Villeneuve-d'Ascq (rad-net) - Max Walscheid will sich 2022 verstärkt auf seine Fähigkeiten im Zeitfahren konzentrieren. Der Deutsche hat sich in den vergangenen Jahren von seiner Funktion als reiner Sprinter gelöst und seinen Horizont mit der Disziplin erweitert, wobei er vergangene Saison bereits zeigen konnte, mittlerweile mit den Weltbesten mithalten zu können.
«Ich denke, dass ich letztes Jahr einen gewissen Schritt gemacht habe, der es mir ermöglicht hat, auf einem Niveau zu fahren, auf dem ich gute Zeitfahren machen kann», erklärte Walscheid zu seinen Fortschritten im Zeitfahren, durch die er 2021 bereits einige Topplatzierungen erreichen konnte, gegenüber «Cyclingnews». Beim letzten Zeitfahren des Giro d'Italia 2021 wurde er Sechster, dann Fünfter bei den Europameisterschaften und Elfter bei den Weltmeisterschaften, bevor er in der Mixed Staffel mit dem deutschen Team die Goldmedaille holte. Für die aktuelle Saison hat sich Walscheid nun erneut die Meisterschaften im Zeitfahren zum Ziel gesetzt: «Natürlich werde ich weiter daran arbeiten, und in diesem Jahr möchte ich auf jeden Fall gute Zeitfahren machen, und ich habe bereits die nationalen, europäischen und Weltmeisterschaften im Blick.»
Mit Blick auf die ursprüngliche Idee, aus der Spezialisierung als Sprinter auszubrechen und eine neue Disziplin in sein Repertoire aufzunehmen, erklärte Walscheid, dass sein früherer Teamkollege Victor Campenaerts – dieser hat sich in den vergangenen Jahren selbst vom Zeitfahr-Spezialisten zu einem Klassiker-Spezialisten entwickelt – den ausschlaggebenden Anstoß gegeben habe: «Wir haben in einem Trainingslager einige Tests gemacht, und ich habe ziemlich gute Ergebnisse erzielt. Er [Campenaerts, Anm. d. Red.] fragte mich, warum ich nie wirklich ein Zeitfahren gemacht habe. Ich glaube, ich habe diese Energie von außen gebraucht, um in Schwung zu kommen.» Zeitgleich habe er durch die Ausweitung seiner Fähigkeiten aber auch mehr Chancen bei den Rennen der Saison erhalten, auf eigene Ergebnisse zu fahren.
Trotz des neuen Fokus, erklärte Walscheid, wolle er sich in Zukunft aber weiterhin auch den Sprints der Rennen widmen. Dabei scheint die Kombination von Sprint und Zeitfahren in erster Linie nicht gerade intuitiv, aufgrund der verschiedenen Veranlagungen der beiden Disziplinen. Während erstere vor allem anaerobe Explosivkraft benötigt, setzt letztere die sorgfältige Messung von Leistungsschwellen voraus, wobei Walscheid diesen vermeintlichen Widerspruch scheinbar ganz gut auszutarieren weiß: «Ich denke, ich habe immer noch die gleichen Sprintfähigkeiten wie früher, aber im Allgemeinen konnte ich mein Niveau als Fahrer ein wenig anheben. [...] Im Fitnessstudio erreiche ich die gleichen Werte wie früher. Tatsächlich habe ich dieses Jahr im Winter einen neuen Kniebeugen-Rekord aufgestellt, also glaube ich nicht, dass ich die schnellen Muskelfasern verloren habe.»
Walscheid fährt seit Beginn des Jahres für das französische WorldTour-Team Cofidis, nachdem sein früherer Rennstall Qhubeka-NextHash es verpasst hatte, eine WorldTour-Lizenz für 2022 zu erlangen. Im direkten Vergleich der beiden Mannschaften stellte der Fahrer jetzt große Unterschiede in den Arbeitsweisen fest, doch insgesamt habe er sich gut bei dem Team eingelebt, so der 28-Jährige: «Ich denke, ich habe mich hier ziemlich gut eingefügt. Natürlich muss man sich zu Beginn der Saison an vieles gewöhnen. Neben dem Material muss man sich mit den Leuten vertraut machen - den Mechanikern, den Betreuern, aber ich denke, es ist alles in Ordnung und ich lerne so langsam alle kennen.»