Oberlungwitz (dpa) - Der eigens aus seiner Heimat Berlin angereiste Fanclub feierte den von Zuschauern und Fotografen umlagerten Maximilian Schachmann überschwänglich. «Schachi, Schachi», schallte es auf dem heißen Asphalt des Sachsenrings.
Unter teils skurrilen Bedingungen hatte Radprofi Schachmann dort kurz zuvor erstmals die deutsche Straßenradmeisterschaft gewonnen. Der Berliner siegte bei der Hitzeschlacht in Sachsen nach 181,1 Kilometern vor Ex-Meister Marcus Burghardt (Samerberg) sowie dem Amberger Andreas Schillinger. Und fährt damit im Meistertrikot zur Tour de France. «Das Trikot trägt man ja nicht jedes Jahr. Daher ist es natürlich ein tolles Gefühl, mit ihm in die Tour zu gehen», sagte Schachmann.
Doch die Titelkämpfe, die aus der Not heraus auf dem Sachsenring ausgetragen wurden, gerieten fast schon zur Farce. Denn nur 15 Fahrer erreichten am Ende das Ziel, weil die Jury wegen einer Zwei-Minuten-Regel zahlreiche Fahrer aus dem Rennen genommen hatte.
Im Finale machte das Bora-hansgrohe-Team den Meister unter sich aus. Schachmann, Burghardt und Schillinger hatten sich gut 30 Kilometer vor dem Ziel abgesetzt. Auf einen Schlusssprint verzichtete das Trio. Die Bora-Fahrer hatten sich vorher bereits über den Meister geeinigt. «Ich werde das Trikot mit Ehren tragen», sagte Schachmann und fügte hinzu: «Das Schwerste am Rennen war, den Abstand herauszufahren. Wir sind drei Teamkollegen und haben super harmoniert. Es war wie ein Mannschaftszeitfahren.»
Das anspruchsvolle Profil und Temperaturen mit mehr als 35 Grad sorgten bei der Hitzeschlacht auf dem traditionsreichen Motorsportkurs für ein wahres Ausscheidungsfahren, dem auch Vorjahressieger Pascal Ackermann zum Opfer fiel. Nach rund der Hälfte der Distanz war das Rennen für den zweimaligen Giro-Etappensieger beendet. «Die ersten drei Runden wurden schon sehr knackig gefahren, da wurde es durch die Hitze schnell ein Ausscheidungsfahren», sagte Schachmann.
Eine durch die Rennjury beschlossene Zwei-Minuten-Regel hatte für ein rasch ausgedünntes Feld gesorgt. Um gefährliche Situationen auf einem geteilten Streckenabschnitt zwischen Spitzengruppe und Abgehängten zu vermeiden, wurden Fahrer mit mehr als zwei Minuten Rückstand vorzeitig aus dem Rennen genommen. Bereits nach 40 Minuten waren mehr als 40 Fahrer aus dem Rennen. Nach rund zweieinhalb Stunden waren nur noch 53 der 190 gemeldeten Fahrer auf dem Kurs.
Letztlich beendeten nur 15 Fahrer die nationalen Titelkämpfe. «Ich finde die Regel ein bisschen komisch, aber auf dem Kurs ging es einfach nicht anders», meinte Simon Geschke. «Wenn es solch eine Regel gibt, muss man sie sich zunutze machen», sagte der Dritte Schillinger.
Die DM war ohnehin aus der Not heraus geboren. Im Mai drohten die Titelkämpfe noch auszufallen, weil kein Ausrichter gefunden worden war. Schließlich erklärten sich die Verantwortlichen auf dem Sachsenring bereit einzuspringen.
Den Titel bei den Frauen sicherte sich zum zweiten Mal nach 2014 Lisa Brennauer. Die 31 Jahre alte Kemptenerin setzte sich nach 103,2 Kilometern im Sprint einer siebenköpfigen Spitzengruppe vor Lisa Klein (Saarbrücken) und Vorjahressiegerin Liane Lippert (Friedrichshafen) durch. Klein hatte sich bereits am Freitag in Spremberg den Titel im Einzelzeitfahren gesichert.
Der Titel bei den Männern ging zum neunten Mal an Tony Martin, der auf einen Start im Rennen am Sonntag verzichtete, um sich auf die am kommenden Sonntag in Brüssel beginnende 106. Frankreich-Rundfahrt vorzubereiten. Auch Sprinter und Ex-Meister André Greipel hatte die Reise nach Sachsen gar nicht erst angetreten.
Webseite Rad-DM 2019