Molveno (rad-net) - Jochen Käß und Daniel Geismayr haben sich mit ihrem Erfolg auf der letzten Etappe der Bike Transalp von Trento nach Molveno doch noch den Gesamtsieg geholt. Die Centurion-Vaude-Paarung gewann nach 59,6 Kilometern vor Tony Longo und Gregory Brenes und holte gegenüber dem Gelben Trikot von Simon Stiebjahn und Urs Huber sechs Minuten heraus. Bei dem Schweizer war der Freilauf kaputt gegangen.
An der ersten Verpflegungszone bei Kilometer 18 war für Stiebjahn und Huber (Team Bulls 1), die mit 3:06 Minuten Vorsprung in die letzte Etappe gegangen waren, noch alles im grünen Bereich. Vorne lag das Wilier 7c Force-Team Brenes/Longo, der an Ellbogen und Hüfte lädierte Jochen Käß fuhr 45 Sekunden vor seinem Teamkollegen Daniel Geismayr und dem Bulls-Duo in Gelb.
«Jochen ist in der Abfahrt weg gefahren, wir wollten kein Risiko eingehen, haben uns gut gefühlt und hatten das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben», gibt Stiebjahn Einblick.
Dass Käß alleine vorne war, ließ erahnen, dass der Ofterdinger und der Vize-Weltmeister aus Österreich darauf setzten, dass Geismayr den beiden Konkurrenten am folgenden Berg würde wegfahren können.
Das wurde aber nur noch teilweise relevant, weil bei Urs Huber etwa bei Kilometer 20 plötzlich der Freilauf streikte. Hinter ihnen fuhr das zweite Bulls-Duo Martin Frey und Hansueli Stauffer. Der Schweizer Landsmann stellte sein Hinterrad zur Verfügung, doch die Steck-Achse griff nicht. «Dann haben wir Martins Laufrad genommen, da hat es dann funktioniert», erzählte Stiebjahn später.
Geismayr klettert stark
Derweil hatte Geismayr seinen Teamkollegen Käß eingeholt und beide machten Dampf. Sie passierten auch Brenes/Longo und fuhren mit Vollgas Richtung Ziel. Nach 37 Kilometern stoppten sie im Lager von Bulls zweieinhalb Minuten Rückstand auf Centurion-Vaude. Nach dem Asphalt-Anstieg hinauf nach Ranzo spuckte die Zwischenzeitmessung bei Kilometer 44 dann schon 3:21 Minuten Rückstand aus.
Damit war die Gesamtführung in den Händen von Centurion-Vaude, das die Etappenfahrt seit 2013 dominiert. «Geisi war in den vergangenen Tag am Berg super stark», vermutet Stiebjahn, dass der Österreichische Meister entsprechend Tempo bolzte.
Von da an ging es nur noch wellig dahin, doch der Abstand wuchs weiter. Teammanager Friedemann Schmude erhielt vom Lago di Nembia, etwa acht Kilometer vor dem Ziel die Nachricht: Viereinhalb Minuten Rückstand. «Unglaublich, da hätten wir die Transalp nach elf Jahren mal wieder gewinnen können und dann so was», meinte Schmude enttäuscht. «Klar, man weiß nicht, was unabhängig vom Defekt passiert wäre, aber...»
Ohne den Freilauf-Defekt hätte es trotzdem noch eng werden können. «Das ist Spekulation», meinte Stiebjahn. Hochrechnen lässt sich ihr Abstand nicht, denn als sie acht Kilometer vor dem Ziel den Abstand mitgeteilt bekamen, da sei es «mental schon schwierig» gewesen.
Fünfter Gesamtsieg für Käß
Käß und Geismayr feierten indes den zweiten Etappensieg und den Gesamterfolg. «Ich habe versucht meine Schmerzen zu verdrängen. Nachdem gestern die Hüfte das größte Problem war, war es heute vor allem der Ellenbogen. Aber das Leiden hat sich gelohnt und ich denke, insgesamt haben wir verdient gewonnen. Das Pech der letzten Tage hat sich zu unserem Glück gedreht», erklärte Käß.
Die Frustbewältigung dürfte beim Bulls-Duo schon unterwegs eingesetzt haben, denn ihnen war bewusst, dass die Früchte der Arbeit aus den Händen geglitten waren. «Klar ist man enttäuscht, man fragt sich warum. Aber dann kann man auch fragen, was wäre gewesen, wenn Jochen nicht unter den Lastwagen gestürzt wäre. So ist der Sport und ich glaube, im Laufe einer Karriere gleicht sich Glück und Pech am Ende aus», räsonierte Stiebjahn.
Mit genau sechs Minuten Rückstand erreichten sie als Tagesdritte in 2:45:28 Stunden das Ziel am Lago di Molveno. Am Ende waren sie wieder Gesamtzweite, wie schon im Vorjahr als sie durch einen Reifendefekt am letzten Tag nicht mehr nach Gelb greifen konnten.
Für Jochen Käß war es der fünfte Gesamtsieg bei der Transalp, für Daniel Geismayr, der 2016 und 2017 gemeinsam mit Herrmann Pernsteiner gewonnen hatte, der Dritte.
Gesamtdritte wurde Wilier 7c Force mit Ole Hem und Marco Rebagliati (Norwegen/Italien), die als Tagesvierte ins Ziel kamen. Das Team Bulls 2 verteidigte trotz der Material-Bereitstellung immerhin Gesamtrang vier gegenüber dem KMC-Duo, obschon Hansueli Stauffer mit dem defekten Hinterrad erst mit 19:55 Minuten Verspätung das Ziel erreichte.
Damen: Keine Konkurrenz
Bei den Damen waren Nina Hartleb und Elena Wagner (Sebamed Scott Mädelz) ohne echte Konkurrenz. Sie gewannen alle Etappen und hatten über sieben Stunden (!) Vorsprung auf Nelia Fuchs und Christina Baganz (Burn Baby powered by Dextro). Die Schwedinnen Lisa Hakansson und Annalena Axelsson, die jeden Tag, außer auf der vierten Etappe Zweite wurde, landeten auf Position drei.