Rom (dpa) - Der litauische Radprofi Raimondas Rumsas steht nach seiner zweiten Doping-Affäre binnen eines Jahres vor der Entlassung beim italienischen Lampre-Team. Der Drittplatzierte der letztjährigen Tour de France war am 16. Mai nach der 6. Etappe des Giro d'Italia positiv auf EPO getestet worden.
«Für den Moment ist der Fahrer suspendiert. Wenn auch die B-Probe positiv sein sollte, ist er nicht mehr unser Athlet», sagte Teamchef Giuseppe Saronni der «Gazzetta dello Sport». Rumsas hatte beim Giro Platz sechs der Gesamtwertung belegt.
Der Beschuldigte bestritt am Abend in Paris die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er habe bereits ein Gegengutachten in Auftrag gegeben, um seine Unschuld zu beweisen, teilte Rumsas französischer Anwalt Alexandre Varaut mit.
Bereits im vorigen Jahr hatte es großen Wirbel um den 31-Jährigen gegeben, nachdem der französische Zoll im Wagen seiner Frau Edita unter anderem Anabolika, Wachstumshormone und Insulin gefunden hatte. Rumsas' Ehefrau wurde zwar nicht bestraft, saß aber 75 Tage lang in Untersuchungshaft und behauptete stets, die Mittel seien für ihre Familie bestimmt. Der Radprofi war daraufhin erstmals von seinem Team suspendiert worden, hatte jedoch eine neue Chance erhalten. «Wir fühlen uns verschaukelt», sagte Saronni nun, «wir haben ihm unser Vertrauen geschenkt, aber es ist missbraucht worden. Wir alle fühlen Bedauern und Bitterkeit.» An der diesjährigen Tour de France nimmt Lampre nicht teil.
Rumsas hatte seinen Arbeitgeber selbst über den Befund informiert. Für die Kontrolle nach dem Tagesabschnitt zwischen Maddaloni und Avezzano war der Rad-Weltverband (UCI) verantwortlich. Im Fall einer positiven B-Probe wäre Litauens Radsport-Verband für das Sportgerichtsverfahren und die Verhängung einer Sperre zuständig.