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Franziska Koch freut sich auf die Olympischen Spiele. Foto: BDR
19.07.2024 13:37
Road to Paris: Franziska Koch - «Müssen alle Chancen nutzen»

Frankfurt (rad-net) - Die Olympischen Spiele in Paris rücken immer näher. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) präsentiert in den kommenden Wochen seine Rennfahrerinnen und Rennfahrer, die in Paris am Start stehen. In der heutigen Folge stellen wir Franziska Koch vor.

Nicht erst mit dem Gewinn des Deutschen Meistertitels vor Titelverteidigerin Liane Lippert hat sich Franziska Koch ihren Startplatz für die Olympischen Spiele in Paris verdient. Die 24-Jährige gehört seit Jahren zu den Top-Athletinnen im BDR. Mit der Staffel gewann sie im letzten Jahr sowohl bei den Welt- als auch bei den Europameisterschaften Bronze. Sie ist verlässliche Teamplayerin, nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch in ihrem niederländischen Rennstall DSM-Firmenich-Post NL, für das sie seit 2919 fährt.

«Ich war noch sehr jung, als ich zu DSM kam und habe in diesem Team viel gelernt», sagt Koch, die oft in ihrer Wahlheimat Girona anzutreffen ist. Dort findet sie ideale Trainingsbedingungen vor schweren Wettkämpfen. Dort lebt auch ihr Freund, der Kanadier Riley Pickrell, der als Profi bei Israel Premier Tech unterwegs ist. Gleich nach der Deutschen Meisterschaft war sie wieder in Spanien, um sich auf den Giro vorzubereiten. Sie liebt klassische Eintagesrennen und hofft, dass sie in Zukunft auch öfter die Chance bekommt, für sich selbst zu fahren und nicht nur als Helferin ihre Stärke einzusetzen.

Vielleicht hilft dabei der DM-Titel, der ihr so viel bedeutet. «So ein eigener Erfolg, der tut sehr gut, wenn man sonst meist in der Helferrolle unterwegs ist», sagt sie, die nach dem Zeitfahren noch enttäuscht war. Wieder – wie schon 2023 verpasste sie als Vierte knapp das Podium. Umso stolzer war sie, ihren Eltern in Bad Dürrheim den Titel im Straßenrennen präsentieren zu können.

Der Radsport wurde Franziska Koch quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater ist Christian Koch, ehemaliger Rad-Amateur aus Mettmann in Nordrhein-Westfalen und nach seiner Karriere als Trainer tätig. Ihre Mutter Petra, geborene Stegherr, war in den Achtzigerjahren eine erfolgreiche deutsche Nationalfahrerin, feierte in ihrer Laufbahn 87 Siege. 1984 war sie WM-Siebte und im Jahr davor in Altenrhein Zwölfte im Straßenrennen.

Franziska und ihre drei Geschwister haben sich alle als Radsportler versucht. Katja, die älteste, fuhr bis zur Frauenklasse und war später Renn-Kommissärin. Michel (Jahrgang 1991) schaffte es bis zu den Profis und nahm unter am am Giro d'Italia teil. Sein jüngerer Bruder Max wechselte vom Straßenrad in die Halle und spielte für den Radsportverein Velbert Radball. Die jüngste im Bunde ist Franziska, Jahrgang 2000.

Schon als U19-Fahrerin bestach Franziska Koch durch ihre Vielseitigkeit. Ihre Erfolgsbilanz in der Jugendklasse im Jahr 2016 ist unerreicht: Deutsche Meistertitel im Mountainbike, im Querfeldein, auf der Bahn in der Einerverfolgung und Vize-Meisterin auf der Straße. Das schaffte vor ihr keine.

Von der Bahn bringt sie die Spritzigkeit mit, vom Mountainbike die Radbeherrschung, vom Cross die Fähigkeit des schnellen Rhythmuswechsels. Durch ihre komplexe Ausbildung hat sie viele Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Ihr Können setzt sie erfolgreich ein und ist in den letzten Jahren noch besser geworden.

