Manchester (dpa) - Die Fahrweise ist kess, die Ziele sind forsch: Mit seinen beherzten Rennen bei den Weltmeisterschaften in Manchester hat sich Roger Kluge als Siegfahrer für die Zukunft präsentiert.
Den beiden Podestplätzen mit Rang drei im nicht-olympischen Scratch sowie gemeinsam mit seinem Partner Olaf Pollack (Kolkwitz) im Madison soll nun im Zweier-Mannschaftsfahren bei den Olympischen Spielen in Peking der nächste Coup folgen. «Wir wollen jetzt eine Medaille bei Olympia. Jetzt gehören wir zu den Medaillenkandidaten und wollen uns noch steigern», kündigte der erst 22-jährige Aufsteiger aus Cottbus an.
Seinen ersten Achtungserfolg hatte der angehende Industriekaufmann beim Weltcup Anfang Dezember vorigen Jahres in Sydney gefeiert. Mit seinem ersten Platz im Scratch legte er den Grundstein dafür, dass er auch den Gesamt-Weltcup in dieser Disziplin gewann. Als äußeres Zeichen dafür trat Kluge in Manchester mit dem weißen Dress des Führenden an. «Es ist schon eine Last, das Trikot anzuhaben, denn dadurch wissen alle Bescheid und gucken besonders auch dich», berichtete Kluge. Beirren aber ließ er sich davon nicht.
Alle Aufmerksamkeit richtet der Cottbuser auf den Radsport. Davon lenkt ihn derzeit auch keine Freundin ab. «Ich bin ja fast nie zu Hause», meinte er. Wegen seiner häufigen Trainings- und Wettkampfreisen hat er auch noch Nachholbedarf in der Ausbildung. Fast nie sei er auf der Arbeit gewesen oder in der Schule. In den kommenden vier Wochen muss Kluge all das Aufholen, was er zuletzt versäumt hat, um im Mai seine Prüfungen zu schaffen. Sonst müsste er im November noch einmal ran.
Industriekaufmann aber ist nicht der Beruf, mit dem Roger Kluge seine Brötchen verdienen will. Vielmehr will er Radprofi werden. «Es hat aber noch kein Team bei mir angeklopft. Vielleicht kommt das ja jetzt nach der WM. Auf die Straße zu gehen, ist der nächste große Schritt», erklärte der deutsche Meister in der olympischen Disziplin Punktefahren, in der er auch in Peking antreten will.
Das Hauptaugenmerk aber ist auf den Madison gerichtet. In dem Zweier-Mannschaftsfahren rechnet er sich gemeinsam mit dem 34-jährigen Pollack die besseren Chancen auf einen Podestplatz aus. «Am besten wieder eine Medaille holen», wünschte sich Kluge. Immerhin war er in Manchester bei der Fahrt zur Silbermedaille der Initiator für die Hatz in der Schlussphase des Rennens nach einem Rundengewinn. «Das ist absoluter Wahnsinn. Hut ab vor Roger. Er hat genau im richtigen Moment attackiert», lobte Partner Pollack den Junior.