St. Brieuc (dpa) - Der jüngste Tour-Teilnehmer Filippo Pozzato hat den Sprintern im Ziel der 7. Etappe der 91. Tour de France die sicher geglaubte Beute noch weggeschnappt.
1500 Meter vor dem Ziel des 204 km langen Tagesabschnitts von Chateaubriant nach St. Brieuc in der Bretagne hatte sich eine siebenköpfige Spitzengruppe gebildet, aus der der 22-jährige Tour-Neuling aus Italien auf leicht ansteigender Straße zu seinem ersten Etappensieg kam. Pozzato hatte von seinemn Fassa Bortolo-Team freie Fahrt erhalten, nachdem Alessandro Petacchi am 9. Juli ausgestiegen war.
Das Gelbe Trikot blieb auf den Schultern des 25-jährigen Franzosen Thomas Voeckler. Der Abstand zwischen dem fünffachen Toursieger Lance Armstrong (USA) und seinem vermeintlich aussichtsreichsten Herausforderer Jan Ullrich beträgt unverändert 55 Sekunden.
Einer der Enttäuschtesten war Erik Zabel, der auf einen Spurtsieg spekuliert hatte, und für den sich sein T-Mobile-Team im Finale vergeblich ins Zeug gelegt hatte. Auch Ullrich hatte vergeblich Tempo für den Weltranglisten-Dritten gemacht. «Nach dem Sturzchaos am Vortag wollten wir alles dafür tun, damit Jan und ich ganz vorne auf die schwierige Zieleinfahrt kommen. Das ist gelungen. Dann aber noch ein Mal auf ansteigender Straße bei hartem Seitenwind den sieben Ausreißern hinterher zu gehen, gelang dann leider nicht mehr», sagte Zabel, der weiter auf seinen insgesamt 13. Tour- Etappensieg hofft.
Nach dem es seit dem Tour-Start zahlreiche Doping-Vorwürfe an verschiedene Adressen gegeben hatte, traf am Tag des siebten Teilstücks der erste reale Doping-Fall die Tour. Der 27-jährige Belgier Christophe Brandt vom Lotto-Team war am 5. Juli positiv auf Methadon getestet worden. Das Mittel wird normalerweise Heroin-Süchtigen als Ersatzdroge angeboten, und tauchte bisher im Radsport noch nicht auf. Brandt wurde von seinem Team noch vor der Analyse der B-Probe sofort aus dem Rennen genommen und trat zur 7. Etappe nicht mehr an. Die obligatorische Urin-Kontrolle nach der 2. Etappe hatte den positiven Befund bei Brandt ergeben, den sich niemand der Beteiligten erklären konnte.
50 km vor dem Ziel war plötzlich ein Ruck durch das Fahrerfeld gegangen. Die CSC-Fahrer von Bjarne Riis hatten sich vorne eingereiht und erhöhten das Tempo mit einem Schlag, als ginge es schon um den Endspurt. Die abrupte Tempoverschärfung provozierte eine Teilung des Feldes. Favoriten traf das Überraschungs-Manöver allerdings nicht. Armstrong, Ullrich, Tyler Hamilton und auch der Träger des Gelben Trikots waren bei erneut strömendem Regen, der das Rennen am Ende störte, auf der Hut. Mit einer ähnlichen Aktion auf flachem Terrain hatte CSC bei Paris-Nizza geglänzt und damit im März den Weg zum Gesamtsieg Jörg Jaksches geebnet.
Der Temposchub sorgte dafür, dass 75 Fahrer 20 Km hart arbeiten mussten, um wieder Anschluss zu finden. Außerdem wurden die beiden Ausreißer Eric Dekker (Niederlande) und Thierry Marichal (Belgien), die lange als Alleinunterhalter an der Spitze gewirkt hatten, schon früher als erwartet - 30 Km vor dem Ziel - eingeholt.