Paris (dpa) - Einen Tag nach der Tour de France haben sich die Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Umbau des von der Doping-Affäre um Jan Ullrich erschütterten Teams T-Mobile verdichtet.
Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung will das Bonner Mobilfunkunternehmen Team-Chef Olaf Ludwig und den sportlichen Direktor Mario Kummer entlassen. Eine Stellungnahme von T-Mobile zu dem «Bild»-Bericht war zunächst nicht zu erhalten.
Die französische Sportzeitung «L'Equipe» hatte gemeldet, Ludwig und Kummer sollen von dem Trainer der T-Mobile-Frauenmannschaft Bob Stapleton und dem früheren Radprofi und ZDF-Kommentator Rolf Aldag ersetzt werden. Der für die Tour zuständige ZDF-Teamchef Peter Kathmann sagte dazu, Aldag habe dem Sender von Gesprächen mit T-Mobile über die geplante Zusammenarbeit berichtet, es gebe aber kein konkretes Angebot.
Das ZDF wolle Aldag «mindestes noch die nächsten zwei, drei Jahren» halten. Er könne sich nicht vorstellen, dass Aldag ZDF- Kommentator bleibt und gleichzeitig Teamleiter bei T-Mobile wird, sagte Kathmann. Nach dem Ende seiner sportlichen Karriere im Vorjahr war der 37-jährige Aldag als Berater in den erweiterten Kreis der T- Mobile-Mannschaftsführung berufen worden.
Ein T-Mobile-Sprecher hatte bestätigt, dass Stapleton enger an Teamleiter Ludwig gebunden werden soll. «Über alles wird gesprochen», betonte Team-Sprecher Christian Frommert. Die Gespräche sollten nach dem Empfang der Mannschaft an diesem Montag in Bonn beginnen. T- Mobile hatte bei der Frankreich-Rundfahrt mit nur sieben Fahrern als beste Mannschaft abgeschnitten, Ullrich-Nachfolger Andreas Klöden war Dritter der Gesamtwertung geworden. Schon während der Tour war Kritik an der sportlichen Leitung laut geworden. Der Weltmeister im Einzelzeitfahren, Michael Rogers, hatte bemängelt, dass es für die Alpenetappen keine Team-Taktik gegeben habe.
Mit dem Skandal um das spanische Doping-Netzwerk und der Suspendierung und Kündigung von Ullrich hatte T-Mobile eine «grundlegende Prüfung» aller Strukturen und Personen in der Mannschaft angekündigt. «Wir stellen alles auf den Prüfstand», betonte Frommert. Später sprach er von einem notwendigen «Klinsmann- Effekt» als Zeichen der Erneuerung in dem von Doping-Affären belasteten deutschen Profi-Radsport.
Ullrich hatte erklärt, er wolle die Kündigung nicht hinnehmen. Auch mit einer Entlassung Ludwigs, dessen Radsport-Unternehmen durch Verträge an T-Mobile gebunden ist, würde das Bonner Unternehmen ebenfalls einen langen Rechtsstreit riskieren.