Hamburg (dpa) - Bei der Tour de France strahlte er zwei Tage lang im Gelben Trikot, nun steht Radprofi Stefan Schumacher (27) nach dem jüngsten Dopingverdacht am Abgrund.
Seine Karriere war wie eine Berg- und-Tal-Fahrt: Den Höhepunkt erreichte der Nürtinger mit seinen beiden Zeitfahrsiegen bei der diesjährigen Tour - dies hatte als letzter Radprofi Rekordsieger Lance Armstrong (USA) 2004 geschafft.
2002 begann der damals 20-jährige Schumacher, der bisher stets Doping bestritten hat, seine Profi-Laufbahn im Team Telekom, 2004 wechselte er zum Rennstall Lamonta und wurde im gleichen Jahr deutscher Vizemeister im Straßenrennen hinter Andreas Klöden. Der Allrounder schloss sich 2005 der Shimano-Memory Corp an und schaffte mit dem Gesamtsieg bei der Niedersachsen-Rundfahrt den Durchbruch. Den entscheidenden Schritt auf der Erfolgsleiter machte der Schwabe im Jahr 2006, als er beim Gerolsteiner-Team von Hans-Michael Holczer unterschrieb. Zahlreiche Etappensiege bei verschiedenen Rundfahrten folgten, zudem gewann er 2007 das Amstel Gold Race und WM-Bronze im Straßenrennen.
Die Liste seiner Verfehlungen ist allerdings fast genau so lang wie die seiner Erfolge: Unrühmlicher «Höhepunkt» war im Oktober direkt nach der WM 2007 in Stuttgart ein Autounfall unter Alkoholeinfluss, nach dem die Polizei auch Spuren von Amphetaminen in seinem Blut fand. Schon vor seinem Wechsel zu Gerolsteiner Anfang 2006 gab es erste Irritationen um einen positiven Befund wegen eines angeblich verabreichten Anti-Allergikums. Die vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) verhängte Sperre hob der Weltverband UCI wieder auf. Vor der WM 2007 wurden bei ihm erhöhte Blutwerte festgestellt. Drei Spezialisten schlossen eine Manipulation aus. Nun steht er aber mit dem Rücken zur Wand.