Feldberg (rad-net) - Beim Rothaus Bike Giro Hochschwarzwald haben Adelheid Morath und Simon Stiebjahn auf der letzten Etappe in Rothaus ihre Gelben Trikots erfolgreich verteidigt. Der Deutsche U23-Meister Max Brandl gewann die letzte Etappe bei den Herren, bei den Damen war Janine Schneider erfolgreich.
Auch auf der vierten und letzten Etappe des Rothaus Bike Giro über 63,5 Kilometer kontrollierte der Träger des Gelben Trikots souverän das Geschehen. «Ich musste heute nie ans Limit gehen», meinte Simon Stiebjahn «Alle vier Tage liefen perfekt und den Titel zu verteidigen ist genial.» Er konnte Max Brandl sogar auffordern, Attacken zu lancieren. «Es gab, zwei, drei Fahrer, die wir nicht gehen lassen wollten», erklärte Stiebjahn und schloss dabei Simon Schneller mit ein, der seinen dritten Gesamtrang verteidigen wollte. «Aber Max gehörte nicht dazu und für uns war es einfach zu kontrollieren, wenn eine ungefährliche Spitzengruppe weg geht.»p>
Brandl musste allerdings mehrere Versuche starten. Schon vor der ersten Verpflegung bei Kilometer 23,7 hatte er angegriffen, wurde jedoch wieder eingeholt. Nach der Verpflegung versuchte er es noch mal und holte auch einen Vorsprung raus. Doch dann schloss er in einem Trail zu einem Führungsmotorrad auf, das dann stark bremsen musste. Der Student aus Freiburg stürzte über das Motorrad drüber, holte sich ein paar blutige Kratzer, musste aber vor allem seinen Lenker wieder gerade biegen.
Stünzi wird zurückgesetzt
Der 21-Jährige gab jedoch nicht auf und griff ein weiteres Mal an, auch um seinem Teamkollegen Luca Schwarzbauer zu helfen, der in der Gesamtwertung nur eine Sekunde hinter dem Schweizer Michael Stünzi (Texpa-Simplon) lag. «Wir wollten den Stünzi los werden», erklärte Brandl.
Das gelang auch, doch Stünzi kam zumindest in die Verfolgergruppe wieder zurück. Diese Situation sollte später noch für Diskussionen sorgen, denn Stünzi, der eigentlich Etappenzweiter wurde, bekam nach einem Protest mehrerer Fahrer eine fünfminütige Zeitstrafe aufgebrummt. Der Grund: Ein Team-Mitglied, dem erlaubt worden war mit einem eBike quasi als Presse-Fahrzeug auf der Strecke zu sein und Aufnahmen zu machen, hatte sich mehrfach zwischen die Fahrer gemischt und es gab den Verdacht, dass er Stünzi Windschatten gegeben hatte.
Die Jury entschied sich aufgrund der Zeugenaussagen dann zum Zurücksetzen des Schweizers, der damit nur Tages-13. wurde und in der Gesamtwertung auch seinen fünften Rang verlor.
Brandls letzte Attacke sitzt
Zurück zum Renngeschehen: Max Brandl griff nach der zweiten Verpflegung (km 46,5) auf einer Flachpassage erneut an. «Da wusste ich, dass ich vielleicht der Stärkste im Feld bin», meinte er. Er ging mit 20 Sekunden Vorsprung in die nächste Steigung, baute seinen Vorsprung bis auf eine knappe Minute aus, und begann erst auf den letzten Kilometern etwas zu leiden. Dennoch holte er sich souverän seinen ersten Etappensieg beim Rothaus Bike Giro. «Das Terrain heute ist mir entgegen gekommen», meinte er nach seinem Triumph. «Ich habe heute vor dem Start schon gedacht, dass ich was machen könnte.»
Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr) wurde mit 33 Sekunden Abstand Zweiter.
Ulman und Schneller auf dem Gesamt-Podest
Matous Ulman (Ceska Sporitelna-Accolade) verteidigte seinen zweiten Gesamtrang. Erst zum Schluss wurde der Tscheche abgehängt und erreichte schließlich mit 1:01 Minuten Rückstand als Fünfter das Ziel. Mit einem Lachen im Gesicht gratulierte er Simon Stiebjahn zum Gesamterfolg. «Ich kann zufrieden sein mit meinem zweiten Platz», so Ulman.
