Die deutsche Mannschaft wird sich dementsprechend mit breiter Brust an den Start stellen. Mit Jan Ullrich und Andreas Klöden hat man zwei der vier besten Tour de France Teilnehmer dieses Jahres dabei - eine Doppelspitze sozusagen, die von Erik Zabel flankiert wird, der sich bis zum Schluss vorne behaupten wird und die Trumpfkarte für eine vielköpfige Spurtentscheidung ist.

"Es muss aber auch Indianer geben, nicht nur Häuptlinge", weiß Jens Voigt, der trotz hervorragender Form eigene Ambitionen zurücksteckt und sich ganz in den Dienst der Mannschaft stellen will. Einer der Indianer ist auch Michael Rich, der als Helfer in der ersten Rennhälfte die meisten Körner verbrauchen wird. Alle zusammen haben sich unter Anleitung von BDR-Teamchef Mario Kummer bei einem kurzen Trainingslager auf Kreta den letzten Schliff geholt. Sie werden am morgigen Mittwochabend in Athen ankommen und in Top-Form am kommenden Samstag (14. August/11:45 Uhr MESZ) am Start stehen.

Aber die Straßenprofis sind nicht die einzigen Medaillenkandidaten im deutschen Radsport-Team. BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer will sich zwar nicht auf eine Zahl von Medaillen festlegen, die in Athen am Ende in der Bilanz stehen könnte, sagt aber: "Das Ergebnis von Sydney mit zehn Medaillen ist kaum wiederholbar, aber allzu weit weg davon werden wir am Ende nicht landen. Unsere Athleten werden versuchen, das Optimum herauszuholen. Wir sind in fast allen Disziplinen in der Lage, um die Medaillen mitzufahren. Im Zeitfahren der Männer auf der Straße ist eine Medaille eingeplant." Die Kandidaten dafür sind Michael Rich und natürlich Jan Ullrich. "Ich fahre nach Athen und bin bis unter die Haarwurzeln motiviert", sagt der Olympiasieger im Straßenrennen von Sydney, "ich weiß, ich habe zwei Chancen, auf das Siegerpodest zu kommen. Beide Chancen - im Straßenrennen am 14. und beim Zeitfahren am 18. August - werde ich mit vollem Einsatz wahrnehmen."

Bei den Frauen wird das BDR-Trio mit Judith Arndt, Trixi Worrack (beide Equipe Nürnberger) und Angela Brodtka (RSC Cottbus) mit einer Taktik ins Straßenrennen am 15. August starten, die laut Bundestrainer Jochen Dornbusch so ausgelegt sein wird, dass "alle drei die Möglichkeit auf eine Medaille haben". Im Zeitfahren der Frauen wird Judith Arndt als aktuelle Vize-Weltmeisterin für einen Medaillenplatz hoch gehandelt. Zweite deutsche Starterin im Zeitfahren ist Trixi Worrack.

Aber auch auf der Bahn und bei den Mountainbike-Rennen starten die BDR-Athleten mit einigen Medaillenchancen. Im olympischen Velodrom will Stefan Nimke am 20. August im 1000-Meter-Zeitfahren Gold gewinnen. Die Teamsprinter Jens Fiedler, René Wolff und Carsten Bergemann streben eine Medaille an. "Alles andere wäre eine Niederlage", sagt René Wolff, der auch im Sprint eine Medaille gewinnen will. Doppel-Olympiasieger Jens Fiedler konzentriert sich zunächst ganz auf den Teamwettbewerb, bei dem die Sprinter am 21. August ihren ersten Einsatz haben. "Der Teamsprint ist meine erste Disziplin in Athen. Ich werde als Anfahrer starten. Darauf konzentriere ich mich zunächst", sagt der 34-Jährige Chemnitzer.

Auch der in diesem Jahr neu formierte Bahnvierer, für den Robert Bartko, Robert Bengsch, Guido Fulst, Christian Lademann und Leif Lampater nominiert sind, will um die Medaillen kämpfen. "Ich glaube, dass wir mindestens unter die ersten Vier kommen können", meinte Bundestrainer Bernd Dittert während der Regio-Tour, die seine Athleten als letzte Olympia-Vorbereitung auf der Straße bestritten haben. Und Robert Bartko meinte: "Wir können uns nicht mit Australien oder Großbritannien vergleichen. Wir hoffen, dass am Tag X alles klappt, dann ist Platz drei realistisch." Auch in der Einerverfolgung ist dem Olympiasieger von 2000 eine Medaille zuzutrauen. "Ich würde gerne aufs Treppchen fahren", sagt er, "aber das ist ja auch Glückssache."

In den Mountainbike-Entscheidungen am 27. (Frauen) und 28. (Männer) August sind vor allem Weltmeisterin Sabine Spitz und Lado Fumic Kandidaten für Plätze auf dem Podium. "Lado ist in der Lage unter die Top-Fünf zu fahren und bei den Frauen wollen wir sowohl Sabine Spitz als auch Ivonne Kraft unter die besten Acht bringen, das ist realistisch. Wo sie dort platzieren, ist von Rennverlauf und der Tagesform abhängig", meint Mountainbike-Bundestrainer Brückner.

Das Team für Athen

Straße Männer
Andreas Klöden (Kreuzlingen/Schweiz - T-Mobile Team)
Michael Rich (Emmendingen - Gerolsteiner)
Jan Ullrich (Scherzingen/Schweiz - T-Mobile Team)
Jens Voigt (Berlin - Team CSC)Erik Zabel (Unna - T-Mobile Team) 

Straße Frauen
Judith Arndt (Leipzig - Equipe Nürnberger)
Angela Brodtka (Cottbus - RSC Cottbus)
Trixi Worrack (Cottbus - Equipe Nürnberger)

Bahn - Kurzzeit Männer
Jens Fiedler (Chemnitz - XXL erdgas Team)
René Wolff (RSC Turbine Erfurt)
Stefan Nimke (RSC Sprintteam Schwerin)
Carsten Bergemann (SSV Heidenau)

Bahn - Kurzzeit Frauen
Katrin Meinke (RSC Cottbus)

Bahn Ausdauer Männer
Robert Bartko (Neuenhagen/Berlin - Rabobank)
Robert Bengsch (Berlin - Berliner TSC)
Guido Fulst (Berlin - RSV Werner Otto Berlin)
Christian Lademann (Berlin - SC Berlin)
Leif Lampater (Schwaikheim - RSG Heilbronn)

Mountainbike - Männer
Lado Fumic (Kirchheim/T. - T-Mobile)
Manuel Fumic (Kirchheim/T. - T-Mobile)
Carsten Bresser (Neustadt/W. - Ralph Denk Racing Team)

Mountainbike - Frauen
Sabine Spitz (Murg-Niederhof -Fusion Pro Team)
Ivonne Kraft (Gaggenau/Ghost)