Hofheim/Berlin (dpa) - In vier Wochen ist der 2002 als Verteidigungs-Minister zurückgetretene Rudolf Scharping wieder in Amt und Würden - als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Bei der Wahl durch die Bundesversammlung am 19. März in Saarbrücken ist der 57 Jahre alte Bundestags-Abgeordnete des Landkreises Lahnstein einziger Kandidat. «Scharping ist so gut wie Präsident», sagte Verbands-Vize Dieter Kühnle. Mitbewerber Max Benz (35), ein Hotelier aus Freiburg, zog am Samstag in Hofheim seine Kandidatur zurück. Vorausgegangen war eine Präsentation der Anwärter vor Vertretern der 17 Landesverbände.
Scharping hätte bei seinem Vortrag einen «exzellenten Eindruck» hinterlassen, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Benz präsentierte seine Vorstellungen über die zukünftige Führung des zuletzt immer öfter in die Schlagzeilen geratenen Verbandes, nachdem der ehemalige Kanzler- Kandidat rund eine Stunde referiert hatte. Offensichtlich sah Benz seine Chancenlosigkeit ein. «Ich bin um eine Lebenserfahrung reicher», sagte er beim raschen Verlassen des Hotels. Die Bestätigung für Scharping durch 552 Delegierten-Stimmen am 19. März ist jetzt reine Formsache, für den Politiker allerdings nicht: «Wahl ist Wahl.»
Der vor drei Jahren aus dem politischen Amt geschiedene aktive Radsportler tritt die Nachfolge seiner SPD-Partei-Kollegin Sylvia Schenk an, die im Herbst 2004 einen vermeintlichen Dopingfall des Bahnfahrers Christian Lademann publik gemacht hatte und danach zur Rücknahme ihrer erneuten Kandidatur gedrängt wurde. Mit Scharping und Benz hatte es zum ersten Mal für den Posten des BDR-Chefs zwei Kandidaten gegeben, was in einen regelrechten Wahlkampf mündete, den das Internet-Fachorgan «Radsport-News» als «Intriganten-Stadel» umschrieb.
Scharping will den BDR, dessen Strukturen oft verkrustet anmuteten, zu «einem modernen Verband formen, der sich nicht nur am Profi-Sport, sondern auch an der Breite und dem Nachwuchs orientiert, und auf Teamwork setzt». Weitergehende Ambitionen im DSB oder dem Internationalen Radsport-Verband UCI hätte der ehemalige Vorsitzende des Fußball-Clubs Eintracht Lahnstein nicht. Bei seinem ehemaligen Amts-Kollegen Otto Schily will er sich für ein Anti-Doping-Gesetz stark machen.
Bei der Kandidaten-Pflicht in Hofheim hatte der Polit-Profi im dunklen Anzug offensichtlich keine ernsthafte Konkurrenz. Scharpings Kür in Saarbrücken findet genau an dem Tag statt, an dem sein Freund Erik Zabel in San Remo zum fünften Mal den Sieg bei der Prestige trächtigen «Primavera» anpeilt. Der öffentlicher Wahrnehmung nicht abgeneigte Ex-Minister wird im Blitzlicht-Gewitter an der Blumen- Riviera fehlen. Schon vor dem Hürdenlauf in Hofheim hätten jedenfalls «Jan und Erik», Ullrich und Zabel, dem ehemaligen «Bild»-Kolumnisten Scharping per SMS signalisiert: «Mach es!»