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Der deutsche Frauenvierer will in Paris wieder eine Medaille. Foto: BDR
01.08.2024 11:57
Olympia: Im Madison und Vierer nach Edelmetall greifen

Paris (rad-net) - Eine Medaille für den Frauen-Vierer und einen Podestplatz im Zweiermannschaftsfahren der Männer, das sind die großen Ziele der deutschen Bahnfahrer im Bereich Ausdauer bei den Olympischen Spielen in Paris.

Der deutsche Frauen-Vierer sauste bei den letzten Olympischen Spielen in Tokio in Weltrekordzeit zur Goldmedaille: Lisa Brennauer, Franziska Brauße, Lisa Klein und Mieke Kröger wurden Olympiasieger und krönten ein unvergessliches Jahr.

Brauße, Klein und Kröger und die für Brennauer ins Team gerückte Laura Süßemilch sowie Ersatzfahrerin Lena Charlotte Reißner haben harte Trainingseinheiten auf der Bahn von Frankfurt an der Oder absolviert. «Die Zeiten im Training waren sehr gut, die Form der Mädels stimmt», sagt Bundestrainer André Korff, der das Quartett schon bei der Goldfahrt in Tokio begleitete.

Die Olympia-Mannschaft hat in Vorbereitung auf die Spiele von Paris viele Straßenrennen bestritten, größtenteils mit ihren Firmenmannschaften, wo sie unter Vertrag stehen, wenn sie nicht mit der Nationalmannschaft im Einsatz sind. Dazwischen gab es immer wieder Lehrgänge in Frankfurt/Oder auf der Bahn. «Wir reisen gut vorbereitet nach Paris», sagt Korff, der allerdings eine zweite Goldmedaille für unwahrscheinlich hält. «Da müsste bei uns in diesem Turnier alles perfekt laufen», weiß er um die Stärke der Konkurrenz. Die Weltmeisterinnen aus Großbritannien, Neuseeland, USA, Italien und Gastgeber Frankreich sieht Korff als harte Gegner. «Aber um Bronze wollen wir fahren», macht er die Ambitionen der Mannschaft deutlich.

Das hofft auch Mieke Kröger, die seit Jahren eine verlässliche Größe im Frauen-Vierer ist. «Eine Medaille ist schon das Ziel», sagt sie. Angst vor dem großen Druck, der auf dem Vierer als Titelverteidiger lastet, hat sie nicht. «Es ist diesmal anders als vorher. Wir waren schon Olympiasieger.» Was nicht heißt, dass man relaxter an die Sache ran geht. «Es schwankt, mal bin ich gelassener, mal ist die Anspannung größer, wenn ich an Paris denke. Auf alle Fälle bin ich hoch motiviert.»

Ihre Teamkollegin Franziska Brauße hat beste Erinnerungen an die Olympia-Bahn. 2022 raste sie dort zum WM-Titel in der Einerverfolgung. In der neuen Besetzung habe der Vierer inzwischen an Stärke gewonnen und sich auch taktisch verbessert. Allenfalls an der Feinabstimmung müsse man noch etwas feilen, findet Brauße.

Die 25-Jährige ist Anfahrerin des Vierers, danach folgen Lisa Klein, Laura Süßemilch und Mieke Kröger. Brauße hat in Paris einen straffen Terminkalender. Nach dem Vierer wird sie auch noch das Omnium und das Madison bestreiten, wo sie voraussichtlich mit Lisa Klein fahren wird.

Im Vierer der Männer werden Roger Kluge, Theo Reinhardt, Tobias Buck-Gramcko und Tim Torn Teutenberg an den Start gehen. Ersatzmann ist Felix Groß. Teutenberg wird außerdem das Omnium bestreiten. Der Kölner ist seit einiger Zeit einer der besten Fahrer in den Einzeldisziplinen und soll in Paris seine Chance bekommen, um eine Top-Platzierung zu kämpfen.

