Austin (dpa) - Lance Armstrong hatte sein spektakuläres Comeback kaum verkündet, da rissen sich die Renn-Veranstalter schon um die umstrittene Rad-Ikone und öffneten ihr Tür und Tor.
Selbst die Organisatoren der Tour de France, die dem Astana-Team in diesem Jahr wegen seiner Doping-Vergangenheit den Start verwehrten, hofieren den siebenmaligen Tour-Gewinner Armstrong als potenziellen, «neuen» Werbeträger. «Ich möchte nicht mehr in die Vergangenheit schauen», äußerte Tour-Direktor Christian Prudhomme in einem WDR-Interview. Der Franzose legte Wert auf die Feststellung, dass sich Armstrong dem selben Anti-Doping-Reglement wie alle anderen Fahrer unterwerfen müsse. «Er wird behandelt wie jeder andere Profi auch. Und unsere Regeln sind strikter als je zuvor», sagte Prudhomme.
Auch vom fünften Kontinent erhielt Armstrong umgehend eine Einladung zur Down Under Tour. «Wenn Lance Armstrong in Australien starten würde, wäre das sensationell für unsere Tour», sagte Direktor Mike Turtur dem Radiosender ABC.
Ob das Comeback des immer mit Doping-Gerüchten konfrontierten Armstrong dem um Glaubwürdigkeit kämpfenden Radsport ein besseres Image verleiht, darf bezweifelt werden. «Wenn man schon so viele Rennen in seiner Karriere gewonnen hat wie er, dann kann man nur verlieren», meinte Bjarne Riis, der Tour-Sieger von 1996. Der aktuelle Tour-Champion Carlos Sastre meinte: «Nach drei Jahren ohne Wettkampf wird es nicht einfach für ihn, aber das ist Armstrong». Sein spanischer Landsmann Alejandro Valverde sieht das ähnlich: «Es wird sehr schwer für ihn, noch einmal die Tour zu gewinnen, aber mit ihm und Contador hätte Astana ein Super-Team.»
Armstrongs Wechsel zum Rennstall von Andreas Klöden, wo sein früherer Teamchef Johan Bruyneel jetzt Manager ist, rückte immer näher. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Probleme hat, ein Team zu finden», sagte Bruyneel am Rande der Vuelta. «Aber es ist klar, dass ich aufgrund der Beziehungen, die wir zueinander haben, ihm nicht erlauben kann, zu einem anderen Team zu gehen», bestätigte der Manager schon fast die geplante Verpflichtung. Alberto Contador, der Tour-Sieger von 2007 und Giro-Champion von 2008, wäre jedenfalls glücklich über solch einen neuen Teamgefährten. «Ich würde ihm sofort die Tür bei Astana öffnen. Ein Fahrer wie er hat nirgendwo anders seinen Platz als bei uns. Ich habe ihn immer bewundert und würde sehr gern neben ihm fahren», sagte der Spanier.
In einer Video-Botschaft auf seiner Homepage hatte Armstrong tags zuvor verkündet, dass er sein künftiges Team und seine Rennplanung erst am 24. September in New York verkünden werde. Fest steht bereits, dass Millionär Armstrong bereit ist, ohne Gage für sein neues Team zu fahren.
In der Video-Botschaft hatte Armstrong seine Rückkehr mit einer Aufklärungs-Kampagne gegen den Krebs verbunden. «Ich bin froh, hier verkünden zu können, dass ich nach Gesprächen mit meinen Kindern, meiner Familie und engsten Freunden in den Profiradsport zurückkehre, um auf die Krebskrankheit aufmerksam zu machen», sagte Armstrong, der am 18. September sein 37. Lebensjahr vollendet. «Dieses Jahr sterben allein fast acht Million Leute weltweit an Krebs. Es ist jetzt an der Zeit, das Krebs-Problem stärker in den globalen Fokus zu rücken», fügte er hinzu. Vor zwölf Jahren war Armstrong selbst an Hodenkrebs erkrankt. Mediziner gaben ihm nur eine 50-prozentige Überlebenschance, doch er wurde geheilt und bekam zugleich für alle Rennen eine Erlaubnis zur Nutzung spezieller Medikamente.
Keinen Zweifel ließ der Amerikaner daran, dass er seinen achten Sieg bei der Tour de France anstrebt. Da es für Astana bisher keine Tour-Garantien für 2009 gibt, plant Armstrong bei eventuellem Gegenwind, sich direkt an Frankreichs Staatspräsident Nikolas Sarkozy zu wenden. «Ich bin bereit, ihn dann direkt anzusprechen», erklärte Armstrong der Zeitschrift «Vanity Fair». Letzter Auslöser für sein Comeback war das 160 Kilometer-Mountainbike-Rennen in den Colorado Rockies im August. «Dieses obskure Bike-Rennen hat meinen inneren Motor zum Kick-Start gebracht», führte Armstrong aus.