Berlin (dpa) - Ein Bericht über den angeblichen Wechsel von Jan Ullrich zum österreichischen Volksbank-Team hat die Spekulationen um die Zukunft des Rad-Stars weiter angeheizt.
Volksbank-Teamchef Thomas Kofler räumte zwar einen Kontakt zu Ullrich und dessen Manager ein, dementierte aber einen Bericht der «Sport-Bild». Die Zeitschrift hatte in ihrer Online-Ausgabe gemeldet, der des Dopings verdächtigte Ullrich wolle das Engagement am 26. Februar bei seinem geplanten Pressetermin in Hamburg bekannt geben.
«Das ist absolut zu dementieren. Da ist nichts spruchreif», sagte Kofler der dpa. «Wir sind eines von mehreren Teams, die mit ihm geredet haben», räumte er ein. Eine Verpflichtung könne er sich aber nur «sehr, sehr schwer» vorstellen. Der «Sport-Bild» sagte Kofler: «Die ihn so verteufeln, sind genau die, die ihn so hochgelobt haben. Wenn mal sieht, wo der Radsport in Deutschland vor zehn Jahren stand und wo er heute steht, bin ich immer noch überzeugt: es gebe dieses große Interesse am Radsport nicht. Er hat genügend für die Sportart geleistet. Es tut einem weh, wenn alles nur noch negativ über ihn geschrieben wird. Wir hatten leider nie einen Jan Ullrich in Österreich. Deswegen könnte er hier einiges auslösen.»
Der Tour-de-France-Sieger von 1997 ließ die Spekulationen unbeantwortet und bat seine Fans um Geduld. Auf seiner Homepage erklärte er lediglich, am 26. Februar würden «alle Fragen geklärt». Auf dem Pressetermin, wo Ullrich eine Erklärung abgeben will, sollen allerdings keine Fragen der Journalisten zugelassen werden. Dies hatte die Vermutungen angeheizt, der 33-Jährige werde seinen Rücktritt verkünden. In der Einladung heißt es, Ullrich werde «Erfreuliches über seine weitere berufliche Laufbahn» mitteilen.
Da Jan Ullrich bei seiner Pressekonferenz in einem Hamburger Hotel ohnehin im Fokus stehe, wolle sich Kofler «erst einmal im Hintergrund halten». Er ließ zunächst offen, ob Ullrich ausschließlich als Sportlicher Leiter oder doch noch als Fahrer beim Team Volksbank aktiv werde. «Da kenne ich die Ziele von Jan noch nicht genau. Ich denke, dass er das für sich selbst geklärt hat, wenn man sich den Wortlaut der Einladung anschaut. Meiner Meinung nach würde er nicht alle einladen, wenn er nicht als Fahrer aufhören würde.»
Der 34-jährige Kofler hatte den Rennstall 1999 gegründet. Das international zweitklassige Volksbank-Team zählt nicht zu den ProTour-Mannschaften. Zu den bekanntesten Fahrern gehören die Österreicher Gerrit Glomser, Harald Morscher und Werner Riebenbauer. Auch der deutsche Sprinter Sven Teutenberg steht im Kader.
Gegen ein Comeback von Ullrich als Fahrer sprechen gleich mehrere Gründe. Ullrich verfügt derzeit nach wie vor nicht über eine Profilizenz. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jan keine Lizenz bekommen würde», sagte Kofler. Die anderen Fahrer, die im Zuge des spanischen Doping-Skandals suspendiert worden waren, dürften mittlerweile ebenfalls wieder fahren. Ullrich drohen allerdings auch zwei Verfahren durch den Schweizer Radsport-Verband Swiss Cycling und die Bonner Staatsanwaltschaft. Zudem ist der Olympiasieger von Sydney seit Juni 2006 ohne Wettkampf.