Frankfurt (rad-net) – Im Kampf gegen Doping setzt der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) weiter die Maßstäbe. Die Maßnahmen, die dazu führen, hat BDR-Präsident Rudolf Scharping jetzt in Frankfurt nochmals ausführlich vorgestellt. „Wir haben dazu eine konsequente Strategie entwickelt, die wir auch umsetzen“, so Scharping. „Damit sind wir derzeit der einzige Spitzensportverband in Deutschland, der ein Programm mit Messung des Blutvolumens, der Anlage von Blutprofilen und bei Bedarf sogar eines möglichen DNA-Abgleiches durchführt.“ Für den vorläufigen Olympiakader für Peking werden diese Maßnahmen noch um empfindliche Geldbußen für den Fall von Verstößen ergänzt.
Für die Zukunft soll der Anti-Doping-Kampf aber noch weiter verstärkt werden. „Obwohl es seit der Mitgliederversammlung des DOSB im Dezember 2006 einen Beschluss gibt, Grenzwerte für Dopingverstöße einheitlich zu regeln, gelten beispielsweise für den Hämatokrit-Grenzwert noch immer unterschiedliche Größen“, so Scharping. Mit einem Hämatokrit-Grenzwert von 50 hat dabei der Radsport den niedrigsten Grenzwert, bei anderen Ausdauersportarten wie Rudern oder Biathlon gibt es höhere Grenzen, in der Leichtathletik beispielsweise gibt es gar keine.
Außerdem fordert Scharping die Ergänzung der Sportgerichtsbarkeit: „Um die Sportverbände aus dem Verdacht der Einflussnahme auf die Sportgerichte zu befreien, sollte es nach der ersten Instanz ein ,nationales Sportgericht’ unter der Obhut des DOSB geben.“ Vorreiter ist der Radsport außerdem mit Einrichtung einer unabhängigen Kommission zur Aufklärung von Doping sowie mit der Einrichtung der gemeinsamen Steuerungsgruppe der Anti-Doping-Agenturen NADA und WADA sowie des BDR und des Internationalen Radsportverbandes (UCI), die am 1. August erstmals getagt hat.
Im Machtkampf zwischen den großen Radsportveranstaltern; angeführt von der Amaury Sport Organisation (A.S.O.) als Organisator und Besitzer der Tour de France; mit der UCI sieht Scharping den BDR klar auf der Seite der deutschen Teams. „Dieser Machtkampf gefährdet den Radsport“, so Scharping. „Für uns ist wichtig, wir stehen auf der Seite der beiden deutschen Teams Gerolsteiner und T-Mobile, die sich an einer neuen Vereinigung beteiligen, die völlige Transparenz herstellen will.“ Teil dieser Transparenz sei auch eine offensive Öffentlichkeitsarbeit, so der BDR-Präsident. „Deshalb haben wir auch sofort die positive A-Probe von Patrik Sinkewitz veröffentlicht, auch wenn man mit harten Reaktionen rechnen musste.“ Reaktionen, die Scharping nicht unbedingt nachvollziehen kann. „Ich bleibe dabei: der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung der Tour de France war überhastet. Wir werden aber nun in Ruhe miteinander besprechen, was das mit Blick auf Doping im Sport überhaupt bedeutet, auch im Blick auf die Olympischen Spiele.“
Bei allem Anti-Doping-Kampf warnt Scharping jedoch vor Aktionismus und einer Hexenjagd. „Wir haben in der Vergangenheit bereits insbesondere für die betroffenen Menschen außerordentlich harte Entscheidungen getroffen. Das schafft jedoch auch eine zusätzliche Verantwortung“, so Scharping. „Mit Verdächtigungen können berufliche Existenzen oder öffentliche Reputation zerstört werden.“ Es sei wenig hilfreich, ein Klima des Generalverdachtes zu schüren. Das Beispiel eines davon betroffenen Fahrers sei Andreas Klöden. „Er ist in diesem Jahr bereits vierzehn mal kontrolliert worden, er hat immer und äußerst genau seine Pflichten unter anderem hinsichtlich der Meldung seines Aufenthaltsortes eingehalten. Es gibt kein einziges Verdachtsmoment“, so Scharping.
Wie erfolgreich im Radsport gearbeitet wird, machte Scharping an einigen Zahlen deutlich. „Diese zum großen Teil ehrenamtliche Arbeit ist die Grundlage für eine unverändert faszinierende und erfolgreiche Sportart“, so der BDR-Präsident. Er verwies dabei auf 2600 Vereine mit wachsender Mitgliederzahl sowie über 5000 Breitensport-Termine mit über 1,2 Millionen Teilnehmern sowie die wachsende Zahl von Teilnehmern bei der T-Mobile Cycling Tour oder steigenden Zuschauerzahlen bei den Rennen insbesondere der Internationalen Deutschen Meisterschaft. „In Deutschland bewegen sich acht Millionen Menschen ambitioniert auf dem Rennrad und dem Mountainbike, weitere zwölf Millionen Menschen bewegen sich regelmäßig auf ihrem Rad, um gesund und fit zu bleiben.“ Beispielhaft sei auch die Nachwuchsarbeit: „Ich verweise nur auf die Modellprojekte, dir wir mit anderen in diesem Jahr in den Schulen starten oder die Kinder-Rennserie auf ,fetten Reifen’ am Rande von professionellen Veranstaltungen.“
Auch auf sportlicher Ebene kann Scharping aktuell auf neue Erfolge verweisen: „Judith Arndt gewinnt nach begeisterndem Kampf um Sekundenbruchteile die Thüringen-Rundfahrt der Frauen gegen ein absolutes Weltklassefeld, Michael Hümbert gewinnt die Niedersachsen-Rundfahrt der Junioren, das international erstklassig besetzte Feld des Mountainbike-Bundesligarennens in St. Märgen gewinnt mit Manuel Fumic für manche überraschend ebenfalls ein deutscher Fahrer, junge deutsche Fahrer der Eliteklasse fahren bei der Sachsen-Tour vorne mit , unsere drei Starter bei den europäischen olympischen Jugendfestspielen gewinnen drei Medaillen und auch bei der Junioren-WM holten wir Medaillen, das macht auch sportlich Mut für die Zukunft“, so Scharping.
Gleichzeitig verweist der Präsident des BDR auf die erstklassige organisatorische Arbeit in Deutschland: „Alle diese Veranstaltungen in Deutschland waren sehr gut organisiert, mein Dank gilt den Veranstaltern, Partnern und ehrenamtlichen Helfern. Man kann nur wünschen, dass diese breite Basis des Radsports in Deutschland und seiner Erfolge geschützt werden kann gegen die fehlende öffentliche Anerkennung und mediale Berichterstattung – denn das ist die einfache Wahrheit: Radsport in Deutschland wird gleichgesetzt mit den Profirennställen der Elite der Männer und den Dopingproblemen, denen man sich dort stellen muss.“