Längenfeld (dpa) - Bei der Tour de France wurde er mit Schimpf und Schande im Gelben Trikot des Feldes verwiesen, nun kam er als Tour-Tourist nach Längenfeld in Tirol: Der des Dopings verdächtigte Michael Rasmussen stattete der Deutschland-Tour einen Besuch ab.
Zumindest unter seinen Arbeitskollegen war der Däne ein gern gesehener Besucher. Am Start der 6. Etappe redete er angeregt mit Kollegen, unter ihnen mit dem italienischen Weltmeister Paolo Bettini, schrieb Autogramme und winkte den Profis bei der Abfahrt munter zu. Viele grüßten zurück.
«Ich war auf der Rückreise von einem Rennen in Dänemark an meinen Wohnort am Gardasee, da habe ich erfahren, dass die Deutschland-Tour in der Nähe von Innsbruck ist. Da habe ich einen Abstecher gemacht», erklärte Rasmussen seinen Überraschungs-Besuch in Österreich. Er war von seinem Rabobank-Team während der Tour suspendiert worden, weil er falsche Angaben über seinen Trainingsort gemacht und damit Doping-Kontroll-Termine verpasst hatte.
Er hatte angeblich in Mexiko - schwer für Kontrolleure zu erreichen - trainiert, war aber tatsächlich in Italien. Der Weltverband UCI hätte Rasmussen daraufhin sperren müssen und gar nicht an den Start lassen dürfen, verschanzte sich aber hinter Paragraphen, die angeblich dagegen sprachen. Sein Rabobank-Team hatte der Tour-de-France-Organisation die Arbeit abgenommen, Rasmussen nach Hause geschickt und so den Weg freigemacht für den ebenfalls Doping-verdächtigen Alberto Contador.
Jetzt ist der zarte Däne, der austrainiert bei 1,83 Metern Körpergröße nur rund 60 Kilo auf die Waage bringt, auf Jobsuche. «Ich bin jetzt dazu mental in der Lage. Ich habe mehrere Kontakte und würde am liebsten noch in diesem Jahr wieder Rennen fahren, vielleicht die Lombardei-Rundfahrt im Oktober», erklärte Rasmussen, der mit Lederjacke und Jeans bekleidet war. Nirgendwo blitzte sein Markenzeichen.
Das war in der vergangenen Woche noch anders. Bei einem Einladungs-Rennen in Kopenhagen war der zweifache «Bergkönig» der Frankreich-Rundfahrt im Gelben Trikot am Start und wurde überschwänglich bejubelt. Der dänische Verband hatte zu seiner Teilnahme als Einzelstarter laut Rasmussen Grünes Licht gegeben. Auch von der UCI hätte er keine Sanktionen zu befürchten, meinte der Däne, der jetzt mit vollem Elan nach einem neuen Team suchen kann.