(rad-net) Die Konstanz auf höchstem Niveau ist die eigentliche Konstante in der Mountainbike Karriere von Sabine Spitz (Murg-Niederhof). Vor allem deshalb steht sie nun schon seit genau einem Jahr - teils gar mit Rekordvorsprung - der Spitze der Mountainbike Weltrangliste. Vor Jahresfrist hatte sie diese für viele überraschend erobert und bis heute - wohl ebenfalls für viele überraschend - erfolgreich verteidigt. Daß sie dabei das persönliche Leistungsniveau stets ein wenig nach oben schiebt, bleibt fast unbemerkt. So auch in diesem Jahr, wo man nach dem ersten Halbjahr eine erste positive Bilanz ziehen kann. Noch ein bißchen besser , noch ein bißchen konstanter als im Vorjahr, als man schon das bisher beste Jahr für die Sportlerin aus dem Südschwarzwald vom Team Merida international registrieren durfte. In den ersten sechs Monaten 2003 setzte sie gleichwohl für sich persönlich neue Maßstäbe.
Am letzten Wochenende stand der dritte Weltcup der Saison im kanadischen Mt. St. Anne/ Quebec auf dem Programm. Sabine Spitz zeigte sich in der persönlichen Einschätzung vor dem Rennen zurückhaltend, wohl wissend um die Probleme im Vorjahr, als ihr Zeitumstellung und Klimabedingungen arg zu schaffen machten. Am Renntag war es mit der Zurückhaltung vorbei. Hoch über dem St. Lorenz Strom startete sie gleich mit einem Angriff auf die Weltcupleaderin Gunn-Rita Dahle (NOR) die bekanntlich und vielleicht pikanterweise dem gleichen Team wie Spitz angehört. Zwar setzte sich am Ende die Norwegerin durch, doch sie kam nach eigenen Angaben unter Druck, machte Fehler, die einen Sturz in Runde zwei zur Folge hatten, der aber zum Glück ohne Auswirkungen blieb. Sabine Spitz sicherte sich souverän Rang zwei und schaffte damit einen besonderer Hattrick: Denn es war der dritte zweite Platz in Folge im Weltcup.
"Natürlich will ich gewinnen, muß es aber nicht, um glücklich zu sein. Entscheidend ist, daß ich meine Leistung o.K. finde" sagt Sabine Spitz nach dem Rennen und ist deshalb auch mit Rang zwei zufrieden. Das ist für den Weltcup mehr als legitim, denn schließlich trifft sich dort stets die gesamte Weltelite. Daß die derzeit zu Schlagende aus dem gleichen Team kommt, sieht sie eher als Zufall und ändert nichts an ihrer persönlichen Zielsetzung. Doch auch allgemein betrachtet bietet der bisherige Saisonverlauf kein Grund zur Klage. Die "Radbine" war bei keinem Rennen schlechter als auf Rang zwei. Die Anzahl der Siege war im Vorjahres Zeitraum zwar größer, doch die Qualität der zweiten Platzierungen ist wohl deutlich höher zu bewerten, als so mancher Sieg. Im Weltcup waren im Vorjahr die Ränge 3, 6 und 5 zum gleichen Zeitpunkt zu verzeichnen. Jetzt dreimal auf zwei. "Das ist eine klare Steigerung im Vergleich zum Vorjahr" sagt Bundestrainer Frank Brückner (Dresden) in deutlichen Worten. Er muß es wissen, denn schließlich betreut er Sabine Spitz seit Mitte 2000 und hat die Leistungsschritte nach vorne stets mit eingeleitet. Zuletzt zeigte sie mit einem überzeugenden Erfolg bei den Deutschen Meisterschaften, daß sie das Gewinnen nicht verlernt hat und es eigentlich auch am liebsten tut.
Allerdings ist die Konstanz - und das nun schon über Jahre - die große Stärke von Sabine Spitz. Dies wird beim Blick auf die Weltrangliste - wo genau dieses Leistungskriterium ausschlaggebend ist - mehr als deutlich . In der neuesten Ausgabe hat Sabine Spitz die Führung gegenüber Gunn-Rita Dahle wieder einmal ein wenig ausgebaut und führt nun mit 270 Punkten Vorsprung auf die Norwegerin. Damit gibt es auch etwas zu feiern zwischen den Weltcups für Sabine Spitz. Denn nun steht sie schon ein Jahr ohne Unterbrechung an Spitze der weltbesten Mountainbikerinnen. Geht man noch ein Jahr zurück war sie eben solange auf Rang zwei des Fahrerrankings, daß auch bei der Vergabe der Olympiastartplätze die entscheidende Maßgröße sein wird. Mit Hilfe der Punkte der deutschen Vorzeigebikerin sieht es dabei zu Jahreshälfte sehr gut aus. Nach Stand der Dinge wird Deutschland drei Startplätze in Athen erhalten. Die Olympiade ist auch das große Ziel von Sabine Spitz. Nach der ersten Teilnahme in Sydney träumt sie schon jetzt vom ganz großen Erfolg in Athen. Zurecht, wenn man ihre Entwicklung anschaut, die sich im ersten halben Jahr 2003 bestätigt hat. Konstanz auf hohem Niveau heißt auch die Zielsetzung für das zweite Halbjahr, wobei Siege nicht ausgeschlossen sind. Am nächsten Wochenende wird sie auf dem Grouse Mountain (Vancouver) eine neuen Anlauf nehmen. Dort hatte sie vor Jahresfrist ihren ersten Weltcupsieg feiern dürfen. Wenn dies kein gutes Omen ist, um in das zweite Halbjahr zu starten.