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Rafal Majka gewinnt die Etappe, Vincenzo Nibali behält als Dritter das Gelbe Trikot. Foto: Yoan Valat
23.07.2014 18:27
Nibali auf den Spuren von Pantani - Etappe an Majka

Saint-Lary Pla d'Adet (dpa) - Die einstigen Wasserträger von Alberto Contador liefern weiter ein unterhaltsames Tagesprogramm, das Rennen um den Gesamtsieg bei Tour de France scheint entschieden. Ohne den Hauch einer Schwäche fährt Vincenzo Nibali dem ersten italienischen Triumph seit 1998 entgegen.

Zwar nicht so spektakulär wie sein verstorbener Vorgänger Marco Pantani, aber doch mit einer beeindruckenden Dominanz parierte Nibali auch auf der Königsetappe am Mittwoch die halbherzigen Attacken seiner wenigen Rivalen und baute den Vorsprung weiter aus.

Genauso humorlos wie er im 1654 Meter hoch gelegenen Saint-Lary Pla d'Adet als Dritter mit einem Rückstand von 46 Sekunden hinter dem polnischen Tagessieger Rafal Majka und Landsmann Giovanni Visconti über den Zielstrich rollte, kommentierte Nibali die Ausgangsposition vor den letzten 545,5 Kilometern bis nach Paris: «Ich glaube, das Geheimnis ist, intelligent zu fahren und ruhig zu bleiben. Das hat mir Ivan Basso beigebracht.» Er baute mit einer Machtdemonstration seinen Vorsprung auf nun 5:26 Minuten auf den Spanier Alejandro Valverde aus.

In den Kampf um den Tagessieg schaltete sich Nibali nicht ein, den überließ er mal wieder einem der früheren Contador-Helfer. Einen Tag nach dem Sieg seines Tinkoff-Teamkollegen Michael Rogers triumphierte erneut Majka, der bereits die Bergankunft in Risoul für sich entschieden hatte. «Der Sieg war geplant. Wir hatten uns vorgenommen, was zu machen», sagte der Pole, der sich beim Zieleinlauf mit der Faust auf die Brust klopfte und zwei Finger in die Höhe streckte. Majka baute auch seinen Vorsprung in der Bergwertung aus. Dabei war er ursprünglich gar nicht für die Tour vorgesehen, erst die Suspendierung Roman Kreuzigers aus Tschechien wegen abnormaler Werte im Blutpass hatte ihn ins Team gespült.

Es war der insgesamt dritte Tagessieg für die Mannschaft von Bjarne Riis, eigentlich sollten die Fahrer in Frankreich Contador zum dritten Gesamtsieg verhelfen. Doch der Spanier war bereits in den Vogesen nach einem Sturz mit einem Schienbeinbruch ausgeschieden. Das Fehlen Contadors, der auch für die Vuelta ausfallen wird, und das des ebenfalls gestürzten Vorjahressiegers Chris Froome sind wohl auch Gründe dafür, dass Nibali in den Bergen leichtes Spiel hat.

Auf dem 10,2 Kilometer langen und im Schnitt 8,3 Prozent steilen Schlussanstieg schüttelte er mit Leichtigkeit seine größten Rivalen allesamt ab. Der bisherige Gesamtzweite Alejandro Valverde verlor 49 Sekunden auf Nibali, auch Frankreichs Hoffnung Thibaut Pinot büßte 54 Sekunden ein. Damit liegt Nibali vor der letzten schweren Pyrenäen-Etappe am Donnerstag nun 5:26 Minuten vor Valverde. Dritter ist Pinot mit sechs Minuten Rückstand.

«Vier Anstiege auf nur 124 Kilometern. Das war sehr gefährlich und hätte jederzeit explodieren können», sagte Nibali. Doch es verlief alles wie gehabt. Und so müsste der Astana-Fahrer schon vom Rad fallen, um das Gelbe Trikot noch zu verlieren, denn mit einer Schwäche ist auf den letzten kaum mehr zu rechnen. Zu souverän präsentiert sich der «Hai von Messina» mit seinem Astana-Team bei der diesjährigen Tour. Er würde damit 17 Jahre nach Marco Pantani als sechster Italiener den Toursieg wieder in die Heimat von Fausto Coppi bringen. Eine Einladung in den Palazzo Chigi ist Nibali bereits von Italiens Regierungschef Matteo Renzi zugestellt worden.

Ganz so weit ist es aber noch nicht. Zuvor warten noch am Donnerstag die letzten Strapazen in den Pyrenäen, wenn es über den 2115 Meter hohen Col du Tourmalet und zur Bergankunft nach Hautacam in 1520 Metern Höhe geht.

Eine ordentliche Vorstellung lieferte wieder der Tscheche Leopold König vom kleinen deutschen Team NetApp-Endura ab. Der bereits von mehreren Teams umworbene 26-jährige Tour-Debütant verlor 3:54 Minuten auf Majka und liegt nun auf Platz neun. Von den deutschen Fahrern war erwartungsgemäß nicht viel zu sehen - ausgenommen von Altmeister Jens Voigt, der sich zu Beginn der Etappe in einer Ausreißergruppe gezeigt hatte.


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