Stuttgart (dpa) - Statt über ihre Zukunft reden zu dürfen, mussten die Teilnehmer an den deutschen U 23-Meisterschaften der Straßenradfahrer in Stuttgart beantworten, wie Jungprofis die Doping-Beichten der ehemaligen Team-Telekom-Fahrer verarbeiten.
Das fiel fast allen schwer. Im Zuge der Doping-Enthüllungen wurde auch bekannt, dass der bisherige U 23-Bundestrainer Peter Weibel in den 80er Jahren Jungprofis mit dem Steroid Andriol versorgt haben soll.
Die Radstars von morgen sind nach den Doping-Geständnissen der einstigen Idole verunsichert. «Das hätte ich nie für möglich gehalten», sagte der neue deutsche U 23-Meister Dominic Klemme vom Team Lamonta. Die Funktionäre im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wollen sich vorerst nicht mehr groß zu Fragen über das Thema Doping äußern. «Wir sollten wieder den Sport in den Vordergrund stellen», sagte BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer. Eine unabhängige Kommission soll die Rolle Weibels nun klären.
Alle der 170 in Stuttgart gestarteten Nachwuchsfahrer träumen von einer Profi-Karriere. Doch ihre sportliche Zukunft ist ungewisser denn je: Sponsoren wie Wiesenhof, die sich auch im Nachwuchs engagieren, haben ihren Ausstieg zum Saisonende bekannt gegeben. Nach dem Rennen auf derselben Strecke, wo Ende September Profis und Amateure um WM-Medaillen sprinten, mussten neben den drei Erstplatzierten weitere sieben Fahrer zur Dopingkontrolle.
«Ich habe nichts zu befürchten. Ich bin sauber», sagte Klemme und erhielt Unterstützung von einem Olympiasieger. «Ich glaube fest daran, dass die jungen Fahrer heutzutage sauberer sind als früher, weil sie doch nicht leichtfertig ihre Zukunft in einem Profiteam aufs Spiel setzen wollen», erklärte der Bahn-Olympiasieger von 1964 und Leiter des Olympiastützpunkts in Stuttgart, Karl Link.