Erfurt (rad-net) - Gleich mit mehreren Neuheiten geht das «Thüringer Energie-Team» in seine nunmehr vierte Saison: Noch nie befanden sich im Kader zwei aktuelle Medaillengewinner bei U23-Weltmeisterschaften, noch nie war die Mannschaft mit elf Fahrern so klein und noch nie gab es nur einen einzigen Neuzugang. Eine weitere Neuerung ist die Verstärkung mit Enrico Poitschke, der als erfolgreicher Ex-Rennfahrer in die Sportliche Leitung wechselt.
An der Spitze der Mannschaft stehen der U23-Vizeweltmeister im Zeitfahren Patrick Gretsch, der außerdem im vergangenen Jahr Thüringen Rundfahrt gewonnen hat, sowie der Dritte des U23-WM-Straßenrennens John Degenkolb. Trotz dieser beiden Leistungsträger geht das Team mit der Aussage in die Saison, dass die Mannschaft der Kapitän und Star ist. «Wir werden jeweils bei den Rennen entsprechend dem Leistungsvermögen entscheiden, für wen gefahren wird», sagt der Sportliche Leiter Jens Lang. Diese Entscheidung wurde von der Teamleitung gemeinsam mit den Sportlern gefällt. «Die Jungs haben es im vergangenen Jahr als sehr angenehm und positiv empfunden unter dieser Vorgabe in die Rennen zu gehen», begründet Lang. Außerdem sei die Mannschaft für die Gegener so wesentlich schwerer berechenbar.
Ursprünglich fanden nach den Abgängen von Nils Plötner, Oliver Giesecke, Daniel Becke, Florian Frohn und Marcel Barth sowie Bastian Bürgel als einzigen Neuzugang nur zehn Fahrer Platz im Team. Kurzfristig entschied sich Teammanager Jörg Werner Marcel Barth trotz seines Ausscheidens aus der U23-Klasse noch zu integrieren. Der Geraer rechtfertigte diese Entscheidung und dankte das in ihn gesetzte Vertrauen bereits mit dem Sieg im Madison sowie einem zweiten Platz im Punktefahren beim Bahn Weltcup in Kopenhagen.
Bastian Bürgel, der aus Bayern nach Thüringen kam, wurde in beiden Juniorenjahren Deutscher Vizemeister und nahm an beiden Weltmeisterschaften teil.
Als Saisonhöhepunkte werden in diesem Jahr die nationalen und internationalen Meisterschaften sowie die Thüringen Rundfahrt formuliert. Als Ziel strebt Teammanager Jörg Werner an, besonders bei der Deutschen Bahnmeisterschaft in Erfurt zu glänzen und nach den beiden WM-Medaillen durch Gretsch und Degenkolb endlich ein Regenbogentrikot für das Continental-Team nach Thüringen zu holen. Die Bundesliga genießt nicht mehr höchste Priorität, soll aber vor allem für die jungen Fahrer eine Bewährungschance bieten. «Natürlich nehmen wir alles mit was kommt. Aber wir werden einem Sieg in der Bundesliga nicht alles unterordnen. Wir sind der Seriensieger mit neun von zehn möglichen Erfolgen. Im letzten Jahr gelang uns mit John Degenkolb sogar ein historisches Tripel durch den Gewinn der Mannschafts-, Einzel- und Nachwuchswertung», so Werner.
Als besondere Highlights gelten im Rennkalender die Teilnahmen an den höchsten deutschen Rundfahrten. «Wir sind sehr froh, bei der Bayern Rundfahrt und der Sachsen Tour starten zu können. Das bringt die Jungs noch mal voran und wir können uns zeigen und die Sponsoren präsentieren.»
Im Anti-Doping-Kampf kann das «Thüringer Energie-Team» auf einen bei Continental-Teams weltweit einmaligen Zustand verweisen. Alle Sportler befinden sich entweder in einer Ausbildung, einem Studium oder einem Praktikum. «Dadurch, dass den Jungs auch eine Alternative aufgezeigt wird, klammern sie sich nicht nur verzweifelt an den Sport und eine mögliche Karriere als Berufsradfahrer, was oft in einem wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis endet und zu Doping führen kann», erklärt Werner.
Besonders stolz ist die Mannschaft, den Ostthüringer Enrico Poitschke als Sportlichen Leiter für die Radrennen gewonnen zu haben. «Wir werden in den Rennen bei taktischen Fragen von seiner langjährigen Erfahrung als Rennfahrer und Tour-de-France-Teilnehmer profitieren können und uns somit auch auf diesem Gebiet weiter entwickeln», sagt Werner. Durch strukturelle Veränderungen im Thüringer Radsport wurden alle U23-Fahrer in Erfurt an einem Ort zusammengefasst. Gerald Mortag schied als Sportlicher Leiter aus und widmet sich nun voll der Aufgabe als Stützpunktleiter am wichtigen Nachwuchsstandort in Gera.
In der Vorbereitung auf die Saison haben die Sportler bereits vier Trainingslager absolviert, drei auf Mallorca und eins auf Skiern im italienischen Wintersportort Livigno. Dabei sind rund 9000 Trainingskilometer zusammen gekommen, die älteren Fahrer kommen dabei allein auf 450 Kilometer Krafttraining, haben die Verantwortlichen ausgerechnet.