Simon Schneller war vielleicht die Überraschung der Rundfahrt. Der U23-Fahrer aus Oberlengenhardt hielt sich auch am Schlusstag fast 40 Kilometer lang in der Spitzengruppe, ehe er ein wenig Pech hatte, weil in einem Trail eine Lücke aufging und er sie trotz der Hilfe seines Bulls-Teamkollegen Martin Frey ganz knapp nicht mehr geschlossen bekam. «Wir sind dann lange nur 15, 20 Sekunden hinter der Spitze hergefahren. Danke an Martin, dass er mich so unterstützt hat. Es war noch mal ein großer Kampf, aber Rang drei in der Gesamtwertung, das ist überragend», kommentierte Schneller, der als Siebter mit 2:26 Minuten Rückstand das Etappenziel in Rothaus erreichte.
Zum Tagesdritten wurde Luca Schwarzbauer gekürt, der eigentlich als Vierter, unmittelbar hinter Julian Schelb ins Ziel gefahren war.
Damen: Solo von Janine Schneider
Mit dem Etappensieg von Janine Schneider (Cube Bikes) endete in Grafenhausen die Damen-Konkurrenz. Schneider gewann mit 2:39 Minuten Vorsprung auf Christina Kollmann-Forstner und 2:40 Minuten vor Gesamtsiegerin Adelheid Morath, die auf der Schlussetappe nichts mehr anbrennen ließ.
«Mega schön», sei das, sagte eine strahlende Janine Schneider. «Das stärkt nach den letzten beiden Tagen das Ego wieder.» Sie zeigte sich auf der Schlussetappe sehr offensiv. Nach der ersten Verpflegungszone bei Kilometer 23,7 zog die Transalp-Siegerin davon und arbeitete sich bis zur Heidenmühle an Verpflegung 2 bereits eine knappe Minute Vorsprung heraus. «Ich habe gesehen, dass sie nicht mitkommen und dachte, okay, jetzt Vollgas», erzählte Schneider. «1000 Mal», hätte sie sich rum gedreht, um nach den Verfolgerinnen Ausschau zu halten, doch die begnügten sich mit dem Verwalten des Zeitbudgets aus den vergangenen drei Tagen. «Für mich ist das ein super Abschluss und ich bin glücklich über das gute Ende», so Schneider, die in der Endabrechnung Sechste wurde.
Aus dem bis dato dominierenden Damen-Quartett fiel die Südafrikanerin Robyn de Groot (Ascendis Health) zurück, so dass Sabine Spitz (Wiawis Bikes), Christina Kollmann-Forstner (Texpa-Simplon) und Adelheid Morath (jb Brunex-Felt) um die verbleibenden Podiumsplätze fuhren.
Den zweiten hätte Sabine Spitz holen können. Aber: «Ich bin ein paar hundert Meter vor dem Ziel in dem Gewirr ins Absperrband gefahren», erklärte Spitz und konnte drüber schon wieder schmunzeln, auch wenn es sie das Tagespodest kostete. «Es lief die vier Tage besser als gedacht. Klar habe ich durch die Verletzung viel verloren und konnte Adelheid nicht Paroli bieten, aber es war sicher ein guter Aufbau für die nächsten Wochen», konstatierte Spitz, die als Gesamt-Dritte letztlich 11:03 Minuten Rückstand auf Morath hatte.
Christina Kollmann-Forstner hatte das Vergnügen eine Sekunde vor Adelheid Morath als Zweite über die Ziellinie zu fahren. Zum vierten Mal in diesen vier Tagen. «Um der Ehre willen», sagte sie lachend. «Ich denke Adel ist mir nicht böse.» Sie hätte am letzten Tag „nicht mehr die guten Beine" gehabt, gestand die Salzburgerin. «Wir haben uns gestern doch einen Kampf geliefert. Aber ich bin sehr zufrieden und muss den Veranstaltern ein Kompliment machen. Es war eine gemütliche Atmosphäre und ich komme sicher wieder.»
Adelheid Morath stand mit einem lachenden Gesicht daneben und genoss die Augenblicke ihres zweiten Gesamtsieges. «Sicher war es für mich hauptsächlich eine Vorbereitung auf das Weltcup-Finale und die WM, aber die Strecken, die Stiebi (Simon Stiebjahn) ausgesucht hat, haben Spaß gemacht und es besonders schön in der Heimat zu gewinnen», erklärte die Siegerin.