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Dave Brailsford (r) hält viel von Christopher Froome. Foto: Belga
22.07.2013 15:11
«Rule Britannia» - Froome und der Beginn einer Ära?

Paris (dpa) - Als Christopher Froome nach einer viel zu kurzen Nacht von den Sonnenstrahlen in Paris geweckt wurde, hatte er seinen großen Triumph noch gar nicht richtig realisiert.

«Es ist ein komisches Gefühl, mal nicht daran zu denken, welche Etappe wir vor uns haben, über welche Berge wir diesmal müssen. Es ist einfach nur schön, sich zurückzulegen und zu relaxen», berichtete Froome am Morgen beim englischen TV-Sender Sky mit kleinen Augen von seinen ersten Stunden als Tour-de-France-Champion.

Während Froome die «Momente für die Ewigkeit» einfach nur genießen wollte, prophezeite sein Teamchef Dave Brailsford bereits weitere britische Großtaten auf den Landstraßen Frankreichs. «Er bringt alle Voraussetzungen eines mehrfachen Champions mit. Er hat sein Optimum noch nicht erreicht, physisch kann er noch einen besseren Zustand erreichen», sagte Brailsford auf der Homepage des Sky-Rennstalls über Froome. Er ist damit nicht der einzige, der den Beginn einer neuen Ära prophezeit.

«Die Währung des Fahrrads ist jetzt das Pfund. Das britische Radsportimperium ist viel größer, als man glaubt», titelte die französische Tageszeitung «Libération». 108 Jahre hatte kein Brite das größte Radrennen der Welt gewonnen, nun folgte ein Jahr nach Olympiasieger Bradley Wiggins in Froome der nächste Athlet von der Insel. «Rule Britannia» heißt es seit geraumer Zeit. Froome, Wiggins, die vielen Etappensiege von Mark Cavendish und dazu die unzähligen Erfolge im Bahnradsport - UK Cycling hat den etablierten Nationen wie Frankreich, Spanien oder Belgien längst den Rang abgelaufen.

Es sei zwar schwierig zu sagen, wie oft Froome die Tour gewinnt. Aber er bringe alle physischen und mentalen Attribute mit, bei der Tour für einige Zeit wettbewerbsfähig zu sein, solange sich «nichts drastisch ändert», ergänzte Brailsford. Von Wiggins, der erst im vergangenen Jahr die Hysterie in England ausgelöst hatte, ist längst keine Rede mehr. Eine Gratulation des Vorgängers ist indes ausgeblieben. «Damit habe ich auch nicht gerechnet, er muss sich auf die Polen-Rundfahrt konzentrieren», sagte Froome der Sporttageszeitung «L'Équipe». Eher professionell als freundschaftlich ist das Verhältnis der beiden, schließlich musste Froome im vergangenen Jahr noch Wiggins den Vortritt lassen, obwohl er in den Bergen der Stärkste war.

So bewahrt Froome die Contenance in allen Bereichen, auch beim Thema Doping. «Ich habe die vielen Dopingfragen nicht auf mich bezogen. Jeder hat das Recht danach zu fragen», sagte der in Kenia geborene Rundfahrt-Spezialist. Eine diplomatische Haltung, die Brailsford wie die sportliche Leistungsfähigkeit Froomes schätzt: «Für jemanden, der als Betrüger beschuldigt wurde, wie es ihm passiert ist, war es erstklassig, wie er damit umgegangen ist. Er war geduldig und tolerant und er versteht es, warum bestimmte Menschen giftig reagieren.»

Die Vergleiche mit Lance Armstrong, der auf ähnlich dominante Weise sieben Jahre mit unsauberen Mitteln die Tour im Griff hatte, prallen an Froome ab. Seine Erfolge würden auch in einigen Jahrzehnten noch vor neuen Doping-Testverfahren Bestand haben. Und den nächsten Erfolg hat Froome auch schon ins Visier genommen: Die WM Ende September in Florenz. «Die Weltmeisterschaften kommen nicht oft den Bergfahrern wie in diesem Jahr entgegen. Das ist eine große Chance. Das Gelbe und das Regenbogen-Trikot zu gewinnen, wäre unglaublich», ergänzte der Sky-Kapitän. Bis dahin muss er daheim noch viele Hände schütteln und einige Ehrungen entgegen nehmen.


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