Hamburg (dpa) - Die Untersuchungen über mögliche Doping-Verwicklungen Jan Ullrichs zum Zeitpunkt seines Olympiasieges 2000 in Sydney dauern laut IOC-Präsident Jacques Rogge an. Eine Verjährung des Falles drohe nicht, erklärte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung». «Wir haben innerhalb der Acht-Jahres-Frist die Ermittlungen gegen Ullrich begonnen. Eine Verjährung tritt nur ein, hätte sich der Fall acht Jahre überhaupt nicht bewegt», sagte Rogge. Den Rückzug der Sponsoren aus dem Radsport begrüßte der Belgier: «Das ist gar nicht schlecht. Die Betrüger müssen wissen, dass sie ihren eigenen Sport unterminieren.»Gegen den früheren Radprofi Ullrich, der alle Doping-Vorwürfe stets zurückwies, ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft. Der Tour-de-France-Sieger von 1997 steht im Verdacht, Kunde des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gewesen zu sein. Bei den Olympischen Spielen 2000 hatte Ullrich das Straßenrennen vor seinen damaligen Telekom-Teamkollegen Alexander Winokurow und Andreas Klöden gewonnen.
Für Rogge waren die durch Patrik Sinkewitz ans Licht gekommenen Doping-Praktiken an der Freiburger Uni-Klinik der Tiefpunkt. «Zu sehen, was in Freiburg passierte, das hat mich absolut schockiert. So etwas hielten wir immer für ausgeschlossen», sagte er.
Rogge sprach sich dafür aus, dass die Doping-Kronzeugen Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz wieder ein Team finden und in den Sattel zurückkehren können. «Ich finde generell, wenn Leute nicht wirklich schwere Dopingverstöße begehen wie das Organisieren von Dopingnetzwerken, sollten sie eine Chance zur Rehabilitation kriegen», sagte Rogge. Er äußerte aber Verständnis dafür, dass Rennställe «aus Reputationsgründen gewisse Fahrer nicht nehmen wollen». IOC-Vizepräsident Thomas Bach kritisierte in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», dass er bei Jaksche und Sinkewitz keine Einsicht in ihr Fehlverhalten spüre.