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Das Team Gerolsteiner präsentiert sich im Januar.
05.07.2003 12:55
Neuling Gerolsteiner erfrischend

Paris (dpa) - Im Land der Feinschmecker leistet sich eine deutsche Mineralwasserfirma einen Luxus, der an einen Frevel grenzt. Hauptsponsor Gerolsteiner stellt seinen Rad-Profis während ihrer Premiere bei der Tour de France zwei Köche aus einem Berliner Restaurant zur Seite.

Sie sollen dafür Sorgen tragen, dass die Fahrer ihre ausgelaugten Körper nur mit wertvoller Nahrung aufpäppeln. Die Restaurant-Leitung hat sich von der Tour-Begeisterung der Firmen- Verantwortlichen aus der Eifel anstecken lassen und seine Maitres Gerolsteiner quasi als Sponsorenleistung zur Verfügung gestellt.

Zum Start der 90. Tour de France präsentiert sich der Rennstall erfrischend natürlich und äußerst bodenständig. Alles ist noch neu, die Freude über die erstmalige sportliche Qualifikation für das bedeutendeste Radsport-Ereignis der Welt hebt sich von der geschäftsmäßigen Routine bei den alteingesessenen Mannschaften ab. «Ich kenne die Tour de France bisher nur aus dem Fernsehen», sagte Teamchef Hans-Michael Holczer, «wohl auch deshalb hat mich das Tour- Fieber voll erfasst.» Der gelernte Realschullehrer für Geschichte und Mathematik hat sich 1998 beurlauben lassen und genießt dank wachsender Erfolge das Vertrauen der Unternehmens-Leitung.

«Wir haben bei der offiziellen Präsentation der Fahrer schon gemerkt, dass wir eine Außenseiterrolle haben», schilderte Gerolsteiner-Geschäftsführer Jörg Croseck seinen Eindruck von der Vorstellung der 22 Teams und ihrer 198 Fahrer am Freitagabend vor dem Pariser Rathaus. Croseck verantwortet beim deutschen Mineralwasser- Marktführer die Bereiche Marketing, Vertrieb, Export und Personal.

Der Erfolg des nunmehr fünfjährigen Engagements im Profi-Radsport lässt sich zwar kaum mit konkreten Verkaufszahlen belegen, der Werbeeffekt durch die Tour-Teilnahme ist mit herkömmlichen Mitteln aber nur schwer erreichbar. Gerolsteiner hat sich deshalb entschlossen, für zwei weitere Jahre bis 2005 und zudem noch mehr als bisher in den Radsport zu investieren. Die Qualität der Mannschaft um den italienischen Weltranglisten-Vierten Davide Rebellin soll stetig gesteigert werden, Maßstab für die Zukunft ist allerdings ab sofort auch die ständige Qualifikation für die Tour.

Rebellin wird bleiben. Wichtig ist weiter das deutsche Element, in Frankreich repräsentiert von Routinier Udo Bölts, Sprinter Olaf Pollack, den starken Zeitfahrern Uwe Peschel und Michael Rich sowie Torsten Schmidt. Bölts wird am Saisonende Sportlicher Leiter neben Christian Henn und Reimund Dietzen. Schon seit Wochen streckt das Team Gerolsteiner seine Fühler nach Neuzugängen aus, Kandidaten könnten Sprinter Danilo Hondo vom Team Telekom und Jens Voigt von der französischen Mannschaft Crédit Agricole sein. Eine Verpflichtung von Jan Ullrich hatte sich im Frühjahr nach einem Telefonat zwischen dessen Manager Wolfgang Strohband und Holczer erledigt.

Die Telekom-Fahrer werden im übrigen schon seit drei Jahren von ihrem Koch Walter Grözinger versorgt. Er wurde einst geholt, um Ullrichs Gewichtsprobleme in den Griff zu bekommen. Bei der Tour de France brachte Lance Armstrong - wer auch sonst? - als erster einen eigenen Koch mit. Die Fußballer beugen schon seit langer Zeit auf Reisen möglichen unliebsamen Überraschungen vor. Unvergessen ist der Aufruhr, den Bayern München 1973 beim Europapokal-Auftritt bei Dynamo Dresden damit verursachte. Um die deutschen Gerolsteiner-Köche wird in Frankreich dagegen kein Aufheben gemacht.


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