Frankfurt/Hohenstein-Ernstthal (rad-net) - Die Deutschen Straßenmeisterschaften sollen am 23. August auf dem Sachsenring stattfinden - vorausgesetzt, die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus lassen es zu. Dies teilte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) jetzt mit.
«Wir hoffen auf eine Signalwirkung und wollen auch andere Veranstalter ermutigen, ein Rennen durchzuführen», sagt BDR-Sportdirektor Patrick Moster. «Außerdem wollen wir uns im Vergleich zu anderen nationalen Radsportverbänden nicht verstecken, die ebenfalls Meisterschaften ausrichten wollen.» So hat bereits am vergangenen Wochenende die slowenische Meisterschaft stattgefunden.
Der 23. August wurde vom Weltradsportverband UCI als fester Termin für die nationalen Titelkämpfe vorgegeben. An diesem Tag sollen - wenn es die Corona-Schutzverordnungen zulassen - in ganz Europa die Meisterschaftsrennen stattfinden. Das Datum ist wieder eine Woche vor dem Start der Tour de France gewählt, die nach der Verschiebung nun am 29. August in Nizza beginnen soll.
Ursprünglich sollten die Titelkämpfe am vergangenen Wochenende in Stuttgart ausgetragen werden. Doch die Organisatoren hatten bereits Ende April die Reißleine gezogen. Zu unsicher sei es gewesen, die Deutschen Straßenmeisterschaften der Elite risikolos in Stuttgart und in den anderen Kommunen der Region Stuttgart durchzuführen. In Stuttgart plane man nun, die DM 2021 nachzuholen.
Möglich machen die Organisation der Titelkämpfe nun Dietmar Lohr und sein Team. Sie haben bereits am Pfingstsonntag das erste Radrennen seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland durchgeführt. Der traditionsreiche Sachsenring, auf dem viele Auto-, aber vor allem internationale Motorradrennen stattfinden, bietet ein ideales Terrain für Sportveranstaltungen in Corona-Zeiten aber auch darüber hinaus. Im letzten Jahr fanden bereits die Deutschen Meisterschaften auf dem Sachsenring statt. Damals verließ man aber die 3,5 Kilometer lange Schleife für eine größere Runde außerhalb.
Dieses Mal wird der Meisterschaftskampf allein auf dem Ring entschieden. «Wir sind Dietmar Lohr und seinem Team sehr dankbar, dass wir die gute Zusammenarbeit aus dem Vorjahr wiederholen können», sagt BDR-Vizepräsident Erik Weispfennig. «Es ist gerade in diesen Zeiten wichtig, den Sportlerinnen und Sportlern Möglichkeiten zu geben, Wettkämpfe zu bestreiten und eine Woche vor dem Tour-Start um das Meistertrikot fahren zu können.»
Der BDR hat ein strenges Hygiene-Konzept erarbeitet, damit die Meisterschaften ohne größere Risiken durchgeführt werden können. So soll es beispielsweise nur vom BDR zugelassene offizielle Materialfahrzeuge geben. Die Teams müssen sich – unter genauer Angabe der Personalien – an den verschiedenen Depots einrichten. Nummernausgabe, Parkplatzeinteilung, Siegerehrung, alles wird genau vorgegeben. «Wir haben stundenlang gesessen und das Konzept erarbeitet. Wir erwarten von allen Teilnehmern Disziplin und strikte Einhaltung der Vorgaben. Dann kann es funktionieren», hofft Günter Schabel. Zuschauer werden nach den derzeit geltenden Bestimmungen vermutlich nicht zugelassen.
Die Behörden haben grünes Licht zur Durchführung gegeben, allerdings ist allen Beteiligten klar, sollte es in der Gegend um Hohenstein-Ernstthal zu plötzlichen Corona-Fällen kommen, kann die Meisterschaft auch noch kurzfristig wieder abgesagt werden. «Das Ganze ist für uns eine große Herausforderung. Wir hätten es uns auch leichter machen können und einfach alle Rennen in diesem Jahr absagen können, aber wir wollen unseren Sportlerinnen und Sportlern Veranstaltungen anbieten, wo sie sich mit der Konkurrenz messen können. Und dazu gehört auch diese Meisterschaft», so Schabel.
Der 3,5 Kilometer lange Rundkurs ist topografisch recht anspruchsvoll und keinesfalls ein einfaches Rundstreckenrennen, auch wenn die gefahrene Runde kleiner ist als sonst üblich. Die Frauen werden rund 110 Kilometer absolvieren, die Männer etwa 150, was insgesamt circa 2000 Höhenmetern entspricht.
Die Meisterschaften wird dann fast auf den Tag 60 Jahre nach dem WM-Erfolg von Bernhard Eckstein statt, der am 13. August 1960 – mit Unterstützung von Titelverteidiger und WM-Favorit Täve Schur – den dritten WM-Sieg in Folge für die damalige DDR holte. 150.000 Zuschauer säumten damals die alte, 8,7 Kilometer lange Schleife auf dem Sachsenring. Auch vor diesem historischen Hintergrund freut sich Dietmar Lohr besonders auf die DM im August. «Wir hoffen, dass der Radsport auch in Corona-Zeiten wieder in die Gänge kommt und freuen uns auf die Herausforderung, diese Meisterschaft ausrichten zu können und sind zuversichtlich, sie ähnlich erfolgreich durchzuführen wie 2019.»
Neben der Straßen-DM der Elite hat der BDR auch noch weitere Meisterschaften geplant.
Wenige Wochen zuvor, am 12. Juli, soll die Deutsche Zeitfahrmeisterschaft für Junioren und Juniorinnen in Esplingerode in Niedersachsen ausgetragen werden. Schauplatz ist ein acht Kilometer lange, welliger Rundkurs. Ausrichter sind die Radsportvereine Tuspo Weende und VCE Duderstadt mit Holger Buch an der Spitze des Organisationsteams, das gemeinsam mit dem BDR derzeit an einem Sicherheitskonzept arbeitet. Am 2. August soll zudem in Diekirch (Luxemburg) die U23-Meisterschaft gemeinsam mit den verbänden Luxemburg und der Schweiz ausgetragen werden.
In Kürze will der BDR nach Absprache mit seinen Trainern, Koordinatoren und den Landesverbänden einen Corona-Radsportkalender mit neuen Terminen vorlegen.
Keine Straßen-DM in Stuttgart in 2020
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