Frankfurt (rad-net) - Vom Radsport-Fan zum Chef-Radfahrer: Rudolf Scharping hat im März 2005 ein Hobby zu seiner Berufung gemacht. Seitdem prägt Scharping die Arbeit im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) - eine Rolle, die ihm auch viel Kritik und Medienschelte einbringt. Damit hat sich der Politiker aber längst arrangiert: „Einige Bilder prägen sich der Öffentlichkeit einfach mehr ein als erbrachte Leistungen“, sagte Scharping am Rande der Rad-Weltmeisterschaften in Stuttgart. Heute wird Rudolf Scharping 60 Jahre alt.
Rudolf Scharping, am 2. Dezember 1947 in Niederelbert im Westerwald geboren, war 1991 bis 1994 Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und von 1998 bis 2002 Bundesminister der Verteidigung. Von 1993 bis 1995 war er außerdem Bundesvorsitzender der SPD für die er 1994 auch als Kanzlerkandidat antrat. Scharping hat Politikwissenschaften, Soziologie und Rechtswissenschaft an der Universität Bonn studiert und ist Professor für Internationale Politik an der Fletcher School of Law and Diplomacy in Medford und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Rudolf Scharping Strategie Beratung Kommunikation GmbH.
An der Spitze des BDR steht Rudolf Scharping seit dem 19. März 2005. Seitdem arbeitet er an eine Reform des Verbandes und nutzt seine Kontakte auch zur Wirtschaft, den Verband zu stärken. Das Engagement Scharpings gilt dabei sowohl dem Spitzensport als auch dem Radsport als Breitensport. Unter anderem hat Scharping die Einführung der einheitlichen Mitgliedskarte seines Verbandes, die Internationale Deutsche Meisterschaft oder die deutschlandweite Eröffnung der Radsportsaison unter dem Titel „Bike On“ voran getrieben.
Gleichzeitig muss sich der Präsident aber auch mit Kritik aus den eigenen Reihen auseinandersetzen, die weniger mit Entscheidungen als mit dem Führungsstil des ehemaligen Politikers nicht einverstanden sind. Zumindest nach außen hat Scharping diese Kritik ähnlich der Medienschelte gut weg gesteckt. Auch im Zusammenhang mit Rücktrittsforderungen im Rahmen der Rad-Weltmeisterschaften dürfte dem 60-Jährigen die Erfahrung aus mehr als 40 Jahren Politik und sieben Jahren Regierungsarbeit helfen.
Maßstäbe setzte Rudolf Scharping in den vergangenen Jahren mit den Anti-Doping-Maßnahmen des Verbandes, die er bereits nach der Tour de France des vergangenen Jahres einführen und weiterentwickeln ließ. Trotzdem stand zuletzt insbesondere in der Außendarstellung eher Schadensbegrenzung als offensive Verbandsarbeit im Mittelpunkt. Eine teilweise diffamierende Darstellung in der Öffentlichkeit hat diese Arbeit zwar stören, aber nicht verhindern können. Bisher hat Scharping wachsende Herausforderungen mit wachsendem Einsatz gekontert und dabei gleichzeitig die Basis nicht aus dem Blick verloren.