn die Ziele überzeugend sind, arbeiten die
Menschen meistens gerne mit. Ich halte nichts von einem autoritären Führungsstil.
Menschen, die sich autoritär verhalten, täuschen eine Stärke vor, die sie
nicht wirklich haben."
Sie sind seit vielen Jahren ein Freund des Radsports und haben auch viele
Kontakte.
"Ja. Mit Erik Zabel beispielsweise verbindet mich eine sehr lange
Freundschaft, die vor vielen Jahren am Vorabend der Tour-Etappe nach Bordeaux
begann. Ich möchte künftig alle diese Kontakte für den Verband nutzen. Dabei
gilt: Die Bandbreite des Radsports ist sehr groß. Dennoch lebt dieser Sport
auch vom Erfolg auf der Straße und von den prominenten Fahrern. Das muss man
sich zu Nutze machen, um eine höhere Popularität der anderen Sportarten
innerhalb des BDR zu erzielen, aber auch für die Arbeit im Nachwuchs- und
Breitensport."
Welche Ziele verfolgen Sie als neuer BDR-Präsident?
"Der Ausgangspunkt ist doch sehr positiv: Es gibt in Deutschland
Millionen Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen Rad fahren. Die
einen fahren zur Arbeit, die anderen zum Einkaufen, andere nutzen das Rad um fit
zu bleiben. Aber die Meisten sind der Meinung, sie brauchen keinen Verein, um
ihren Sport zu betreiben. Darunter leidet übrigens nicht nur der BDR, sondern
auch andere Verbände. Man muss künftig mehr mit den Vereinen kommunizieren und
versuchen, dass sie vor Ort mit ihrem sehr sportlichen Anspruch zusätzliche
Angebote im Bereich Kinder, Familie, Breitensport anbieten, um die Menschen
dadurch an die Vereine zu binden. Dabei kann ein Spitzenverband sehr hilfreich
sein, da er leichter als andere Zugang zur Wirtschaft, zu möglichen Sponsoren
und zu bundesweiten Medien findet."
Sie gehören zu den Befürwortern des Antidopinggesetzes.
"Der Sport unternimmt enorme Anstrengungen der Dopingbekämpfung. Aber
das genügt nicht, sondern sollte durch eine entsprechende Gesetzgebung ergänzt
werden. Mein Eindruck ist, dass sich die ausgenommen zurückhaltende Haltung der
Politik zu diesem Thema ändern könnte, aber ich will darüber nicht
spekulieren. Doping ist für mich eine üble Art des Betruges am Konkurrenten,
der eigenen Gesundheit, am Zuschauer, an den Sponsoren. Seit der Tour 1998 hat
sich im Radsport schon viel verändert, sieht man nur einmal, mit welchen
Sanktionen gedopte Sportler heute rechnen müssen. Ein Sportverband und die
Unternehmen, die sich in diesem Sport engagieren, tun schon von der Prävention
alles, um Doping zu verhindern."
Mit der Einführung der ProTour fürchten alteingesessene nationale
Rundfahrten wie in Rheinland-Pfalz oder Niedersachsen um ihre Existenz, da die
Top-Teams vermutlich fehlen werden. Wie kann man diesen Veranstaltern helfen?
"Sie kämpfen um ihren Platz, aber sie werden sich etablieren, wenn sie
ihr Profil anpassen. Die ProTour bietet wenig Raum für junge Rennfahrer, sich
zu behaupten und ins Rampenlicht zu kommen, aber die regionalen Rundfahrten können
das. Man muss etwas finden, was diese Rundfahrten noch interessanter macht und
miteinander verbindet. Das wird man besprechen müssen mit denen, die die
Rundfahrten veranstalten und mit den Teams."
Das komplette Interview lesen Sie morgen, Dienstag den 22. März in der
Fachzeitschrift Radsport.