Roger Kluge und Theo Reinhardt sind die Medaillenhoffnungen im Madison und fahren mit großem Optimismus zu den Olympischen Spielen nach Paris. In den letzten Wochen haben beide ein intensives Straßenpensum hinter sich gebracht, zwei Rundfahrten gefahren, seit Mai waren es sogar fünf, und haben damit die nötige Ausdauer und Schnelligkeit für die Bahn gewonnen. «Meine Form auf der Straße ist derzeit so gut wie lange nicht mehr», sagt Reinhardt, was Kluge bestätigt: «Ich bin zuversichtlich, dass unsere Vorbereitung für Paris in die richtige Richtung geht.»

Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Abschneiden im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelines sind deutlich besser als vor drei Jahren in Tokio. «Bei den letzten Spielen waren Leute aus der WorldTour vorn, die in Zeiten von Corona ihr Straßenprogramm durchziehen konnten. Das konnten wir damals nicht, weil viele Rennen außerhalb der WorldTour ausgefallen waren», erklärt Bundestrainer Sven Meyer. Diesmal habe man sich optimal vorbereiten können.

Roger Kluge musste früher stets zwischen Bahn und Straße jonglieren, als er noch in der WorldTour fuhr. Jetzt startet er für das Continental-Team rad-net Oßwald und konnte sich voll auf die Bahn konzentrieren. «Die Vorbereitung auf die Spiele verlief reibungslos», sagt er, was Bundestrainer Meyer nur bestätigen kann: «Die Trainingsqualität von Beiden ist absolut herausragend.»

Der Fokus im Ausdauerbereich der Männer liegt diesmal nicht auf dem Vierer, sondern ganz klar im Madison, wo der BDR mit Theo Reinhardt und Roger Kluge auf Medaillenkurs steuern will. «Letztlich war es eine Faktenentscheidung», sagt Meyer. «Wir mussten Prioritäten setzen. Die Medaillenchance liegt im Madison einfach höher als im Vierer.»

Weil nur vier Fahrer nominiert werden konnten und der Ersatzmann nur bei einer tatsächlichen Erkrankung eines Athleten eingesetzt werden darf, wird Kluge auch den Vierer bestreiten, der nicht unbedingt zu seiner Paradedisziplin gehört. «Ja das stimmt, der Vierer steht dem Madison in der Vorbereitung etwas im Weg», sagt Kluge. «Aber wir gehen keinesfalls unvorbereitet in den Wettbewerb», unterstreicht der Brandenburger. «Wir werden im letzten Vorbereitungslehrgang auch nochmal den Vierer trainieren und werden das Bestmögliche herausholen. Vielleicht hilft es auch, etwas Nervosität abzulegen, wenn man vorher schon mal eine Nummer auf dem Trikot hatte.»

Dass eine Medaille im Madison auch für die vierfachen Europameister keine Selbstverständlichkeit ist, wissen Roger Kluge und Theo Reinhardt nur zu gut. «Diese Disziplin ist unberechenbar, da kann alles passieren. Man kann sich vorher noch so sehr eine gute Taktik zurechtlegen, hinterher kommt es doch anders.» Ein großer Vorteil sei es, in Paris auf eine Bahn zu kommen, die man kennt. «Man kennt die Beschaffenheit, die Ein- und Ausgänge, das hilft», sagt Reinhardt.

Für Roger Kluge sind es die die fünften Olympischen Spiele. «Seit meinen ersten Spielen fahre ich der Goldmedaille hinterher, Tendenz abfallend», sagt der 38-Jährige, der 2008 in Peking die Silbermedaille im Punktefahren gewann, das nicht mehr Olympische Einzeldisziplin ist. «In Paris hoffe ich das noch mal zu drehen. In die richtige Richtung.» Die Entscheidung im Madison fällt am 10. August.

Deutsche Starter:

Franziska Brauße (Eningen/Ceratizit-WNT)
Lisa Klein (Oberried/Lidl-Trek)
Mieke Kröger (Hürth/RV Teutoburg Brackwede)
Laura Süßemilch (Zollenreute/Hess)
Ersatz: Lena Charlotte Reißner (Gera/LKT-Team)

Tobias Buck-Gramcko (Mannheim/rad-net Oßwald)
Roger Kluge (Ludwigsfelde/rad-net Oßwald)
Theo Reinhardt (Berlin/rad-net Oßwald)
Tim Torn Teutenberg (Köln/Lidl-Trek Future Racing)
Ersatz: Felix Groß (Leipzig/rad-net Oßwald)


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