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Lance Armstrong (r.) und Johan Bruyneel lchen im Flieger Richtung Grenoble.
11.07.2005 13:33
Verfolger blasen zur Jagd auf Armstrong

Grenoble (dpa) - Den Favoriten schlägt die Stunde der Wahrheit. Mit dem Aufstieg hinauf in den Skiort Courchevel beginnt der Showdown der 92. Tour der France.

Nach dem Ruhetag in Grenoble gilt die erste von insgesamt sieben Bergetappen in den Alpen und Pyrenäen als wichtige Standortbestimmung für Lance Armstrong und seine Verfolger. Auch wenn es bei nur drei dieser sieben kräftezehrenden Teilstücke eine Bergankunft gibt - ein in der Tour- Geschichte eher mäßiger Durchschnitt - ist der Respekt der Fahrer groß. «Auf den ersten Blick sehen die Alpen gar nicht so schlimm aus. Aber ich glaube, der Eindruck täuscht», sagte Titelverteidiger Armstrong.

In den kommenden Tagen hat dessen angeschlagener Widersacher Jan Ullrich reichlich Gelegenheit, seinen Anspruch auf den zweiten Tour- Sieg nach 1997 zu untermauern. Spätestens beim 21,8 Kilometer langen und durchschnittlich 6,3 Prozent steilen Schlussanstieg Richtung Courchevel wird es nach Meinung von Jens Voigt (CSC) zu einer Zäsur im Gesamtklassement kommen. «Nach dieser Etappe wird man sich ziemlich sicher festlegen können, wer in Paris auf dem Treppchen steht», hatte der momentan Führende bereits vor Wochen beim Blick auf das Streckenprofil prophezeit.

Nicht nur Ullrich hofft auf eine Schwäche von Armstrong. Vor allem die Bergspezialisten wie Ivan Basso (Italien) und Iban Mayo (Spanien) werden ihr bevorzugtes Terrain zum Angriff auf Armstrong nutzen. Der couragierte Auftritt von Andreas Klöden deutete bereits an, mit welchen Mitteln die Allmacht des Amerikaners gebrochen werden kann. «Alle Attacken wird er nicht mitgehen können», meinte Ullrich vielsagend. Demnach will T-Mobile auch in den Bergen versuchen, Armstrong mit der Offensive der drei Spitzenfahrer Ullrich, Klöden und Alexander Winokurow zu zermürben.

Nicht nur auf der 10. Etappe besteht die Chance, den Top-Favoriten, dessen Mannschaft nach leichten Schwächen wieder «marschierte», in Schwierigkeiten zu bringen. Nur 24 Stunden später erklimmt das Fahrerfeld auf dem 2645 Meter hohen Galibier den höchsten Punkt der diesjährigen Tour. Auch wenn das Ziel 40 Kilometer hinter dem Gipfel liegt, sind Kletterkünste gefragt. Schließlich geht es zuvor über den Col de la Madelaine und Col du Telégraphe.

Ein ähnlich hoher Unterhaltungswert ist auch in den Pyrenäen garantiert. Bei den restlichen beiden Bergankünften der diesjährigen Tour am kommenden Wochenende in Ax-3-Domaines und St.-Lary-Soulan dürfte die Entscheidung über den Gesamtsieg fallen. Basso, bisher eher ruhiger Beobachter der Szene als Aktivposten, setzt auf die Pyrenäen. «Ich habe immer gesagt, die Tour beginnt erst richtig in den Alpen und wird in den Pyrenäen entschieden werden. Mehr denn je bin ich davon überzeugt.»

Unter allen Umständen wollen die Mitfavoriten eine frühe Vorentscheidung zu Gunsten von Armstrong verhindern. Deshalb ist vor allem am Dienstag höchste Aufmerksamkeit geboten. Denn in den vergangenen Jahren nutzte der sechsmalige Gesamtsieger gleich die erste Bergetappe zur Demonstration seiner Stärke. Bei der vorigen Tour war Ullrich der Leidtragende: Auf der Pyrenäen-Etappe nach La Mongie nutzte Armstrong den Kräfteinbruch der deutschen Tour-Hoffnung gnadenlos aus und legte den Grundstein für den späteren Erfolg.


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