Ouderkerk aan de Amstel (rad-net) - Nachdem die UCI in der vergangenen Woche den Rahmen für einen neu angepassten Rennkalender für die Saison 2020 bekannt gegeben hat, haben sich nun die Vertreterinnen der Radsportlerinnen durch The Cyclists' Alliance (TCA) in einem offenen Brief beschwert. Der Frauenradsport sei in den Diskussionen nicht ausreichend durch Fahrerinnen repräsentiert und werde von der UCI ignoriert.
Der Dachverband der Radsports hatte vergangenen Woche die Verschiebung der Tour de France (29.August bis 20.September) bekannt gegeben und dabei betont, dass die Grand Tours, Weltmeisterschaften und fünf Monumente Priorität in der Neujustierung des Kalenders besäßen. Der neue Rennkalender für die Damen soll bis zum 15. Mai veröffentlicht werden. Wie der allerdings aussehen könnte, wurde nicht festgelegt.
«Wir haben wiederholt bei der UCI angefragt, Teil der Diskussionen bezüglich des Rennkalenders der Damen für 2020 zu sein. Die Ankündigung wurde ohne Interessenvertretung und Stimmen der Fahrerinnen gemacht. Wir drängen die UCI weiterhin dahingehend, dass wir in zukünftige Planungen einbezogen werden», schrieb die TCA bereits kurz nach der Ankündigung des neuen Rennkalenders in den Sozialen Netzwerken.
Bisher hat mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race lediglich ein Rennen der UCI Women's WorldTour 2020 stattgefunden, während 14 weitere bereits verschoben oder abgesagt wurden. Durch die Absage aller Rennen bis mindestens 1. Juli ist auch der Giro d'Italia Internazionale Femminile (26. Juni bis 5. Juli) - die einzige Grand Tour für Frauen - betroffen sowie das Eintagesrennen La Course, das zeitgleich mit der 21. Etappe der Tour de France am 19. Juli hätte starten sollen. Nur acht der 22 angesetzten Rennen behalten bisher ihren ursprünglich Termin ab dem 8. August.
«Wir, als Repräsentantinnen des weiblichen Pelotons [...] sind besorgt über den Einfluss der Pandemie auf den professionellen Frauenradsport. Wir sind aber noch besorgter, dass wir in den andauernden Diskussionen über die Pandemie und ihre Herausforderungen nicht adäquat repräsentiert werden», hieß es in einem offenen Brief der TCA, gemeinsam verfasst von Radsportgrößen wie Marianne Vos, Amanda Spratt, Ashleigh Moolman-Pasio und Ellen van Dijk, an die UCI. Zusätzlich habe man bemerkt, dass es bisher keinerlei Rückmeldungen zum Verlauf des Frauen-Rennkalenders gebe und auch nicht klar sei, wer für diese Entscheidungen konsultiert würde.
«Es ist schlimm, dass Entscheidungen für die Männer getroffen, die Frauen aber gänzlich ignoriert werden. Wir werden erst in einem Monat über die Pläne für unseren Kalender informiert und das nervt», beschwerte sich Ellen van Dijk (Trek-Segafredo) im Interview mit «NOSFriday». Trotzdem verstehe sie, dass die Tour de France und die Rennen der Männer Priorität genießen, da damit viel Geld generiert werde. Der Vorwurf gelte der UCI, da sie keinerlei Rücksicht auf die Damen nehme und keine Aufmerksamkeit auf den Damenradsport in dieser Situation verschwende.
Während sich die Repräsentantinnen der TCA beschweren, nicht in die Entscheidungen der UCI einbezogen zu werden, hat Alessandra Cappellotto von der Vereinigung CPA Women gegenüber Cyclingnews berichtet, den Rennkalender der Damen mit der UCI zu diskutieren: «Die CPA steht im Kontakt mit der UCI», und der Rennkalender der Damen soll diskutiert werden.
FDJ-Manager Stephen Delcourt hat derweilen zur Solidarität im Damenradsport aufgerufen. Zusammenhalt sei wichtig, um die Zukunft des Frauenradsports zu sichern und zu verbessern: «Die Zeit ist nicht für Teilung, sondern für Solidarität. Lasst uns Hand in Hand mit der UCI arbeiten, denn zusammen sind wir stärker.»
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