Izu (dpa) - Robert Förstemann erschien alleine. Sein Partner Kai Kruse sei «nicht in der Lage, ein Interview zu geben», sagte der frühere Olympia-Dritte im Bahnrad nach der um acht Hundertstel verpassten Bronze-Medaille im 1000-Meter-Sprint bei den Paralympics in Tokio.
«Er muss das erst einmal mental verkraften. Das wird harte Arbeit, ihn wieder aufzurichten.» Förstemann hatte dafür umso mehr Redebedarf. «Wir haben uns den Arsch aufgerissen. Aber man fühlt sich im Stich gelassen», sagte der gebürtige Thüringer, der seit 2019 als Guide des sehbehinderten Rostockers Kruse fungiert. «Da sind im Vorfeld einige Dinge schiefgelaufen, die man offen ansprechen und aufarbeiten muss. Das war alles andere als professionell.» Förstemann zählte einige Dinge auf: «Unser Tandem war vier Kilo schwerer als das der Sieger. Während die schon im Windkanal waren, hatten wir nicht mal ein Rad zum Trainieren. Ich hoffe, dass jetzt alle wachgerüttelt sind.»
Verpasste Medaille «tut weh»
Mit der eigenen Leistung war der 35-Jährige, der 2012 in London Olympia-Bronze im Teamsprint gewonnen hatte, zufrieden. «Wir haben uns in zwei Jahren um 3,5 Sekunden verbessert, das ist Wahnsinn. Körperlich bin ich fit wie nie, wir haben alle unsere Wattwerte getoppt.» Die Medaille so knapp zu verpassen, tue mehr weh als der um vier Hundertstel verpasste WM-Titel im Teamsprint 2014: «Da hatten wir wenigstens eine Medaille. Schlimmer als heute geht es nicht.»
Förstemann will auf jeden Fall weitermachen und die Spiele 2024 in Paris erleben. «Paralympics nochmal aus anderer Perspektive, ohne Corona, das wäre ein tolles Ende», sagte er. «Und solange wir die Medaille nicht haben, haben wir eine Rechnung offen.»