Livigno (dpa) - Paolo Savoldelli hat den zweiten Gesamtsieg beim Giro d'Italia nach 2002 im Visier, auch wenn er auf den beiden schweren Dolomiten-Etappen Zeit verlor.
Der ehemalige T-Mobile-Profi aus Italien hat seine Führungsposition im Rosa Trikot knapp behauptet, aber in Ivan Basso seinen Hauptkonkurrenten verloren. Nach der 14. Etappe, die nach 210 km in Livigno endete und über das Stilfser Joch - den mit 2758 Meter höchsten Punkt des Giro - führte, liegt der 31-Jährige mit 25 Sekunden vor Danilo di Luca. Der Italiener hat vor dem womöglich entscheidenden Zeitfahren am 27. Mai die deutlich schlechteren Karten gegenüber Savoldelli.
Den Etappensieg in Livigno sicherte sich wieder Ivan Parra, der schon am Vortag in St. Ulrich gesiegt hatte. Der Kolumbianer hatte sich auf der Tour über insgesamt vier Bergwertungen 22 km vor dem Ziel aus einer Ausreißergruppe abgesetzt und siegte im Alleingang.
Der Tour-de-France-Dritte Ivan Basso, der noch vor den Bergetappen ins Rosa Trikot gefahren war, büßte viel Boden ein, weil ihm wegen einer Magen-Darm-Erkrankung die Kraft fehlte. Der leidende Italiener aus dem dänischen CSC-Team von Bjarne Riis fiel weit zurück und sehnt nun den Ruhetag am 24. Mai herbei. Am Gipfel des Stilfser Jochs, das extra für den Giro vom Schnee geräumt und zur Durchfahrt geöffnet wurde, hatte er bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bereits 19:37 Minuten auf die Spitze verloren. Da lagen nach dem 25 km langen Anstieg noch 68 Kilometer Leidensweg vor ihm.
Aus deutscher Sicht hatte Matthias Kessler aus Nürnberg seinen stärksten Moment, als er das Ziel in St. Ulrich als Tagesechster hinter dem Etappensieger Parra erreichte. Sven Krauss (Team Gerolsteiner) aus Herrenberg verteidigte sein Blaues Trikot als Bester der Intergiro-Zwischenprints, sein Team-Kollege Markus Fothen (Karst) bleibt bester Deutscher im Gesamtklassement unter den ersten 15.
Der am der 14. Etappe auf sich allein gestellte Savoldelli, seit Saisonbeginn in Diensten des Armstrong-Teams Discovery Channel, erlebt beim Giro derzeit eine Art Wiedergeburt als Topsportler. Durch Krankheiten, Stürze und Verletzungen war er in seinen zwei Jahren beim Bonner Ullrich-Team überhaupt nicht zurecht gekommen. Da erging es ihm nicht viel anders als Santiago Botero (Kolumbien) und Bobby Julich (USA), die nach ihrem Weggang von Telekom respektive T-Mobile in anderen Teams wieder zu alter Stärke fanden.