Rom (rad-net) - Die Sportwelt bangt um Alessandro Zanardi. Der Para-Cycler und ehemalige Formel-1-Pilot befindet sich nach einer Kollision mit einem Lastwagen weiterhin in kritischem Zustand auf der Intensivstation.
Der Italiener nahm an dem Staffellauf «Obiettivo tricolore» in Siena teil, als sich das Unglück ereignete. Zanardi, viermaliger Paralympics-Sieger, befand sich auf einer Abfahrt. Er verlor die Kontrolle über sein Handbike, überschlug sich und kollidierte auf der anderen Straßenseite mit einem LKW, der noch versuchte auszuweichen. Zanardi erlitt dabei schwere Kopf- und neurologische Verletzungen. Im Universitätsklinikum von Siena hat sich Zanardi einer fast dreistündigen «neurochirurgischen und maxillofazialen Operation unterzogen» - also einer am Kiefer und im Gesicht - und befindet sich derzeit im künstlichen Koma auf der Intensivstation in einem «stabilen, aber schwerwiegenden» Zustand.
Laut einer Pressemitteilung des Krankenhauses vom Wochenende wird Zanardi intubiert und durch künstliche Beatmung unterstützt, während das neurologische Bild ernst bleibe.
Giuseppe Oliveri, Direktor für Neurochirurgie im Krankenhaus, sagte gegenüber der italienischen Tageszeitung «Corriere della Sera» über Zanardis Zustand: «Er kam mit einer Gesichtsfraktur und einer versunkenen Fraktur der Stirnknochen an. Er muss sediert und beatmet werden, damit sich der Sekundärschaden infolge des Traumas im Laufe der Zeit stabilisieren kann. Die Verbesserung, wenn überhaupt, wird im Laufe der Zeit sehr langsam sein. Und Bewertungen der neurologischen Situation werden vorgenommen, wenn er aufwacht - wenn er denn aufwacht. Es ist sinnlos, heute zu spekulieren, wie es ihm gehen wird - ich weiß nur, dass ich absolut überzeugt bin, dass es sich lohnt, ihn zu behandeln.»
Mit leichtem Optimismus äußerte sich tags darauf Sabino Scolletta, Leiter der Notfallabteilung: «Während der kommenden Tage werden wir damit beginnen, die Narkose abzusetzen, um das neurologische Bild zu evaluieren. Der allgemeine Zustand ist stabil und wir sind sehr zufrieden damit, wie sich das klinische Bild entwickelt. Die Tatsache, dass der Zustand zwei Tage nach dem Trauma stabil ist, gibt uns große Zuversicht.»
Zanardi, der in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in der Formel 1 und in der amerikanischen CART-Serie gefahren ist, hat bereits zuvor lebensbedrohliche Verletzungen überwunden, nachdem er 2001 bei einem Unfall bei der ChampCar-Serie auf dem Eurospeedway in der Lausitz beide Beine verloren hatte. Nach seiner langen Genesungsphase startete er seine zweite sportliche Karriere 2007 auf dem Handbike. Seitdem holte er zwölf Para-Cycling-Weltmeistertitel und vier paralympische Goldmedaillen.
In den sozialen Medien gab es zahlreiche Genesungswünsche an Alessandro Zanardi. Rocco di Renato, der Präsident des italienischen Radsportverbandes, wünschte Zanardi ebenfalls alles Gute und sagte: «Sein Beispiel war für viele von uns eine Inspirationsquelle und jetzt ist es an der Zeit, dass er die ganze Wärme unserer Welt spürt.» Der italienische Premierminister Giuseppe Conte und der UCI-Präsident David Lappartient schlossen sich den Botschaften genauso an wie Straßen-Europameister Elia Viviani (Cofidis).