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John Degenkolb fährt selbstbewusst zur WM. Foto: Javier Lizon
14.09.2015 10:50
Nervenstarker Degenkolb geht mit frischem Sieg in die WM

Madrid (dpa) - John Degenkolb hat das Siegen nicht verlernt. Drei Wochen musste der Frankfurter auf Gewinnerposen verzichten, auf der letzten Etappe der Spanien-Rundfahrt schlug er dann zu: «Endlich. Ich bin überglücklich. 21 Tage lang mussten wir darauf warten.»

Auf Madrids Prachtstraße Paseo del Prado siegte Degenkolb deutlich vor dem Niederländer Danny van Poppel und sorgte selbst für einen gehörigen Motivationsschub knapp 14 Tage vor der Straßen-WM in Richmond/Virginia. Dort könnte der Giant-Alpecin-Kapitän zusammen mit André Greipel eine Art Doppelspitze für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bilden. «Es geht um Alles oder Nichts», sagte Degenkolb.

Der 26 Jahre alte Thüringer bewies in Spanien vor allem mentale Stärke. Auf den Einbruch seines Teamkollegen Tom Dumoulin, der auf der vorletzten Etappe von Platz eins auf Rang sechs durchgereicht wurde, antwortete er auf seine Art. «Der Tag zuvor war ein schwarzer Tag für uns. Wir waren sehr enttäuscht. Aber das ist Sport, und das ist das Leben», meinte er.

Umso beeindruckender war, mit welcher Entschlossenheit er sich und seine Mannschaft aus diesem Tal befreite. «Ich bin ein Fahrer, der sich perfekt auf einen Tag vorbereiten kann», sagte er der Deutschen Presse Agentur und stellte selbst eine seiner Stärken heraus - ein gutes Zeichen für die Titelkämpfe in den USA.

Degenkolb hat nun auch die Bestätigung dafür, dass seine Vorbereitung in der Spezialdisziplin Massensprint exzellent verlaufen ist. An seiner generellen Verfassung hatte er ohnehin keine Zweifel. «Ich fühle mich gut. Meine Form hier stimmt. Ich konnte auch richtig gut in den Bergen mithalten», erklärte er.

Damit verblüffte er auch die Konkurrenz. Auf der 19. Etappe neutralisierte er auf einem Anstieg im Finale sogar eine Attacke des spanischen Bergsprinters Alejandro Valverde und legte damit den Grundstein für Dumoulins zwischenzeitlichen Ausbau der Führung in der Gesamtwertung. «Da waren nur noch 20, 25 Mann vorn mit im Spiel. Mancher Kletterer musste abreißen lassen. John aber war mit dabei. Das war phänomenal», lobte ihn sein sportlicher Leiter Christian Guiberteau.

Selbst wenn Degenkolb seine Leistung scherzhaft relativieren wollte - «Ich bin auf der Abfahrt wieder zurückgekommen. Bergab sorgt Masse für Geschwindigkeit» -, so stimmt die in Spanien erworbene Kletterfähigkeit für den Rundkurs von Richmond optimistisch.

Über seine Aussichten auf den ersten deutschen WM-Titel seit 1966 spricht er zurückhaltend. «Ich kenne den Kurs noch nicht. Er soll wellig sein. Die wichtigsten Rivalen sind sicher Peter Sagan und Alexander Kristoff», sagte er.

Schwierigkeiten bei der Abstimmung mit Greipel fürchtet der Sieger der Frühjahrs-Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix nicht. Kommt es zu einer Ankunft des großen Feldes, wird für Greipel gefahren. Kommt nur eine kleinere Gruppe durch, ist Degenkolb am Zug: «Wir werden einen Plan A haben und einen Plan B. Wenn der eine nicht funktioniert, schwenken wir auf den anderen um. Wir sind gute Kumpels, wir werden uns arrangieren und gut zusammenarbeiten.»


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