Hagen (rad-net) - Die Verschiebung des Starts der Tour de France 2020 auf den 29. August ist unter den internationalen Profis auf große Zustimmung gestoßen. Einige der Fahrer haben in verschiedenen Interviews bekannt gegeben, sich über den Motivationsschub, den das neue Datum mit sich bringt, gefreut zu haben und nun ihre Saison 2020 neu planen können.
«Das sind großartige Nachrichten. Ich habe gestern Abend gehört, dass die Tour de France stattfinden wird und darüber habe ich mich sehr gefreut, weil ich in der aktuellen Situation schon fast die Hoffnung verloren hätte», erzählte Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step) dem französischen Sender «France Télévisions» am Mittwoch. Dass nun ein konkretes Datum bekannt ist, sei ein großer Motivationsschub sowohl für die Fahrer als auch für die Zuschauer und die gesamte französische Bevölkerung.
Alaphilippe trug bei der Tour de France 2019 insgesamt 14 Tage das Gelbe Trikot und belegte abschließend den fünften Platz der französischen Grand Tour. Der späteste Start in der Geschichte der Rundfahrt, wird laut dem 27-Jährigen der Freude an dem Event keinen Abbruch tun, wenn auch weniger Zuschauer zu erwarten sind: «Die Kinder werden zurück in der Schule sein, deshalb werden weniger Zuschauer an der Straße oder vor dem Fernseher sein, aber die Freude und der Spaß werden ungebremst sein.»
Greg van Avermaet (CCC) hat ebenfalls sehr positiv auf die Bekanntgabe der UCI reagiert: «Es kann sich immer noch ändern, je nachdem wie sich das Virus entwickelt, aber ich denke, dass es für uns Fahrer extrem wichtig ist, bestimmte Daten im Kopf zu haben, an denen wichtige Rennen stattfinden.» Die Verkündung sei deshalb von hohem mentalen Wert, da zum einen nun das Ende der Zwangspause in Sicht sei und zum anderen die Athleten genügend Zeit hätten, sich auf die wichtigen Rennen ab Ende August vorzubereiten.
Neben der Verschiebung der Tour de France, hatte die UCI ebenfalls bekannt gegeben, dass die nationalen Meisterschaften am 22. und 23. August und die Weltmeisterschaften vom 20. bis 27. September stattfinden sollen. Mit dieser Planung werden sich vermutlich das Zeitfahren der Weltmeisterschaften und die Ankunft auf der Champs-Élysées überschneiden, was die Fahrer nun vor die Wahl zwischen zwei großen Wettbewerben stellt.
Chris Froome (Ineos) hat bereits verkündet, dass die Tour de France für ihn höchste Priorität besitze. Der vierfache Gesamtsieger der Frankreich-Rundfahrt hatte eigentlich die Tour, die Olympischen Spiele in Tokio und die Weltmeisterschaften in der Schweiz in dieser Saison anvisiert, doch nun muss der Profi seine Ziele neu priorisieren. «Wenn ich mir die potentiellen Termine der UCI anschaue, dann wird die Tour de France mein Hauptziel sein. Danach würde ich gerne die Weltmeisterschaften bestreiten, vorausgesetzt, sie kollidieren nicht mit der Tour.»
Der Giro d'Italia und die Vuelta a España werden vermutlich im Oktober und November dieses Jahr starten, auch wenn die UCI noch keine genauen Termine veröffentlicht hat. Froome hat hingegen schon den Wunsch geäußert, an einer der beiden Rundfahrten zusätzlich starten zu wollen: «Je nachdem, wann die Grand Tours stattfinden, würde ich gerne am Giro d'Italia oder der Vuelta a España teilnehmen.»
Durch die Neujustierung des Rennkalenders hat auch Romain Bardet (Ag2r-La Mondiale) seine Ziele für 2020 nun angepasst. Der 29-jährige Franzose wollte eigentlich sein Debüt beim Giro geben, hat sich jetzt jedoch dazu entschieden, die Tour de France zu fahren. «Die Tour de France wird im August und September stattfinden und das größte Event der Saison sein. Mit der Verschiebung der Olympischen Spiele und der Fußball-EM 2020, wird die Tour das wichtigste Sportevent des Jahres. Das ist der wichtigste Moment für das soziale und sportliche Leben und für die Mannschaften ist es extrem wichtig, dort zu glänzen», begründete Teammanager Vincent Lavenu die Entscheidung, seinen Kapitän in die französische Rundfahrt zu schicken. Der Start Bardets sei essentiell für die Mannschaft, damit sie ihre volle Stärke entfalten könne.
Um seine persönlichen Stärken bangt hingegen Tom Dumoulin (Jumbo-Visma). Der Sieger des Giro d'Italia 2017 hat sich zwar über die Datierung der Tour de France gefreut, zweifelt aber daran, sie gewinnen zu können: «Wenn ich kein Höhentraining machen kann, dann sehe ich mich nicht, die Tour gewinnen. Ich meine, um eine Grand Tour zu gewinnen, braucht man eine spezifische Vorbereitung, die auch Höhentraining beinhaltet. Das ist definitiv notwendig, um zu gewinnen», erklärte der 29-jährige Niederländer gegenüber «Cyclingnews». Da er selber aber in Belgien sei und keine Möglichkeit habe in der Höhe zu trainieren, rechne er anderen Fahrern bessere Chancen zu. Diejenigen, die dieser Tage in abwechslungsreichen Gebieten trainieren können, gingen definitiv mit einem Vorteil in die dreiwöchigen Landesrundfahrten.
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