Innsbruck (dpa) - Der spanische Fotograf mit der Jimi-Hendrix-Frisur, Luis Angel Gomez, weinte im WM-Zielraum vor der Hofburg in Innsbruck dicke Tränen der Rührung. Bei der Pressekonferenz im Kongress-Zentrum wurde der neue Rad-Weltmeister Alejandro Valverde von vielen Journalisten mit stürmischem Applaus begrüßt.
Die Show gehörte definitiv Valverde, der sogar eine Umarmung vom entthronten Titelverteidiger Peter Sagan («Der Richtige hat gewonnen») bekam. Da konnte es der neue Champion auch leicht verkraften, dass ihn der Sprecher im Zielbereich als «Alessandro Valverde» feierte.
15 Jahre hatte er es immer wieder versucht. Nach sechsmal WM-Edelmetall reichte es endlich zum ersten, heiß ersehnten Gold. «Ich war immer wie verrückt hinter WM-Gold her. Auch hinter einem Tour-de-France-Sieg, aber das war mir nicht möglich», sagte der nach dem Niederländer Joop Zoetemelk (1985) zweitälteste Champion der Geschichte überglücklich.
Seine sportliche Vita liest sich wie ein dickes Rekordbuch: Viermal gewann Valverde, ein «Puncher» mit großen Kletterqualitäten, den ältesten aller Klassiker, Lüttich-Bastogne-Lüttich. Fünfmal den Flèche Wallonne, 2009 die Vuelta. Er sammelte Etappensiege in allen drei großen Länder-Rundfahrten.
Im Vorjahr beim ersten Tour-Zeitfahren auf den regennassen Straßen von Düsseldorf wäre seine Karriere fast zu Ende gewesen. Er raste in die Absperrgitter, brach sich die Kniescheibe, das Sprunggelenk und erlitt eine tiefe Schnittwunde am linken Bein. Operationen waren nötig. 215 Tage später meldete er sich im Februar 2018 mit dem Sieg in der Valencia-Rundfahrt zurück. Auch deshalb sprach er im Rückblick auf diese schweren Zeiten vom WM-Titel als «Geschenk».
Eine vorsichtige Nachfrage nach dem sich vielleicht nähernden Karriereende überhörte der im Fahrerfeld besonders beliebte Profi geflissentlich: «Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe», sagte Valverde freundlich.