Peking (dpa) - Sie möchte ganz nach oben und redet nicht lange um den heißen Brei. «Ich will Gold», erklärte die Mountainbike-Vize- Weltmeisterin Sabine Spitz, für die Peking den Höhepunkt ihrer Karriere markieren soll. In Athen hatte es für die heute 36-Jährige nur zu Bronze gereicht. Bei der vergangenen WM in Val die Sole gab es vor einem Monat Silber hinter der Spanierin Margarita Fullana. «Immer waren einige schneller. Damit soll jetzt Schluss sein», machte sich Sabine Spitz selber Mut und konnte im Blick auf das Olympia-Rennen nur Vorteile für sich ausmachen: «Die Vorbereitung in Nagano war optimal, die Strecke, die auf acht Passagen geändert wurde, liegt mir jetzt noch besser, die Form ist top, und das Klima macht mir sowieso nichts aus.» Die Verlegung des Rennens um einen Tag auf Samstag macht ihrem Trainer und Ehemann Ralf Schäuble mehr zu schaffen als Sabine Spitz.
So offensiv bekanntes Selbstbewusstsein wie im Fall Spitz ist im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) eher selten. Aber die Europameisterin aus Murg-Niederhof weiß, dass der kraftaufwändige Kurs in Laoshan auch andere Siegerinnen hervorbringen könnte. «Acht bis zehn Fahrerinnen traue ich Medaillen zu», sagte die Favoritin und zählte neben der Weltmeisterin Fallana, die Athener Olympiasiegerin Gunn- Rita Dahle (Norwegen), die Kanadierin Marie-Helene Premont und vor allem die Lokal-Matadorin Ying Liu zu ihren Haupt-Konkurrentinnen. «Die Chinesen sind die Strecke bestimmt tausendmal gefahren und kennen jeden Zentimeter», vermutet Sabine Spitz, die im vorolympischen Wettkampf im September 2007 Platz zwei hinter Lui belegt hatte.
Auch beim Material hat sie nichts dem Zufall überlassen: «Meine Rennmaschine ist mit 7,2 Kilogramm nochmal leichter geworden.» Die taktische Marschroute scheint zudem klar: «Ich erwarte einen frühen Angriff der Chinesinnen, und da muss ich gleich mit. Denn der Kurs ist sehr kurvig und eine Ausreißerin schnell außer Sichtweite.» Egal wie es ausgeht: Für die China-kritische Sabine Spitz («Ich lasse mich vom Olympia-Schein nicht einlullen») ist auch London in vier Jahren noch ein Thema. «Ich habe mir nie ein zeitliches Limit gesetzt. Solange die Motivation noch stimmt, fahre ich weiter. Die Französin Jeannie Longo ist ja hier mit 49 auch noch gut gefahren», erklärte die Profi-Fahrerin, die es sich in der Radsport-Nische Mountainbike eingerichet hat: «Ich kann gut davon leben.»
Nach der Verlegung des Frauen-Rennens um 24 Stunden wegen des Regens am Donnerstag ist mit Manuel Fumic der aussichtsreichtste deutsche Mountainbiker unmittelbar nach Spitz an der Reihe. Der deutsche Meister aus Kirchheim/Teck, der sich einen Platz unter den Top Ten zutraut, hat seinen Peking-Start dem BDR-Sportgericht zu verdanken. Diese Instanz gab seinem Einspruch gegen eine dreimonatige Sperre statt, die der Verband verhängt hatte, weil Fumic und sein Bruder Lado gegen die Meldeauflagen der NADA im Anti-Doping-Kampf verstoßen hatten. Fumic fühlte sich durch die Anforderungen in seinen Persönlichkeitsrechten beschnitten.