Hannover (dpa) - Erik Zabel hat das Siegen nicht verlernt. Eine Woche nach seiner 14. Tour-de-France-Teilnahme, wo er vergeblich einem Etappensieg hinterherjagte, gewann der Radprofi die «Nacht von Hannover».
Wenige Minuten nach Mitternacht distanzierte der 38 Jahre alte Milram-Fahrer im Zielsprint den drei Jahre älteren Mario Cipollini (Italien). «Super-Mario» hatte für das Rundstreckenrennen sein Rentnerdasein für einen Tag unterbrochen.
«Es ist toll, noch einmal gegen ihn fahren zu können», sagte Zabel. Er hatte zur Begrüßung seines ehemaligen Berufskollegen extra ein T-Shirt in den italienischen Landesfarben grün-weiß-rot angezogen. Der Erfolg der bekannten Rad-Oldies, die jeweils zwölf Tour-Etappensiege zu Buche stehen haben, passte den Veranstaltern prima ins Konzept. «Neuer Kurs, alte Sieger», lautete das Motto für die 24. nächtliche Rundenhatz, die erstmals nicht um die Markthalle, sondern um das Opernhaus in Hannovers City führte.
Geschätzte 50 000 Zuschauer feierten ein Volksfest, ganz gegen den Negativ-Trend im Radsport. Das Thema Doping wurde bei zwei Pressekonferenzen mit keiner Silbe erwähnt. Es gab auch keine Doping- Kontrollen. Dafür tummelten sich am Rande des Rennens, das nach einem heftigen Regenguss verkürzt werden musste, Prominente wie Ex-Profi Dietrich Thurau, Tennisspieler Nicolas Kiefer und Fußballtrainer Mirko Slomka, der auch den Startschuss gab.
Den sportlichen Wert seines vierten «Nacht»-Sieges ordnete Zabel richtig ein. «Die junge Sprintergeneration ist einfach einen Tick schneller als ich», gab der gebürtige Berliner zu. Namentlich nannte er den Briten Mark Cavendish und Gerald Ciolek aus Köln, die in Hannover fehlten. Wenn Ende Dezember Zabels Vertrag bei Milram ausläuft, muss dass noch nicht das Ende seiner Karriere sein. Er spekuliert auf eine weitere Sechstagerennen-Saison: «Gegen eine Ehrenrunde im Winter hätte ich nichts einzuwenden.»