Die Eltern haben sie geprägt, sagt Franziska, der Vater in allen sportlichen Belangen, die Mutter als «unterstützende Hand», wie Franzi es nennt. «In schweren Zeiten findet sie immer die richtigen Worte, hilft mir, mich im Kopf zu sortieren.»

Gelegentlich schwingt Franziska auch gern mal den Kochlöffel. Sie liebt Gemüsepfannen und Kartoffeln und freut sich stets auf den Herbst. «Ich koche auch sehr gern mit Kürbis», sagt sie.

Ihre Profikarriere startete sie mit gerade einmal 19 Jahren im August 2019 und setzte gleich ein Ausrufezeichen, gewann eine Etappe der Boels Ladies Tour. Koch gehörte zu einer dreiköpfigen Spitzengruppe und wartete auf Teamkollegin Lucinda Brand, die aufs Gesamtklassement fuhr. «Ich dachte immer, gleich kommt die Gruppe von hinten, dann kann ich noch fürs Finale helfen», erinnert sie sich. Doch Brand kam nicht und plötzlich hieß es aus dem Funk: «Okay, Franzi, es ist für Dich.» Das erste, was ihr da durch den Kopf ging: «Ach du Sch... das war so nicht abgesprochen.» Doch zum Glück hatte sie sich die Strecke vorher genau angeschaut und hatte im Finale die besseren Beine, gewann in Nijmwegen den Sprint vor Christine Majerus und Riejanne Markus. «Das war schon ein tolles Gefühl, ein sehr guter Einstand, dieser erste Sieg im Trikot von Sunweb. Das vergisst man nicht», erinnert sie sich gern an diesen frühen Erfolg. In den letzten Jahren hat sie mit weiteren Top-Platzierungen Zeichen gesetzt, war unter anderem Siebte bei Paris-Roubaix.

Frankreich ist also ein gutes Pflaster für die 24-Jährige, die sich sehr auf ihren Einsatz bei den Olympischen Spielen freut. «Es ist eine Klassikerstrecke, das liegt mir. Mit nur drei Fahrerinnen müssen wir alle Chancen nutzen, das bestmögliche Ergebnis herauszufahren», sagt sie, findet aber schon die Teilnahme in Paris, «eine große Sache.» Motiviert bis in die Haarspitzen wird sie sein, wenn am 4. August der Startschuss fällt.

Steckbrief
Team: DSM-Firmenich-Post NL
Geburtstag: 13. Juli 2000 in Mettmann
Wohnort: Girona (Spanien)
Olympia-Teilnahmen: 0

Erfolge:
2017: 1. U19-DM Omnium

2018: 1. U19-DM Cross-Country

2019: Etappensieg Boels Ladies Tour

2020: 2. U23-EM Einzelzeitfahren

2021: 7. Paris-Roubaix, 7. Ronde van Drenthe

2023: 3. WM Mixed-Staffel, 3. EM Mixed-Staffel

2024: 1. DM Straße

Franziska Koch privat
Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen?
Mit dem Camper durch Skandinavien fahren, bevorzugt durch Norwegen.

Was ist für dich ein perfekter Tag?
Ein entspanntes Frühstück, eine schöne lange Ausfahrt mit dem Rad und abends in guter Gesellschaft den Tag ausklingen lassen.

Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen?
Franziska Koch wird Weltmeisterin.

Mit wem möchtest du an einer Hotelbar gern mal ein Bier trinken?
Mit David Guetta (Sänger).

Was ist dein Lieblingsfrühstück?
Pfannkuchen mit Ahornsirup und Früchten.

Was schaust du am liebsten im Fernsehen?
Haus des Geldes.

Was ist dein Lebensmotto?
Man sollte nichts erwarten aber alles wertschätzen.

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